Kasse Zurück zur Website
Skip to main content

Rekord im Pestizid-Einsatz – Artensterben, Vergiftungen und Verstärkung globaler Ungerechtigkeit

Rekord im Pestizid-Einsatz – Artensterben, Vergiftungen und Verstärkung globaler Ungerechtigkeit

Noch nie in der Geschichte wurden weltweit so viele Pestizide eingesetzt wie heute – und nicht ohne Folgen: Artensterben, Pestizidvergiftungen und Verstärkung globaler Ungerechtigkeit.
Public Eye, 2. September 2022

Heute liegt die jährlich ausgebrachte Pestizidmenge bei ca. 4 Millionen Tonnen weltweit! Fast die Hälfte davon sind Herbizide, die gegen Unkräuter verwendet werden; knapp 30% sind Insektizide, die gegen schädliche Insekten wirken und etwa 17% sind Fungizide gegen Pilzbefall. Marktanalysen bezifferten den globalen Pestizid-Marktwert im Jahr 2019 auf fast 84,5 Milliarden $ (und vorne mit dabei ist die Schweizer Syngenta). Alle Zahlen und Fakten zu diesem giftigen Geschäft gibt’s im neuen Schweizer Pestizidatlas von Public Eye.

Und jetzt?

Was wird passieren? Ich meine nicht, bis 2050 oder so, wenn die Legislaturen und Bonusrunden längst Geschichte sind. Nein, jetzt, hier, heute? Was tun wir mit dieser Erkenntnis?

Wir leben in der Schweiz! Wir haben den Boden. Wir haben das Wasser. Wir haben die Er/Kenntnis und wir haben alle Werkzeuge, die es braucht. Ganz im Speziellen haben wir seit drei Jahren sogar den landwirtschaftlichen Flächencode 725 (Mischkulturen*), über welchen die Landwirte 0.323 SAK (Standardarbeitskräfte*) pro Hektar abrechnen können. Damit sind sogar nur 3-Hektaren-grosse Betriebe wieder subventions- und überlebensfähig. Das Problem: Es weiss kaum jemand davon. Und wenn man versucht, sich durchzufragen, kann niemand bei der Umstellung helfen und es heisst: “Das ist nicht skalierbar, daher uninteressant.” Und die Lobby ist stark, sehr stark.

Leere Worthülsen aus Politik und Wirtschaft begleiten mich seit ich denken kann. Und der Souverän sitzt achselzuckend und lethargisch in der Ecke und schaut zu, auch seit ich denken kann. Wann steht eine kritische Masse endlich einmal auf?! Wer übernimmt hier die Verantwortung, den offensichtlich dringend notwendigen Wandel loszutreten? Fenaco? Der Schweizer Bauernverband? Syngenta? Auf wen wollen wir uns verlassen? Wer soll uns in Zukunft ernähren? 

Wusstest du, dass…?

jedes Jahr bis zu 1’000 Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz wegsterben? Der Grossteil der Betriebe ist versklavt und im System gefangen mit Stundenlöhnen von 9 Franken (als Landwirt:in mit der Verantwortung, uns gesund zu ernähren?). Und einige Wenige sammeln die Millionen ein. Alleine die Selbsterhaltung des kranken Systems verschlingt ein Vermögen. 

Wusstest du, dass…?

ein ESG-Consultant bis zum 100-fachen eines Landwirts verdient? Wobei die Frage sich stellt, wer der Beiden tatsächlich einen Mehrwert für unsere Zukunft schafft.

Wusstest du, dass…?

biodivers genutzte Flächen in der Schweizer Landwirtschaft bei unter 1% der Fläche liegen? Das ist inklusive der als Naturschutzgebiete ausgewiesenen wenige Meter breiten Streifen nahe der SBB-Linien.

Wusstest du, dass…?

die Depressions- und Suizidrate in landwirtschaftlichen Betrieben unverhältnismässig hoch ist? Adressieren darf man das Thema nicht, man könnte damit noch mehr triggern, heisst es.

Und wusstest du, dass…?

die aktuelle weltpolitische Lage eine beängstigend schwache Nahrungsmittelversorgung und einen viel zu tiefen Selbstversorgergrad für die Schweizer Bevölkerung aufzeigt? Der einzige Grund warum es noch nicht schmerzt, ist weil wir die Verblendung mit unserem Reichtum bezahlen.

Und dabei ist es so einfach!

Mischkulturen, Terra Preta, Keyline-Farming, Agroforst, Syntropische Landwirtschaft… das ist alles nichts Neues. Es kommt nur jetzt endlich langsam wieder auf, weil einige wenige Menschen erkennen, dass der vor einigen Generationen eingeschlagene, auf der Gier Einzelner basierende und dummerweise strikt beibehaltene Weg, nicht funktioniert.

Die wenigen Höfe, die seit der Implementierung des landwirtschaftlichen Flächencodes 725 auf Mischkulturen umgestellt haben, belegen die Sinnhaftigkeit eines reflektierten Handelns. Dies nicht nur in Bezug auf höhere SAK und Direktzahlungen, sondern auch in Bezug auf den effektiven Ertrag aufgrund weit besserer Qualität (und damit besseren Verkaufspreisen), einem diversifizierten Angebot, kurzen Lieferwegen, wegfallender Zwischenhändler und (!) einer überdurchschnittlich hohen Selbstversorgerquote für die Region. Dazu kommt nebenbei ein regenerativer Bodenaufbau, eine enorme Stärkung der regionalen Sozialstrukturen (miteinander anstatt gegeneinander, hört, hört…), viel weniger Investitionsbedarf und keine Chemie.

Nur ein Teil hiervon ist tatsächlich ökonomisch auswertbar – und genau hier zeigt sich das Problem!

In den vergangenen Monaten hatte ich mit vielen verschiedenen Menschen und Organisationen Kontakt zum Thema “Flächencode 725” und mittlerweile hat sich ein stabiles Netzwerk formiert, welches eine schweizweite Umstellung voranzutreiben bereit ist.

Mit einer breit angelegten, nationalen Wandlung landwirtschaftlicher Betriebe auf den Flächencode 725, auf Agroforst-Systeme und Syntropische Landwirtschaft, können alle o. g. Themen innert weniger Jahre adressiert werden. 

Was braucht es dafür? 

  1. Erkenntnis schaffen
  2. Ausbildung & Schulung
  3. Finanzierung der Umstellung

Erkenntnis schaffen

Als dringend notwendig erachte ich eine freche, wellengleiche Herausforderung auf allen gesellschaftlichen Ebenen sowie sozialen und unsozialen (digitalen) Kanälen, à la: Wusstest du, dass…?!

Ausbildung & Schulung

Die Landwirtschaft gehört in die Schule! Oder noch besser: Die Schule gehört in die Landwirtschaft! Unsere Kinder wachsen mit einem völlig falschen Bild von Landwirtschaft auf. Dort gehört der Hebel angesetzt. Einen 50-jährigen Banker bekomme ich nicht mehr umgepolt, seine 10-jährige Tochter aber ganz bestimmt. Sie wird ihrem Papa erklären, wo die Gurke im Salat herkommt. Und dann wird Ausflucht plötzlich schwierig. Eine Schwemme an Lehrvideos und Podcasts zu “Quick Wins” muss für die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe auf verschiedenen Kanälen zugänglich gemacht werden. Bestehendes darf gerne integriert werden. Wir müssen nichts Neues erfinden. Was wir schon haben, muss nur definitiv besser orchestriert und kommuniziert werden. Schulen und all die folgenden Organisationen plus viele weitere müssen eng integriert werden. Wir haben alle dasselbe Ziel.

Albert Köchin Stiftung Alternative Bank Schweiz Anderes Invest Food & Agri Fund AREF Artemis Auenhof Avina Stiftung Berner Fachhochschule Bio Stiftung Schweiz Biovision BlueOrchard Carmignac Center for Philanthropy StudiesCEO4Climate Christoph Merian Stiftung Chuderboden Clima Now Club of Rome Coopera Coop Patenschaft für Berggebiete Demeter Down to Earth Elea Foundation Ethius Ethos Stiftung EVPA Freie Gemeinschaftsbank GiOCa Permacultura GLS Green Buzz Heidehof Stiftung Herold Mion Hirschi-Nussbaumer-Stiftung Inyova Impax Jacobs Foundation Julius BärKleinbauernvereinigung Liberty Green Lombard Odier MAVA FoundationMercator Migros Pionierfonds Nest Oak Foundation Öbu OCCR One Planet LabPando Permakultur Jetzt Permakultur Konkret Permakultur Leben Perma LodgePermaria Permaterra Pro Natura PWA P4NE Philea Pictet POM+ RadicantRecelio Regionalwert AG Republik ResponsAbility Robeco Sarasin SchrodersSchweibenalp Schweizer Bergheimat Schweizer Berghilfe Schweizer Heimatschutz Sens Suisse SlowGrow Soil Association Soil Heroes Sophie & Carl Binding Stiftung Stiftung Lebendige Höfe Suyana Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe Swiss Excellence Forum Swiss Philanthropy Foundation Swiss Re Foundation Swiss Sustainable Finance Swisscleantech TinklaTriodos Food Investment Uniterre Verein Permakultur Landwirtschaft Verein Permakultur Schweiz Visio Permacultura Wyss Foundation WWF Zentrum Ranft3FO

Zudem muss ein breit gespanntes Netzwerk von B2C-Berater:innen für landwirtschaftliche Betriebe in Bezug auf Planung, Umsetzung und Betrieb aufgebaut und die Etablierung einer offiziellen Ausbildung in regenerativer Landwirtschaft vorangetrieben werden, ganz ähnlich wie dies Martin Ott mit der Demeter-Landwirtschaft vor einigen Jahren getan hat. 

Finanzierung

Die aktuellen Möglichkeiten einer Zwischenfinanzierung für landwirtschaftliche Betriebe, auf “enkeltauglich” umzustellen, ist Null. Es wird neue Finanzierungsmechanismen brauchen, welche den Wandel katalysieren können. Mein Vorschlag ist die Etablierung eines nicht-profit-orientierten Nationalfonds für die Umstellung auf eine regenerative Landwirtschaft. Niemand verbietet es uns, solch einen Fonds aufzubauen und der Schweizer Finanzplatz ist prall gefüllt mit Kapital, welches wirkungsorientiert (ESG) versorgt werden will. Es gibt nur (noch) kein Produkt dafür.

Aber nicht verzagen, das Beste kommt zum Schluss. 

Wusstest du, dass…?

das Curriculum für die Ausbildung in regenerativer Landwirtschaft bereits in Arbeit ist? Aus der Basis heraus. 

Wusstest du, dass…?

jeder permakulturell betriebene Hof all die hunderte von KPIs (Key Performance Indicators = Messgrössen) aus dem ESG-Rahmenwerk abdecken würde? Nur welcher Landwirt soll sich diesen Irrsinn antun und das Rahmenwerk studieren oder einen teuren Cosultant dafür bezahlen?

Und wusstest du, dass…?

dieser Nationalfonds für die Umstellung auf Kulturlandschaften gerade am entstehen ist? Aus der Basis heraus.

Das ist viel Erkenntnis für einen Tag, nicht? Magst du mehr erfahren? Oder möchtest du deinen Landwirtschaftsbetrieb auch zukunftstauglich gestalten? Gerne stehe ich dir dabei zur Seite.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
3) Ist es gut für die Ökonomie unserer Wertegemeinschaft?

Und zwar in dieser Reihenfolge!