Impulse aus der Randzone 29.11.2023
Themenbereiche
Hallo liebe Leserin und lieber Leser,
Einem mehrjährigen, heftigen Sturm folgend, stehe ich nicht nur wieder stabil im Wind, ich erlebe eine ganz eigene Renaissance, eine Reise zu tiefgreifender Erkenntnis, zu geerdeter Wahrhaftigkeit und zu unsagbarer Freude.
Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, nichts zu verlieren zu haben, meinte Janis Joplin.
Ich lerne viel – über mich selbst und über die Gesellschaft, die mich umgibt. Daher zuallererst, Danke! Danke für all die Narben, die mit das Leben beigebracht hat und bestimmt noch beibringen wird. Sie stärken mich. Danke für all die Schlüsselmomente und Menschen, die sich mir in all ihren Facetten offenbaren. Sie lehren mich. Und Danke für das Geschenk, aus der Randzone heraus und für ebendiese wirken zu dürfen. Dort, in der Randzone, beginnt Veränderung. Und dort fühle ich mich wohl.
Einige dieser Erkenntnisse, nennen wir sie «Impulse aus der Randzone», möchte ich mit meiner Nachricht heute gerne teilen.
Es ist nie zu spät, das zu werden, was wir hätten sein können. (George Eliot)
Vertraue auf deine innere Stimme, deine Impulse! Eigentlich immer; und ganz besonders, wenn die «dir meisten Menschen» etwas einreden wollen, das diesen intrinsischen Impulsen widerspricht. Es sind nicht unmittelbar die Menschen, die dir widersprechen, es ist der Organismus, den wir uns geschaffen haben. Dieser hat sein Eigenleben und eine Zielsetzung, die tatsächlich mit dem Werteverständnis der «meisten Menschen» nicht viel zu tun hat.
Der beste Weg, um etwas zu erreichen, ist aufzuhören, darüber nachzudenken und anzufangen. (Walt Disney)
Komm’ ins Tun. Heute. Lerne und wachse im Prozess. Warte nicht. Wir alle befinden uns auf einer ganz eigenen, einzigartigen Reise, also vergleichen wir uns besser nicht zu sehr mit anderen und vertrauen auf unsere eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen und Sensoren. Dieser erste Schritt ist dann wohl meist auch der schwierigste. Aber: Wenn du erst einmal begonnen hast, wirst du feststellen, dass sich der Rest fast wie von selbst ergibt (und eben meist erst dann); ganz ähnlich wie wenn wir vom Feldweg durch die Wildsträucher in einen dichten Wald eintauchen. Mit einem einzigen Schritt eröffnet sich plötzlich ein völlig neues Bild, eine neue Welt. Und nichts Schlimmes wird passieren.
Es gibt keine ökonomischere Energie als eine ökologische. (Hans-Peter Schwöbel)
Die Art und Weise, wie wir unser Geld investieren, hat erheblichen Einfluss auf die Welt. In unserem gesellschaftlichen Raum haben wir die ökonomische Energie allem anderen vorangestellt, obschon sie nur eine von vielen Energien ist, die unser Leben beeinflussen. In einer Zeit, in der bereits viele geltende Regelwerke im Bereich der Finanzanlagen als Greenwashing entlarvt wurden oder bald entlarvt werden, ist es wichtiger denn je, andere Wege zu gehen, neue Werkzeuge zu entwickeln, alternative Ansätze zu finden. Was liegt näher, als unseren innersten Werte auch als Leitfaden für finanzielle Entscheidungen zu verwenden und uns bewusst für verantwortungsvolle Investitionen einzusetzen?
Während der letzten sechs Jahre kamen meine Impulse mehrheitlich aus dem Raum der Stiftung WeContribute, die ich 2017 gegründet hatte. Mein Ansinnen war es, die ökonomische Energie, mit der meine Arbeit in der Entwicklung und Umsetzung von Lösungen für exponierte Landflecken oder brachliegende Baudenkmäler gewürdigt wurde, dem Gemeinwohl zuzuführen. Die Stiftung WeContribute, wie auch meine Firma, die 1618 AG, sind inzwischen Geschichte. Sie haben ihren Zweck erfüllt und waren Katalysator für viel Gutes, wie ich meine.
Seit meiner letzten Meldung sind einige Monate vergangen und viel ist geschehen. Was ich 2017 als Impuls vor mir sah, ist nun manifestiert, nicht „by design“ (es war anders gedacht), eher „by desaster“. Dafür umso wahrhaftiger. Drei Themen sind mir besonders wichtig:
Triple Bottom Line Association
Triple Bottom Line© ist ein Rahmenwerk, welches das traditionelle Konzept der Erfolgsmessung erweitert, um neben der finanziellen Leistung auch ökologische und soziale Überlegungen einzubeziehen. Es zielt darauf ab, die Auswirkungen einer Organisation oder eines Projekts in drei Dimensionen zu messen: Ökologie, Soziales und Ökonomie. Ziel des von Dr. Oliver Fink und mir entwickelten Triple Bottom Line©-Assessmentprozesses ist es, ein zukunftsorientiertes Instrument zur Nachhaltigkeitsbewertung zu liefern und das Verständnis dieser Bewertung auf eine neue Interpretation von Nachhaltigkeit zu lenken.
Einer mehr als zweijährigen Aufbauphase (mit viel Höhen und Tiefen) folgend, wurden nun sämtliche Rechte und Lizenzen an die Triple Bottom Line Association abgetreten, womit die Vision im Sinne des Gemeinwohls weiterentwickelt und nach soziokratischem Modell vorangetrieben werden kann.
Verein ReKuLa – Regenerative Kulturlandschaften
Anfang November war es soweit: Gründungsakt des Vereins ReKuLa – Regenerative Kulturlandschaften!
Die Vision: Ein Morgen, in dem wir Menschen uns als Teil der Natur verstehen. Aus diesem neuen Verhältnis entstehen vielfältige Beziehungen und biodiverse, produktive, ästhetische sowie resistente Landschaften.
Die Mission: Die sozialökologische Transformation katalysieren und eine Welt gestalten, in der die Landwirtschaft zur Regeneration des Bodens beiträgt, die Biodiversität fördert, das Tier- und Menschenwohl verbessert, soziale Teilhabe ermöglicht und effektive Massnahmen gegen die Klimakrise ergreift.
Wyler’s Biohof & Waldgarten
Meinem Permakultur-Design-Grundkurs im Sommer 2020 und der Arbeit auf verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben folgend, habe ich mich auf die Entwicklung ganzheitlicher und strategischer Ansätze für die Landwirtschaft und für urbane Räume spezialisiert und helfe Betrieben, komplexe Herausforderungen zu bewältigen und innovative Lösungen zu finden. Besonders kleinteilige Hofstrukturen und die Implementierung des 2019 eingeführten landwirtschaftlichen Flächencodes 725 (Mischkulturen), haben es mir angetan.
Dass ich neben vielen anderen Betrieben den Wyler Biohof in Wolfhausen, meinen direkten Nachbarn, bei dieser Transformation begleiten darf, sehe ich als grosses Geschenk! Somit habe ich seit diesem Sommer ein neues (zusätzliches) Wirkungsfeld und arbeite als Betriebsleiter für Wyler’s Waldgarten – mit nackten Füssen im Boden, geerdet, und das ist gut so.
Zum Schluss für heute spanne ich den Bogen zurück zu meinem einleitenden Satz und zu Schlüsselmomenten im Leben. Einer meiner Schlüssel wird gemeinhin als ADHS/Asperger-Autismus-Dynamik bezeichnet.
Krank. Oder einfach nur vielfältig?
In der psychologischen Analyse werden Menschen oft mit der Mehrheit, den «meisten Menschen» verglichen und bei Abweichung als «krank» bezeichnet. Menschen im Autismus-Spektrum (und das Umfeld derer) sind oft bereits soweit konditioniert, dass sie sich nach einer offiziellen Diagnose sehnen, um endlich wenigstens irgendwo dazuzugehören. Doch was wäre, wenn wir diese Sichtweise für einmal in Frage stellen und stattdessen die einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven von Menschen aus der Randzone als wertvolle Bereicherung für unsere Gesellschaft betrachten?
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit! Melde dich gerne mit Fragen und/oder Anregungen.
Herzlichst, Kai
Kai Isemann
Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.
1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
3) Ist es gut für die Ökonomie unserer Wertegemeinschaft?
Und zwar in dieser Reihenfolge!