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Schlagwort: Nachhaltige Finanzierung & Investitionen

Von der Kunst richtig zu rechnen

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Von der Kunst richtig zu rechnen


Kaum ein Begriff wird heute so häufig verwendet – und so unterschiedlich verstanden – wie Nachhaltigkeit. Zwischen Wirkungsmessung, True-Cost-Bewertungen und Leistungsnachweisen konkurrieren methodische Ansätze darum, ökologische und soziale Verantwortung in Zahlen zu fassen. Doch während die einen über Wirkungen (Impacts) sprechen und andere über wahre Kosten, rückt ein dritter Begriff zunehmend ins Zentrum: Leistung.


Leistung beschreibt nicht, was ein System hervorbringt, sondern was ein Betrieb aktiv beiträgt, um die Funktionsfähigkeit der natürlichen, sozialen und regionalökonomischen Systeme zu erhalten. Diese Unterscheidung ist entscheidend. Denn Wirkung entsteht immer aus einer vorhergehenden Leistung und nie umgekehrt. Wer Verantwortung übernehmen will, muss dort ansetzen, wo Entscheidungen getroffen und Massnahmen umgesetzt werden: im Betrieb selbst.

Drei Begriffe, drei Denkrichtungen

Leistung, Wirkung und wahre Kosten beschreiben drei komplementäre, aber klar unterscheidbare Betrachtungsweisen.

Leistung steht für das bewusste Handeln eines Unternehmens: die Massnahme, die Qualität der Bewirtschaftung, das aktive Tun oder Unterlassen. Eine Hecke pflanzen, Humus aufbauen, faire Löhne zahlen, regionale Wertschöpfung sichern. All das sind Leistungen. Sie sind sichtbar, steuerbar und überprüfbar.

Wirkung (Impact) bezeichnet die Folgen dieser Handlungen auf die Ökosysteme und Gemeingüter; die tatsächliche Veränderung im Wasserhaushalt, in der Biodiversität, in der Bodenfruchtbarkeit oder im sozialen Gefüge. Wirkungen lassen sich messen, meist allerdings erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung und immer im Zusammenspiel vieler Faktoren.

Wahre Kosten (True Costs) schliesslich versuchen, die ökologischen und sozialen Folgekosten in Geld zu übersetzen, also den Preis eines Produkts so zu erweitern, dass auch die Schäden oder Nutzen für Umwelt und Gesellschaft sichtbar werden. Sie schärfen das Bewusstsein, bleiben aber reaktiv: Sie zeigen an, was bereits geschehen ist, nicht was geschehen sollte.

Warum Leistung der Schlüssel ist

Der entscheidende Unterschied liegt in der Steuerbarkeit. Wirkungen und Kosten sind Resultate. Sie zeigen das, was war. Leistung hingegen beschreibt das, was ist und konkret getan werden kann. Damit ist sie der eigentliche Hebel für Transformation.

Der deutsche Gärtner, Unternehmer und Autor Christian Hiß, Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, hat diesen Gedanken bereits 2011 wissenschaftlich ausgearbeitet und 2015 in seinem Buch „Richtig Rechnen – Durch die Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Wende“ formuliert:

«Richtig rechnen heisst, Verantwortung in unternehmerische Zahlen übersetzen.»

Was als Pioniergedanke begann, hat sich mit der von ihm entwickelten Regionalwert Leistungsrechnung (heute AgriMetrix) zu einer international anerkannten Methode entwickelt. Sie erfasst die betriebliche Leistung als Grundlage einer neuen Bewertung von Unternehmenserfolg. Rund 400 Indikatoren machen sichtbar, welche Massnahmen ein Betrieb ergreift, um ökologische, soziale und regionale Gemeingüter zu erhalten oder zu stärken.

Die Wirkung entfaltet sich daraus, aber sie ist nicht der Ausgangspunkt der Betrachtung. Denn Wirkung lässt sich kaum einem einzelnen Betrieb zuordnen. Ob sich die Insektenpopulation erholt, hängt nicht nur vom Blühstreifen eines Landwirts ab, sondern auch von seinen Nachbarn, vom Landschaftsraum, vom Klima, von Verkehrs- und Siedlungsentwicklung. Leistung dagegen ist betriebsindividuell nachvollziehbar. Sie zeigt, wer Verantwortung übernimmt und wer nicht.

Von der Verantwortung zum Anreiz

Diese Verschiebung von der reaktiven zur proaktiven Perspektive hat weitreichende Folgen. Sie bedeutet, dass Verantwortung nicht über Schuld, sondern über Beitrag definiert wird. Statt Schäden zu sanktionieren, werden Beiträge zur Erhaltung gemeinsamer Lebensgrundlagen honoriert.

Das war von Beginn an der Grundgedanke der Regionalwert-Bewegung, die Hiß ab den 1990er-Jahren geprägt hat. Die Gesellschaft kann Landwirten nicht vorwerfen, Schäden zu verursachen, solange der Markt jene belohnt, die am billigsten produzieren. Wenn der Markt die Leistungen zur Erhaltung von Boden, Wasser und sozialer Strukturen nicht vergütet, darf man sich über deren Verlust nicht wundern. Die Lösung liegt nicht in Strafe oder Regulierung, sondern im fairen Anreiz: Wer Leistungen für das Gemeinwohl erbringt, soll dafür bezahlt werden.

Wirkung braucht Leistung – und Kontinuität

Eine einmalige Leistung kann eine Wirkung auslösen, aber nachhaltige Wirkung entsteht nur durch kontinuierliche Leistung. Deshalb misst AgriMetrix nicht punktuell, sondern regelmässig. Jährlich erhobene Daten zeigen, ob ein Betrieb seine Leistungen stabil hält, verbessert oder verliert. Über die Zeit lassen sich daraus Wirkungsentwicklungen ableiten – evidenzbasiert, ohne Spekulation.

Diese Dynamik gleicht einem Herzschlag. Jede Leistung ist ein Puls, jede Datenerhebung ein EKG der Resilienz. So entsteht nicht nur ein Bild des Zustands, sondern ein lebendiges Verständnis von Entwicklung. Das ist mehr als Nachhaltigkeitsberichterstattung. Es ist Steuerungswissen.

Die Grenzen der Wirkungslogik

Die auf „Impact“ ausgerichteten Modelle, wie sie heute von Politik, Fonds und CSR-Programmen favorisiert werden, leiden an einer systemischen Schwäche. Sie setzen erst an, wenn die Wirkung sichtbar ist, oft Jahre später. Bis dahin sind Investitionen, Förderungen und Lenkungsmechanismen bereits gelaufen. Zudem benachteiligen sie jene Betriebe, die ihre Systeme durch getätigte Investitionen längst stabilisiert haben.. Wer bereits einen guten Zustand erreicht hat, kann keine „zusätzliche Wirkung“ mehr nachweisen.

Das Leistungsprinzip dagegen erkennt die bestehende Qualität an. Es sagt: Auch das Halten eines guten Zustands ist eine Leistung. Gerade in der Landwirtschaft ist Erhaltung oft die grösste Anstrengung und verdient entsprechend Anerkennung.

Die Grenzen der Kostenlogik

Ebenso verkürzt ist der Fokus auf die „wahren Kosten“. Die Berechnung der ökologischen und sozialen Folgekosten (so wichtig sie für das Bewusstsein ist) bleibt analytisch. Sie zeigt Missstände, aber sie ändert sie nicht. Zudem ist sie in der Praxis schwer zu operationalisieren. Wer bestimmt, welchen Preis ein Schmetterling, eine Grundwasserquelle oder ein lokales Wissen hat?

Die Kostenlogik bleibt damit ein Spiegel der alten Welt. Sie rechnet nach, anstatt vorzudenken. Verantwortung wird nicht übernommen, sondern bilanziert. Das aber reicht nicht, um Systeme zu wandeln. Denn Verantwortung entsteht nicht aus Kalkulation, sondern aus Handlung.

Leistung als Brücke zwischen Ethik und Ökonomie

Mit dem Begriff Leistung lässt sich diese Trennung überwinden. Er verbindet das Handeln der Betriebe mit dem Wert der Gemeingüter und schafft Anschluss an die Sprache der Betriebswirtschaft. Denn eine Leistung ist immer auch ein betriebswirtschaftlicher Vorgang. Sie kostet Zeit, Material, Fläche, Wissen, und sie erzeugt damit Aufwand, der bilanziert werden kann.

Genau hier setzt AgriMetrix an. Indem es diese Aufwände in Zahlen und Preise übersetzt und mit marktfähigen Bewertungsmodellen verknüpft, schafft es eine neue Form von Transparenz. Unternehmenserfolg wird nicht länger nur an Rendite, sondern an Verantwortung gemessen. Nachhaltigkeit wird damit buchhalterisch greifbar und zur Grundlage einer neuen Wirtschaftsethik.

Ein neuer Bewertungsrahmen

Der methodische Fortschritt liegt also nicht in der Erfindung neuer Indikatoren, sondern in ihrer Integration in die reale Erfolgsrechnung. Erst wenn Nachhaltigkeitsleistungen Teil der Betriebsbuchhaltung werden, kann sich Wirtschaft wirklich verändern.

So wie die Finanzbuchhaltung das Fundament der industriellen Wirtschaft war, muss die Leistungsbuchhaltung das Fundament einer regenerativen Wirtschaft werden. Sie erlaubt, externe Effekte zu internalisieren, ohne das System zu sprengen, sondern es weiterzuentwickeln.

AgriMetrix bietet dafür eine praxiserprobte Systematik. Sie ordnet rund 400 betriebliche Leistungen in ökologische, soziale und regionalökonomische Dimensionen ein, bewertet sie qualitativ und monetär, und erlaubt damit sowohl Vergleich als auch Steuerung. Es ist keine Ideologie, sondern ein Instrument, anschlussfähig an jede Buchhaltung, kompatibel mit jeder Betriebsform, offen für jeden Dialog.

Ein anderer Blick auf Erfolg

Wenn Leistung zum neuen Massstab wird, verändert sich der Begriff von Erfolg. Nicht mehr der günstigste Preis, sondern die grösste Verantwortung zählt. Nicht mehr das Maximum, sondern das Gleichgewicht.

Das ist kein Rückschritt, sondern eine Reifung der Ökonomie, weg vom Verbrauch, hin zum Erhalt. Wer Leistungen erfasst, fördert und vergütet, schafft die Grundlage für Resilienz, im Betrieb wie im gesamten Wirtschaftssystem. Denn Wirkung entsteht nicht aus der Analyse von Schäden, sondern aus der Summe der richtigen Handlungen.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Verantwortungseigentum: Wirtschaft neu denken – mit Haltung

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Verantwortungseigentum: Wirtschaft neu denken – mit Haltung


Unternehmen prägen unsere Gesellschaft weit über Produkte und Dienstleistungen hinaus. Sie beeinflussen, wie wir arbeiten, wie wir konsumieren, wie Ressourcen genutzt werden; und letztlich, wie resilient unsere Wirtschaft ist. Doch wenn Gewinnmaximierung und kurzfristige Interessen zum alleinigen Massstab werden, gerät Verantwortung ins Hintertreffen. Verantwortungseigentum setzt hier an: Es schafft Strukturen, in denen Unternehmen sich selbst gehören, Gewinne dem Zweck dienen und Eigentum nicht zum Spekulationsobjekt wird. Ein Modell, das weltweit erprobt wird und nun auch in der Schweiz an Bedeutung gewinnt.


Wem gehört ein Unternehmen? 

Wem gehört eigentlich ein Unternehmen? Diese scheinbar einfache Frage führt mitten ins Herz unserer Wirtschaftsordnung. Traditionell gilt: Wer das Kapital stellt, hat das Sagen. Eigentum bedeutet Kontrolle, und Kontrolle bedeutet Anspruch auf die Gewinne. Das klingt logisch und ist doch der Kern vieler Probleme. Denn wenn Gewinn und Kontrolle in denselben Händen liegen, rückt das eigentliche Ziel eines Unternehmens leicht in den Hintergrund: die Erfüllung eines Zwecks, die Bereitstellung von Produkten oder Dienstleistungen, die Lösung eines Problems, die Sicherung von Arbeitsplätzen, die Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt.

Das Modell des Verantwortungseigentums stellt dieses Grundprinzip infrage. Es sucht nach einem neuen Gleichgewicht zwischen Eigentum und Verantwortung. Die zentrale Idee ist einfach und radikal zugleich: Ein Unternehmen gehört nicht den Anteilseignerinnen und Anteilseignern, sondern sich selbst. Wer das Unternehmen führt, ist Treuhänder auf Zeit und verantwortlich dafür, die Mission weiterzutragen, nicht berechtigt, es zu verkaufen oder Gewinne beliebig abzuschöpfen.

Dieses Modell ist keine theoretische Vision. Es hat historische Wurzeln, wurde über Jahrzehnte in Stiftungsunternehmen wie Bosch oder Zeiss gelebt und erfährt in den letzten Jahren neue Aufmerksamkeit. Unter Begriffen wie Steward-Ownership oder Verantwortungseigentum formiert sich eine internationale Bewegung, die zeigt, dass Unternehmen auch ohne Spekulation, Exit-Strategien und kurzfristigen Shareholder-Value florieren können.

Die Prinzipien des Verantwortungseigentums

Im Kern folgen alle Unternehmen im Verantwortungseigentum vier Prinzipien.

Selbstbestimmung

Kontrolle üben jene aus, die mit dem Zweck verbunden sind – Mitarbeitende, Gründerinnen oder ein Kreis von Treuhändern. Wer Kapital investiert, erhält kein Mitspracherecht über die strategische Ausrichtung. Kapital wird zum dienenden Faktor, nicht zur dominanten Kraft.

Sinnorientierung

Gewinne sind notwendig, um ein Unternehmen stabil zu führen, in die Zukunft zu investieren, Mitarbeitende fair zu entlohnen oder Rücklagen für schwierige Zeiten zu bilden. Aber sie sind nicht Selbstzweck. Gewinne im Verantwortungseigentum sind ein Mittel, um den Zweck zu erfüllen, nicht der Zweck selbst.

Unverkäuflichkeit

Unternehmen können nicht als Spekulationsobjekte veräussert werden. Sie sind dauerhaft an ihren Zweck gebunden. Eigentümerinnen und Eigentümer sehen sich als Hüter, nicht als Besitzer.

Treuhandprinzip

Wer das Unternehmen leitet, hält es nur auf Zeit in Verantwortung. Wie ein Staffelstab wird die Aufgabe weitergegeben, nicht als Vermögensübertragung, sondern als Verpflichtung, die Mission in die nächste Generation zu begleiten. 

Diese Prinzipien greifen ineinander. Zusammen bilden sie einen Schutzraum, der Unternehmen von kurzfristigem Druck befreit und ihnen erlaubt, langfristig und im Sinne des Gemeinwohls zu handeln.

Internationale Beispiele

Dass dies funktioniert, zeigen viele Unternehmen weltweit. Bosch etwa gehört zu über 90 Prozent der Robert Bosch Stiftung. Sie sorgt dafür, dass Gewinne nicht privatisiert, sondern für Forschung, Innovation und gesellschaftliche Projekte eingesetzt werden. Bosch ist damit seit Jahrzehnten unabhängig von Börsenzwängen und bleibt dennoch hochprofitabel. Ähnlich verhält es sich bei Zeiss, wo eine Stiftung Eigentümerin ist und so die langfristige Ausrichtung des Unternehmens sichert.

Ein weiteres prominentes Beispiel ist Novo Nordisk in Dänemark. Der Pharmakonzern gehört mehrheitlich einer Stiftung, die dafür sorgt, dass Gewinne nicht allein den Kapitalmarkt bedienen, sondern in Wissenschaft und Gesellschaft zurückfliessen.

Neuere und dynamischere Fälle zeigen, wie das Modell Start-ups inspiriert. Ecosia, die Berliner Suchmaschine, hat sich durch eine Stiftung unverkäuflich gemacht. Alle Gewinne, die nicht im Unternehmen verbleiben, fliessen in weltweite Aufforstungsprojekte. Damit ist Ecosia ein Musterbeispiel, wie digitale Geschäftsmodelle Verantwortung und Wirkung verbinden können.

Elobau, ein mittelständisches Unternehmen in Deutschland, hat die Umstellung vollzogen und Nachhaltigkeit tief in seine Prozesse eingebettet.

Und dann ist da Patagonia, wohl das bekannteste Beispiel aus den USA. Gründer Yvon Chouinard entschied 2022, die Firma in eine treuhänderische Struktur zu überführen. Die Stimmrechte liegen nun beim Patagonia Purpose Trust, die wirtschaftlichen Rechte beim Holdfast Collective, einer gemeinnützigen Organisation. Damit ist Patagonia de facto unverkäuflich. Sämtliche Gewinne, die nicht für das Unternehmen gebraucht werden, fliessen in den Schutz der Natur.

Diese Beispiele machen deutlich: Verantwortungseigentum funktioniert in grossen Konzernen, im Mittelstand und in Start-ups. Es ist flexibel und universell anwendbar.

Schweizer Pioniere

Auch in der Schweiz gibt es erste Unternehmen, die den Schritt gegangen sind. Crowd Container, ein Zürcher Lebensmittelunternehmen, importiert seit 2022 Produkte direkt von Produzierenden aus dem globalen Süden und dem Mittelmeerraum. Mit der Umstellung auf Verantwortungseigentum haben sie sich unverkäuflich gemacht; Gewinne dürfen nicht privat ausgeschüttet werden, die Kontrolle liegt bei den aktiven Unternehmerinnen und Unternehmern. 

Ein zweites Beispiel ist die Toolbike AG mit ihrer Marke MONoPOLE, die Lastenräder produziert. Von Beginn an wurde sie nach Steward-Ownership-Prinzipien aufgebaut. Kapitalgeberinnen haben finanzielle Beteiligungsrechte, aber keine Kontrolle. Die Entscheidungen treffen jene, die mit der Mission verbunden sind.

Diese beiden Unternehmen sind Vorreiter in der Schweiz. Sie zeigen, dass Verantwortungseigentum auch hierzulande rechtlich möglich und wirtschaftlich tragfähig ist, und sie öffnen die Tür für weitere Nachahmer.

Wissenschaftliche Perspektive

Die Universität St. Gallen untersucht mit dem Projekt OPSY – The Potential of Steward-Ownership in Switzerland, wie dieses Modell im Schweizer Kontext funktioniert. Gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds, geht es nicht nur um theoretische Konzepte, sondern um empirische Forschung.

Die Projektbeschreibung hält fest:

„Unser Forschungsprojekt untersucht die Umsetzbarkeit und Akzeptanz von Steward-Ownership in der Schweiz. Im Zentrum stehen die Perspektiven von Unternehmer:innen und Führungskräften sowie die rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen, die diese Eigentumsform begünstigen oder hemmen.“

Damit wird sichtbar, dass Verantwortungseigentum nicht nur eine idealistische Idee ist, sondern ein Feld wissenschaftlicher Analyse. Die Forschung an einer führenden Wirtschaftsuniversität wie der HSG verleiht dem Modell Legitimität und schafft Grundlagen für politische und rechtliche Entwicklungen.

Parallel dazu analysieren Juristinnen wie Anne Sanders die theoretischen Grundlagen. In ihrer Arbeit Binding Capital to Free Purpose schreibt sie:

„In steward-owned businesses, control is held by stewards who have no entitlement to the business’s profit. Profit therefore becomes a means to achieve the organization’s purpose, rather than an end in itself.“

Diese prägnante Formulierung bringt das Wesen des Verantwortungseigentums auf den Punkt: Gewinn ist nicht Ziel, sondern Werkzeug.

Die Chance für die Schweiz

Die Schweiz ist in besonderer Weise prädestiniert für Verantwortungseigentum. Genossenschaften, Stiftungen und Bürgerbeteiligung sind tief in der Kultur verankert. Unternehmen wie Migros oder Raiffeisen wurden ursprünglich mit einem klaren gesellschaftlichen Auftrag gegründet. Sie verkörperten lange Zeit ein starkes Gegengewicht zur reinen Gewinnorientierung. Doch gerade hier zeigt sich auch die Kehrseite: Mit der Zeit haben sich diese Prinzipien verwässert. Der ursprüngliche Anspruch, der über Jahrzehnte Vertrauen und Stabilität stiftete, ist in Teilen erodiert. Dass beide Organisationen heute mit strategischen und strukturellen Schwierigkeiten kämpfen, ist möglicherweise auch eine Folge davon, dass die Idee der klar gebundenen Verantwortung im Laufe der Zeit verwischt wurde. Verantwortungseigentum schafft hier einen schärferen Rahmen: Es verhindert, dass der ursprüngliche Zweck in Nebel von Kompromissen und Interessenkonflikten verloren geht.

Gerade im Mittelstand, wo die Nachfolgefrage drängender wird, bietet das Modell eine klare Antwort. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer stehen vor dem Dilemma: Soll das Lebenswerk an Investoren verkauft werden, mit der Gefahr, dass Kultur und Identität verloren gehen? Oder gibt es eine Alternative, die sicherstellt, dass der Betrieb unabhängig bleibt und im Sinne seiner Mission weitergeführt wird? Verantwortungseigentum bietet genau diesen Rahmen. Die Übergabe wird nicht zum Ausverkauf, sondern zur Weitergabe einer Verantwortung, die fest im Unternehmenszweck verankert ist. Damit lassen sich Nachfolgeregelungen stabiler und für alle Beteiligten fairer organisieren.

Auch für Investoren eröffnet das Modell neue Chancen. Sie beteiligen sich nicht an einem Spekulationsobjekt, sondern an einem langfristig stabilen System. Ihre Rendite ist zwar begrenzt, aber verlässlich. Mehr noch: Diese langfristige Sichtweise ist das ultimative Risikomanagement. Sie grenzt sich klar von klassischen Anlagen ab, die häufig durch kurzfristige Marktbewegungen, Übernahmespekulationen oder politische Volatilität gefährdet sind. Verantwortungseigentum bedeutet, dass Kapital in Strukturen fliesst, die dauerhaft Bestand haben – eine Form von Sicherheit, die im klassischen Finanzmarkt selten zu finden ist.

Verantwortungseigentum in der Landwirtschaft: RegioWert

Besonders spannend ist die Anwendung in der Landwirtschaft. Mit der RegioWert Treuhand AG in St. Gallen entsteht ein Unternehmen in Verantwortungseigentum, das die Leistungen der Landwirtschaft sichtbar, messbar und finanzierbar macht.

Kerninstrument ist AgriMetrix, ein Mess- und Steuerungssystem mit rund 400 Indikatoren, das ökologische, soziale und regionalökonomische Leistungen von Betrieben erfasst. Die RegioWert Treuhand AG bündelt die Rechte an diesem System und stellt es vor allem landwirtschaftlichen Betrieben, Verwaltungen, dem Handel und weiteren relevanten Akteuren zur Verfügung. Damit entsteht eine gemeinsame Datengrundlage, die Leistungen sichtbar macht und Vergleichbarkeit schafft.

In den regionalen RegioWert AGs wiederum werden die Energien gebündelt. Sie verknüpfen Bürgerkapital, öffentliche Hand, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um Investitionen gezielt in resilienzstärkende Strukturen zu lenken. Die AGs sind damit die Orte, an denen Messung, Finanzierung und regionale Umsetzung zusammenkommen.

So entsteht ein Modell, das Landwirtschaft und Regionalökonomie neu verbindet. Bürgerkapital fliesst dorthin, wo es Resilienz stärkt. Investoren finden eine Anlageklasse, die nicht auf kurzfristigen Profit, sondern auf langfristige Stabilität setzt.

Weiterführende Informationen

Purpose International

Purpose Schweiz


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Isemann Holistic Guidance ist neu Partner des One Planet Lab – Gemeinsam für echte Transformation

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Isemann Holistic Guidance ist neu Partner des One Planet Lab – gemeinsam für echte Transformation


Das One Planet Lab und Isemann Holistic Guidance passen zueinander wie permakultureller Boden zu lebendiger Vielfalt! Beide Organisationen setzen sich mit ganzer Kraft für eine enkeltaugliche Welt ein. Die neue Partnerschaft ist mehr als ein strategisches Bündnis – sie basiert auf einem 100%igen Werte- und Projekt-Match. Ob Gemeinwohlorientierung, systemisches Denken oder radikal umsetzbare Nachhaltigkeit – hier treffen sich zwei Kulturen, die sich gegenseitig stärken und ergänzen.


One Planet Lab: ein Netzwerk für den Wandel

Das One Planet Lab ist ein schweizweites Innovationslabor, initiiert vom WWF Schweiz. Es schafft Räume, in denen Menschen ressourcenleichte Lebensstile ausprobieren, wirtschaftliche Alternativen testen und Zukunft erproben. Ziel ist eine Gesellschaft, die mit nur einem Planeten auskommt – ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich resilient.

One Planet Lab bringt Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen: NGOs, Start-ups, Forschungsinstitute, Bildungsprojekte, Landwirtschaft, zukunftsorientierte Unternehmen. Sie alle verbindet die Frage: Wie schaffen wir gemeinsam einen Systemwandel?

Wichtig sind dabei drei Dinge:

  • Wissen teilen – über Blogbeiträge, Leitfäden, Kurse und Best Practices.
  • Menschen vernetzen – auf Events, durch Partnerschaften oder informelle Austauschformate.
  • Projekte fördern – in Testfeldern, durch Beratung oder kollaborative Experimente.

Ob «Regio Challenge», Soils Assembly, Doughnut-Ökonomie oder neue Beteiligungsformate für Bürgerinnen und Bürger – One Planet Lab übersetzt Nachhaltigkeit in handfeste Praxismodelle.

Warum der Zusammenschluss?

Isemann Holistic Guidance bringt eine einzigartige Kombination aus systemischer Beratung, regenerativer Landwirtschaft, Organisationsentwicklung und Finanzinnovation ins Netzwerk. Besonders spannend wird es dort, wo RegioWert AG und AgriMetrix ins Spiel kommen – zwei Projekte, die genau die Lücken füllen, die auch One Planet Lab adressiert:

RegioWert AG: Regional investieren, Wandel finanzieren

Die RegioWert AG verbindet Menschen, die ihr Geld für gesunde Böden, faire Lebensmittelproduktion und lebendige Regionen einsetzen wollen. Durch direkte Investitionen in Boden und Infrastruktur regionaler Betriebe entstehen starke, resiliente Wertschöpfungsketten. Das Konzept wurde in Deutschland erprobt, von Isemann Holistic Guidance und Partnern weiterentwickelt und nun in die Schweiz gebracht.

One Planet Lab setzt sich seit jeher für regionale Ernährungssysteme ein. Veranstaltungen wie das Regio-Bankett, Partnerschaften mit der Kleinbauern-Vereinigung oder Projekte zur Proteinwende zeigen, wie sehr regionale Souveränität im Zentrum steht. Die RegioWert AG liefert hier ein echtes Finanzierungsinstrument mit Commons-DNA. Ein Match auf allen Ebenen.

AgriMetrix: Zukunftstauglichkeit messbar machen

Mit AgriMetrix wird sichtbar, was viele Höfe bereits leisten: Biodiversität erhalten, Böden pflegen, soziale Verantwortung übernehmen. Das von der RegioWert Treuhand AG verwaltete Tool AgriMetrix bewertet auf knapp 400 Indikatoren, wie ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig ein Hof wirtschaftet – und schafft damit die Grundlage für faire Entlohnung, gezielte Förderung und transparente Kommunikation.

Das One Planet Lab-Netzwerk diskutiert genau solche Fragen: Wie können wir Wirkung messen? Wie lassen sich Donut-Indikatoren in die Praxis bringen? Wie entsteht ein Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen? AgriMetrix liefert hier ein robustes, anwendbares System, das One Planet Lab-Akteurinnen und -Akteuren konkrete Umsetzungshilfe gibt.

Partner, Projekte, Perspektiven – wie du dich einbringen kannst

Mit über 80 Partnern bietet das One Planet Lab eine enorme Vielfalt an Initiativen, in die du dich einbringen kannst – als Mitdenker:in, Mitmacher:in oder Mitgestalter:in.

scaling4good

scaling4good ist ein Think-and-Do-Tank, der – genau wie Isemann Holistic Guidance – auf ganzheitliche Lösungen innerhalb der planetaren Grenzen setzt. Die Initiative vernetzt Menschen und Organisationen, um nachhaltige Projekte zu vergrössern und echten gesellschaftlichen Wandel zu bewirken. Besonders schön: Katrin Hauser von scaling4good und ich haben 2021 gemeinsam eine Permakultur-Ausbildung gemacht.

OstSinn

OstSinn ist eine Plattform für Nachhaltigkeit in der Ostschweiz und passt ausgezeichnet zu unserem Engagement für regionale Lösungen. Dank OstSinn konnte ich kürzlich an einer Projektschmiede in St.Gallen die Idee einer ersten Schweizer RegioWert AG vorstellen – ein Konzept, an dem ich aktiv mitwirke, um die regionale Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit OstSinn ist für Isemann Holistic Guidance besonders wertvoll, weil sie zeigt, wie wir gemeinsam Menschen vor Ort für zukunftsfähige Ideen begeistern können.

Ökozentrum

Das Ökozentrum fördert Innovation und Bildung im Nachhaltigkeitsbereich. Besonders inspiriert mich ihr Projekt «Zukunft schreiben», bei dem engagierte junge Menschen für Abschlussarbeiten rund um Nachhaltigkeit ausgezeichnet und begleitet werden. Dieses Programm zeigt eindrücklich, wie wichtig die nächste Generation für eine enkelfähige Zukunft ist – eine Vision, die ich voll und ganz teile.

GreenBuzz

GreenBuzz ist ein lebendiges Netzwerk von Nachhaltigkeitsbegeisterten, in dem auch Isemann Holistic Guidance Mitglied ist. Als Teil dieser Community tausche ich mich projektbezogen mit Gleichgesinnten aus und lasse mich von neuen Ideen inspirieren. GreenBuzz passt perfekt zu uns, weil hier die Freude am gemeinsamen Lernen und Handeln für eine bessere Zukunft im Vordergrund steht – jede Veranstaltung liefert neue Impulse und motiviert, dranzubleiben.

öbu

öbu ist das Schweizer Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, bei dem ich ebenfalls Mitglied bin. Im Kreis der öbu-Mitglieder – Unternehmen, die Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen – fühle ich mich gut aufgehoben.

Purpose Stiftung

Die Purpose Stiftung setzt sich dafür ein, Unternehmen im Verantwortungseigentum (auch Purpose Ownership genannt) zu begleiten – also Firmen, die ihrem Zweck und nicht primär dem Profit verpflichtet sind. Mit Purpose arbeiten wir aktuell Hand in Hand daran, neue Unternehmen zu gründen, die genau dieses Prinzip leben. Diese Partnerschaft passt perfekt zu Isemann Holistic Guidance, weil sie zeigt, wie wir Wirtschaft neu denken können: gemeinwohlorientiert, langfristig und sinngetrieben. Ich bin begeistert, Teil dieses Netzwerks zu sein und zusammen mit Purpose echte Pionierarbeit für zukunftsfähiges Unternehmertum zu leisten.

Swiss Donut Economics Network

Das Netzwerk der Swiss Donut Economics bringt Menschen zusammen, die eine Wirtschaft denken und leben wollen, die soziale Gerechtigkeit und ökologische Grenzen zusammenbringt. Ich schätze besonders die Offenheit und Tiefe der Diskussionen – sie geben wichtige Impulse für unsere Arbeit mit AgriMetrix und RegioWert. Die Donut-Logik ist für mich mehr als ein Modell, sie ist ein Kompass.

Acker Schweiz

Acker Schweiz bringt Kindern und Jugendlichen bei, wie Landwirtschaft funktioniert – praxisnah, im eigenen Schulgarten. Das berührt mich sehr, weil ich selbst oft erlebe, wie stark ein früher Bezug zu Natur und Ernährung das Denken fürs Leben prägt. Bildungsprojekte wie dieses legen die Basis für eine Gesellschaft, die wieder mit der Erde in Beziehung tritt.

Protein Transition Switzerland

Bei Protein Transition Switzerland geht es um nichts weniger als die Ernährungswende – hin zu einer pflanzenbasierten, ökologisch sinnvollen Proteinversorgung. Ich sehe grosse Synergien zur Arbeit von AgriMetrix und bin überzeugt, dass dieser Wandel auch kulturell begleitet werden muss. Dieses Projekt macht Mut und zeigt, wie Veränderung konkret aussehen kann.

CircularHub

Der CircularHub hilft Unternehmen, in zirkulären Kreisläufen zu denken und zu handeln. Für mich ist das besonders relevant in der Zusammenarbeit mit Betrieben, die über RegioWert oder Purpose neue Geschäftsmodelle aufbauen. Es braucht Orte wie diesen, die Know-how und Netzwerk vereinen, um die Theorie in die Praxis zu bringen.

Ob du dich für Bodenaufbau, regenerative Ernährungssysteme oder wertebasiertes Investieren interessierst – irgendwo in unseren Netzwerken findest du Gleichgesinnte.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Das Stiftungsparadoxon: Wenn die Anlage den Zweck verrät

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Das Stiftungsparadoxon: Wenn die Anlage den Zweck verrät


Die Anforderungen an gemeinnützige Stiftungen steigen. Die Öffentlichkeit erwartet nicht nur effektive Projekte, sondern auch Transparenz, Glaubwürdigkeit und eine konsequente Umsetzung der eigenen Werte. Stiftungsräte tragen hierfür die oberste Verantwortung. Besonders im Bereich der Kapitalanlage wird diese Verantwortung oft nicht wahrgenommen – mit weitreichenden Folgen.


Die unbequeme Wahrheit: Das Stiftungsparadoxon

Eine Stiftung fördert Biodiversität – und ist in einen Fonds mit Agrochemiekonzernen investiert. Eine Sozialstiftung kämpft für faire Arbeitsbedingungen – und hält Aktien von Unternehmen, die auf Auslagerung in Billiglohnländer setzen.

Solche Beispiele sind keine Einzelfälle. Sie sind Ausdruck eines systemischen Widerspruchs, den wir als Stiftungsparadoxon bezeichnen können: Der Zweck einer Stiftung wird durch ihre eigene Kapitalanlage untergraben – nicht bewusst und willentlich. Die Ursache liegt in einem veralteten Verständnis von Anlagerichtlinien, in denen Ertrag und Sicherheit über Zweckkongruenz gestellt werden.

Zahlen, die aufrütteln

Laut einer Studie von SwissFoundations und Swiss Sustainable Finance (2017) richten nur 18 % der Schweizer Stiftungen ihre Anlagestrategie aktiv an Nachhaltigkeitskriterien aus. Gleichzeitig investieren 72 % über Standardprodukte wie Indexfonds, die kaum auf soziale oder ökologische Aspekte Rücksicht nehmen. Neuere Befragungen von StiftungSchweiz (2023) bestätigen: Der Grossteil der Anlagestrategien folgt nach wie vor rein klassischen Renditezielen.

Der Schweizer Stiftungssektor verwaltet ein Gesamtvermögen von geschätzten 100 Milliarden Franken. Hochrechnungen deuten darauf hin, dass etwa 70 Milliarden Franken davon in konventionelle Anlageformen fliessen, die nur unzureichend auf ökologische oder soziale Wirkungen geprüft sind. Europaweit sind es sogar mehrere Hundert Milliarden Euro, die dem gleichen Muster folgen.

Die Dimension des Problems ist erheblich: Wären diese Kapitalströme konsequent nachhaltigkeitsorientiert, könnten Stiftungen nicht nur ihre Projekte finanzieren, sondern gleichzeitig massgebliche Beiträge zu Klimaschutz, Biodiversität und sozialem Fortschritt leisten. Mehr noch: Fachleute wie David Wood (Harvard Kennedy School) und Organisationen wie Better Society Capital und Convergence zeigen, dass Stiftungen durch gezielt wirkungsorientierte Kapitalanlagen systemische Veränderungen bewirken können, die weit über den Einfluss einzelner Projekte hinausgehen. Studien belegen, dass strategisch nachhaltiges Investment in der Lage ist, Kapitalströme umzulenken und dadurch ganze Branchen, Technologien und gesellschaftliche Entwicklungen positiv zu beeinflussen.

Die Kapitalanlage einer Stiftung ist daher nicht nur ein Mittel zur Finanzierung von Projekten, sondern selbst das viel mächtigere Instrument zur Erreichung des Stiftungszwecks. Nachhaltig gesteuertes Vermögen wirkt nicht punktuell, sondern kontinuierlich und strukturell – genau dort, wo viele der grössten gesellschaftlichen Herausforderungen entstehen.

Eine (falsche) Bewegung nimmt Fahrt auf

Parallel dazu fliesst immer mehr Kapital in den Stiftungssektor. Die Schweiz zählt heute rund 14’000 aktive gemeinnützige Stiftungen und verfügt über eine der höchsten Stiftungsdichten weltweit. Insbesondere urbane Zentren wie Zürich entwickeln sich gezielt zu internationalen Stiftungshubs. Die Stadt Zürich wirbt aktiv um Philanthropen und Stiftungsgründungen und positioniert sich als Kompetenzzentrum für gemeinnütziges Engagement. Dieser Trend verstärkt die Verantwortung der Stiftungsräte zusätzlich: Mehr Kapital bedeutet mehr Einfluss, aber auch eine grössere Verpflichtung, dieses Kapital zweckkonform und gesellschaftlich verantwortlich einzusetzen.

Wem viel anvertraut ist, von dem wird viel verlangt.

Die Aufgabe des Stiftungsrats: Governance heisst Ganzheitlichkeit

Ein vorausschauender Stiftungsrat erkennt: Verantwortung beginnt beim Kapital. Wer nur das Projektportfolio nachhaltig denkt, verkennt die Hebelwirkung des Stiftungsvermögens. Eine glaubwürdige, wirkungsorientierte Stiftung führt ihr Kapital eng im Einklang mit ihrem Zweck. Das heisst:

Zweckorientierte Anlagestrategie: Die Investitionspolitik ist kein separates Kapitel, sondern integraler Bestandteil der Gesamtstrategie.

Transparente Berichterstattung: Neben der finanziellen Rendite wird über Wirkung und Risiken der Anlagen berichtet.

Ausschluss destruktiver Geschäftsmodelle: Menschenrechtsverstösse, Umweltzerstörung, Steuervermeidung sind unvereinbar mit gemeinnützigem Handeln.

Impact als Zielgrösse: Das Kapital soll nicht nur Schaden vermeiden, sondern aktiv zur Wirkung beitragen.

Der Triple Bottom Line Ansatz: Eine praktische Orientierung

Die Triple Bottom Line Methodik stellt eine praxisnahe und fundierte Herangehensweise dar, wie diese Transformation gelingen kann. Sie fordert die gleichwertige Berücksichtigung von Ökologie, Sozialem und Ökonomie. Für Stiftungsräte ergibt sich daraus ein prüfbares Raster für Investitionsentscheide.

Was jetzt zu tun ist

  1. Anlagestrategie überprüfen: Ist sie kongruent mit dem Stiftungszweck? Sind Negativ- und Positivkriterien definiert?
  2. Reglement anpassen: Nachhaltigkeitsziele explizit im Anlagereglement verankern.
  3. Kapitalströme offenlegen: Wer Wirkung will, muss zeigen, woher die Mittel stammen.
  4. Rolle ernst nehmen: Der Stiftungsrat ist der letzte Garantenkreis für Zwecktreue – auch finanziell.

Es geht nicht darum, klassische Anlageprinzipien abzuschaffen. Es geht darum, sie weiterzudenken. Der Kapitalmarkt hat sich gewandelt. Die Instrumente für nachhaltige, zweckdienliche Anlagen sind heute vorhanden. Was fehlt, ist die Entschlossenheit.

Stiftungsräte haben nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine moralische Verantwortung, das Kapital ihrer Stiftung im Einklang mit deren Zweck und gesellschaftlicher Wirkung einzusetzen.

Dabei darf nicht vergessen werden: Die Verwaltung des Stiftungsvermögens ist nicht eine Nebensache des Stiftungsrats, sie ist sein eigentlicher Kernauftrag. Dieses Kapital gehört nicht den Räten selbst, sondern der Gesellschaft, die darauf vertraut, dass es weise und im Sinne des Stiftungszwecks eingesetzt wird. Wer diesen Auftrag verfehlt, negiert die eigentliche Existenzberechtigung der Stiftung.

Weiterführende Informationen:


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Schweizer Daten bleiben in Schweizer Händen

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Der Regionalwert Leistungsrechner bekommt in der Schweiz und Liechtenstein ein neues Zuhause. Die gemeinnützige RegioWert Treuhand AG wird als Schirmorganisation gegründet, um das Programm langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln.


Der Regionalwert Leistungsrechner (Sustainable Accounting Management Program; SAMP), ein einzigartiges Werkzeug zur Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen, steht vor einem neuen Kapitel. Mit der Gründung der RegioWert Treuhand AG wird erstmals eine gemeinnützige Organisation geschaffen, die das Programm für die Schweiz und Liechtenstein exklusiv verwaltet, weiterentwickelt und breit implementiert. Diese neue Struktur stellt sicher, dass die Rechte am Leistungsrechner langfristig geschützt und im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaft genutzt werden.

Der Leistungsrechner hilft nicht nur landwirtschaftlichen Betrieben, ihre Leistungen in den Bereichen Ökologie, Soziales und Wirtschaftlichkeit messbar und sichtbar zu machen. Auch Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Verarbeiter:innen über den Handel bis zu Finanzdienstleistern – können von den erhobenen Daten profitieren. Durch transparente und vergleichbare Nachhaltigkeitskennzahlen wird die Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen geschaffen und eine nachhaltige Entwicklung in der gesamten Ernährungs- und Agrarbranche gefördert.

Die Gründung der RegioWert Treuhand AG erfolgt unter der Führung von Isemann Holistic Guidance. Die Organisation wird im Verantwortungseigentum geführt und verfolgt das Ziel, nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Christian Hiss, der Entwickler des Leistungsrechners, äussert sich positiv zu dieser Entwicklung: „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass der Leistungsrechner nun eine solide Basis in der Schweiz und Liechtenstein erhält. Dies ist ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Transformation der gesamten Wertschöpfungskette.“

Betriebe, Unternehmen und Investoren, die Interesse an der Nutzung des Leistungsrechners haben oder mehr über die RegioWert Treuhand AG erfahren möchten, können mich gerne hier kontaktieren.

Mehr Informationen: www.regiowert.org


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Die Kraft der kritischen Masse: Warum der gesellschaftliche Wandel näher ist, als du denkst

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Veränderung fühlt sich oft an wie ein ferner Horizont, besonders dann, wenn das Gegenüber ein System ist, das sich selbst genügt. Das Vertrauen in Wandel bröckelt – nicht, weil es an Ideen fehlt, sondern an Glaube an deren Durchsetzungskraft. Man fragt sich: Reicht das, was wir tun, überhaupt aus? Oder sind wir schlicht zu wenige? Eine Antwort liefert die Wissenschaft. Und sie überrascht.


3.5 % – Wie Wenige Viele bewegen können

In ihrem Werk «Why Civil Resistance Works» analysierten Erica Chenoweth und Maria J. Stephan über 300 gewaltsame und gewaltfreie Bewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts. Darunter: die serbische Otpor-Bewegung, die Philippinische People Power-Revolution, die Rosenrevolution in Georgien oder der Arabische Frühling. Ihre wichtigste Erkenntnis:

1) Gewaltfreie Bewegungen sind doppelt so erfolgreich wie gewaltsame.
2) Bewegungen, an denen sich mindestens 3.5 % der Bevölkerung aktiv beteiligen, waren in jedem einzelnen Fall erfolgreich.

Was heisst das konkret? In einem Land mit 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern (wie der Schweiz) wären das 280’000 Menschen, die sichtbar, friedlich und organisiert handeln. Nicht nur klicken oder unterschreiben, sondern wirklich teilnehmen. Demonstrieren, blockieren, dokumentieren, widersprechen, aufbauen. Und das über eine gewisse Zeit hinweg.

Chenoweth selbst war von diesem Ergebnis überrascht. Als Politikwissenschaftlerin glaubte sie zunächst, gewaltfreie Bewegungen seien historisch romantisiert. Doch die Daten sprachen eine andere Sprache. Sie zeigten: Systeme lassen sich kippen – nicht mit Masse, sondern mit Entschlossenheit.

Warum Wandel nicht linear passiert, sondern sprunghaft

Diese These stützen auch neuere Forschungsergebnisse aus der Netzwerktheorie. Eine Studie von Damon Centola (2018) untersuchte, wie sich soziale Normen in Gruppen verändern. Ergebnis: Bereits 25 % aktive Netzwerkteilnehmer:innen genügen, um stabile Konventionen in einer Gruppe nachhaltig zu kippen.

Das Entscheidende ist nicht die Mehrheit, sondern der Zusammenhalt und die Interaktionsdichte der Minderheit. Wenn diese aktiv kommuniziert, konsequent handelt und sich gegenseitig stärkt, entsteht ein Kipppunkt, ein Moment, ab dem das Neue plötzlich zur Norm wird.

Man kennt dieses Phänomen auch aus ganz anderen Kontexten: Die ersten, die vegetarisch leben, werden belächelt, bis ein grösserer Teil der Leute in einem Freundeskreis mitzieht, und plötzlich ist Fleischverzicht ganz normal. Die Veränderung ist dann nicht mehr graduell, sondern sprunghaft.

Verantwortung liegt nicht in der Zahl, sondern im Verhalten

Beide Studien legen nahe, dass es nicht Alle braucht. Aber es braucht ausreichend Viele, die bereit sind, zu handeln. Und, die Art, wie sie handeln, zählt. «Why Civil Resistance Works» zeigt eindrucksvoll, dass gewaltfreier Widerstand dabei nicht nur moralisch überlegen ist, sondern strategisch erfolgreicher. Warum ist das so?

  • Weil gewaltfreie Bewegungen mehr Menschen zur Teilnahme befähigen – auch Ältere, Kinder, Menschen mit Einschränkungen oder solche, die Gewalt ablehnen.

  • Weil sie gesellschaftliche Brücken nicht abbrechen, sondern offene Räume schaffen, in denen Dialog möglich bleibt.

  • Und weil sie Machthabern die Legitimation entziehen, repressiv zu reagieren, was wiederum die internationale Unterstützung stärkt.

Erfolgreiche Bewegungen zeichnen sich durch drei Elemente aus:

  • Vielfalt der Beteiligten, nicht nur homogene Gruppen

  • Organisation & Planung, nicht spontane Wut

  • Beharrlichkeit, oft über Monate, manchmal Jahre hinweg

Was heisst das für uns – heute?

Die Gleichzeitigkeit globaler Krisen und ganz privater Herausforderungen überfordert viele Menschen und lässt das Gefühl zurück, als Einzelner kaum etwas ausrichten zu können. Die ökologische Katastrophe scheint zu gross, die soziale Schieflage zu festgefahren, die politischen Systeme zu träge. Und doch, die Forschung zeigt, dass gerade die engagierte Minderheit Geschichte schreibt, nicht die schweigende Mehrheit.

Wenn du das Gefühl hast, du seist zu wenig oder zu spät: Denk daran: 3.5 %! Macht basiert auf Zustimmung. Und Zustimmung lässt sich entziehen. 

Vielleicht beginnt Veränderung genau dort, wo du nicht mehr übergehst, was du siehst, sondern dich verantwortlich fühlst. Nicht für alles. Aber für das, was du erkannt hast.

Der Moment ist jetzt

Ich bin selbst ein Randzonen-Mensch, weiss um die Kraft, die aus der dortigen Reibung entstehen kann, wenn man sie nur zulässt. Wandel ist möglich, er ist messbar und er ist greifbar. Aber er passiert nicht von allein. Er geschieht, weil eine Gruppe sich entscheidet, dass sie die Zukunft mitgestalten will und nicht nur darauf wartet, dass sich etwas ändert.

Es braucht nicht Alle, um Alles zu verändern. Und die Frage ist nicht, ob Wandel möglich ist. Die Frage ist lediglich, wer bereit ist, ihn voranzutreiben. Bist du es?


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Neue Wege für die Finanzierung einer enkeltauglichen Landwirtschaft

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Die Masterarbeit von André Semadeni (ETH Zürich) enthüllt vielversprechende Ansätze, um private Investitionen für die effektiv nachhaltige Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft zu gewinnen.


In der Schweiz werden nachhaltige Vorhaben landwirtschaftlicher Betriebe traditionell durch öffentliche Gelder unterstützt. Diese sind jedoch oft stark zweckgebunden und erfordern einem hohen administrativen Aufwand. Hinzu kommt, dass sich der Verteilungskampf um öffentliche Mittel in den vergangenen Jahren durch verschiedene Entwicklungen zugespitzt hat, sodass zusätzliche Gelder für die fortschreitende nachhaltige Transformation der Schweizer Landwirtschaft nur schwer zu mobilisieren sind.

In diesem Kontext entwickelt sich die Finanzierung durch private Gelder zu einer vielversprechenden Alternative, denn auch die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Allerdings gibt es bei privaten Finanzierungen spezifische Aspekte und Herausforderungen, die zu berücksichtigen sind. Nachhaltige Landwirtschaftsprojekte haben oft ein höheres wahrgenommenes Risiko im Vergleich zu herkömmlichen Investitionen, was unter anderem durch die langen Amortisationszeiten und die mangelnde Erfolgsmessung der nachhaltigen Auswirkungen entsteht. Weiter sind die oft kleinen Investitionsvolumina ein Hindernis, da Transaktionen unabhängig von ihrer Grösse fixe Kosten verursachen, wie beispielsweise die Bonitätsprüfung.

Zusammenschluss als wirksames Mittel

Eine Möglichkeit für Landwirte, diesen Herausforderungen zu begegnen, ist die Gründung juristischer Einheiten, die als Plattformen für das Pooling von Investitionen dienen. Durch das Zusammenlegen von Finanzierungsmöglichkeiten können grössere Volumina bei Finanzierungen erreicht werden, der administrative Aufwand für das Fundraising kann zentralisiert werden, und die Verteilung des Risikos auf mehrere Projekte kann zu einer höheren Stabilität und Attraktivität der Investitionen führen.

Weiter kann ein solcher Zusammenschluss auch die Sichtbarkeit bei Investor:innen erhöhen, was eine weitere zentrale Investitionsbarriere beseitigt, die in der Studie identifiziert wurde.

Ein Pionier in diesem Bereich ist die seit über zehn Jahren in Deutschland etablierte Regionalwert-Idee, die Zusammenarbeit fördert und es Privatpersonen ermöglicht, sich mit Eigenkapital an der enkeltauglichen Entwicklung in der Region zu beteiligen. Die Regionalwert AG unterstützt dabei nicht nur eine langfristig gesunde Entwicklung der Landwirtschaft, sondern fördert auch die gesamte nachhaltige regionale Entwicklung, was die positiven Effekte der nachhaltigen Transformation im Wirkungsraum noch weiter verstärkt.

Der Nachweis ist entscheidend

Um Zugang zu Fördermitteln und Investitionen für nachhaltige Vorhaben zu erhalten, sind konkrete und quantitative Nachweise über die Wirksamkeit von Projekten zentral. Dabei geht es nicht nur um den Wasserverbrauch oder die Emissionen landwirtschaftlicher Maschinen, sondern auch um den Erhalt und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit, den Erosionsschutz oder die Landschaftsästhetik. Diese Aspekte werden in der Fachsprache als Ökosystemdienstleistungen bezeichnet.

Zurzeit werden verschiedene Methoden zur Quantifizierung dieser Ökosystemdienstleistungen entwickelt. Ein sehr vielversprechender Lösungsansatz ist der Regionalwert Leistungsrechner, der seit vielen Jahren in Deutschland und darüber hinaus genutzt wird und es Landwirten ermöglicht, ihre Umweltleistungen zu erfassen.

Auch in der Schweiz bewegt sich etwas: 2025 startet das vom Bund ausgeschriebene nationale Forschungsprogramm 82. Dieses Programm soll neue Erkenntnisse zur Quantifizierung von Ökosystemdienstleistungen liefern und somit die Transparenz und Nachvollziehbarkeit nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken weiter verbessern. Die breite Implementierung des Regionalwert Leistungsrechners in der Schweiz, dem erfolgreichen dreijährigen Pilot mit Gut Rheinau folgend, kommt damit wie gerufen. 


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Von Kulturlandschaften, Wirtschaft und dem Verweben von Mensch und Natur

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Was ist Landschaft?

Was bedeutet eigentlich «Landschaft»? Samtige Wiesen vor kantigen Felsen? Knorrige Weinreben in hügeliger Umgebung? Blühende Auen neben einem glitzernden Fluss? Unsere Vorstellung von Landschaft ist oft geprägt von Ästhetik, von Schönheit und Harmonie. Doch Landschaft ist mehr als nur ein Bild – sie ist ein dynamisches System, ein lebendiger Organismus, der sich aus natürlichen und menschlichen Einflüssen formt.

Im Europäischen Landschaftsübereinkommen aus dem Jahr 2000 wird Landschaft folgendermassen definiert:

«Landschaft ist ein vom Menschen als solches wahrgenommenes Gebiet, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und Wechselwirkung von natürlichen und/oder menschlichen Faktoren ist.»

Diese Definition zeigt: Landschaft ist nicht statisch, sondern das Ergebnis eines Zusammenspiels von Geologie, Klima, Vegetation, tierischem Leben und menschlicher Nutzung. Sie umfasst sowohl wilde, unberührte Gebiete als auch intensiv genutzte Agrarlandschaften oder urbane Räume.

Landschaft ist unsere unmittelbare Lebensgrundlage. Sie liefert uns Nahrung, Wasser, Baustoffe, Inspiration und Erholungsräume. Doch wie gehen wir mit ihr um? Welche Verantwortung tragen wir für die Art und Weise, wie wir sie nutzen und gestalten?

Was ist Wirtschaft?

Der Begriff «Wirtschaft» stammt vom althochdeutschen «werki», was so viel wie «schaffen» bedeutet. Wirtschaft ist die Art und Weise, wie wir Ressourcen nutzen, Güter und Dienstleistungen produzieren und verteilen. Ursprünglich war Wirtschaft eng mit Haushalten und regionalen Kreisläufen verknüpft – sie diente dazu, die Grundbedürfnisse der Menschen zu sichern.

Heute jedoch basiert unser Wirtschaftssystem vielfach auf der Maximierung von Gewinn, oft ohne Rücksicht auf ökologische oder soziale Folgen. Ein klassisches Beispiel ist die industrielle Landwirtschaft, die kurzfristige Erträge steigert, aber oft auf Kosten der Bodenfruchtbarkeit, der Biodiversität und des Klimas geht.

Was ist Landwirtschaft?

Seit über 10.000 Jahren gestaltet der Mensch seine Landschaft – zu einem grossen Teil durch Landwirtschaft. Sie ist die älteste und wohl prägendste Form wirtschaftlicher Tätigkeit. Landwirtschaft ist weit mehr als nur Nahrungsmittelproduktion: Sie ist Landschaftsgestaltung, Kulturerbe, Biodiversitätsmanagement und Klimapolitik in einem.

Doch das gegenwärtige Landwirtschaftsmodell zeigt seine Grenzen. Wir sehen die negativen Folgen: Bodenverlust, Wasserverschmutzung, Erosion, Rückgang der Artenvielfalt und eine hohe Abhängigkeit von fossilen Energien und chemischen Düngemitteln. Die Frage ist also nicht, ob wir Landwirtschaft brauchen – sondern wie wir sie gestalten müssen, damit sie langfristig unsere Lebensgrundlagen erhält statt sie zu zerstören.

Das Verweben von Landschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft

Wir müssen unsere Beziehung zur Landschaft neu denken! Landwirtschaft muss nicht nur Nahrung produzieren, sondern auch Böden aufbauen, Wasser speichern, Lebensräume schaffen und CO₂ binden. Hier setzt das Konzept der Kulturlandschaften an: eine Landwirtschaft, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale und ökologische Werte schafft.

Wir brauchen eine Wirtschaft, die wieder eingebettet ist in natürliche Kreisläufe – eine Wirtschaft, die nicht nur finanziellen Profit misst, sondern auch ökologische Regeneration und soziale Teilhabe fördert.

Die 3BL-Methodik – ein ganzheitlicher Ansatz

Ein Modell, das all diese Aspekte verbindet, ist die Triple Bottom Line (3BL)-Methodik. Sie berücksichtigt nicht nur wirtschaftlichen Erfolg (Profit), sondern vorrangig ökologische Nachhaltigkeit (Planet) und soziale Gerechtigkeit (People).

Die Anwendung der 3BL-Methode in der Landwirtschaft bedeutet:

  • Planet: Ressourcen müssen so genutzt werden, dass sie sich regenerieren können – z. B. durch Humusaufbau, Diversifizierung von Anbausystemen oder wasserschonende Bewässerungsmethoden.

  • People: Landwirtschaft muss sozial inklusiv sein, faire Löhne sichern, Wissen weitergeben und Gemeinschaften stärken.

  • Profit: Landwirtschaft muss wirtschaftlich tragfähig sein, um Höfe langfristig zu erhalten.

Wenn wir Landschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft wieder miteinander verweben, können wir Systeme schaffen, die für Mensch und Natur gleichermassen funktionieren.

Aus der Praxis

Ein beeindruckendes Beispiel für das Zusammenspiel von Landschaft, Landwirtschaft und Wirtschaft liefert das Syntropische Agroforstsystem von Ernst Götsch. Götsch hat in einer stark degradierten Landschaft durch regenerative Landwirtschaft einen üppigen, biodiverse Waldgarten geschaffen, der nicht nur hohe Erträge liefert, sondern auch Wasser speichert, CO₂ bindet und die Bodenfruchtbarkeit wiederherstellt. Seine Methode basiert auf der Erkenntnis, dass Landwirtschaft nicht zwangsläufig ein Nullsummenspiel sein muss – sie kann gleichzeitig Erträge erwirtschaften und ökologische Schäden rückgängig machen.

Die Landschaft der Zukunft

Die Vision von Kulturlandschaften ist der Ausgangspunkt eines neuen, zukunftsfähigen Verhältnisses zur Natur. Böden, Wasserkreisläufe, biologische Vielfalt und Produktion werden nicht getrennt betrachtet, sondern als ein ganzheitliches System verstanden. Die Kulturlandschaften der Zukunft sind:

  • Produktiv: Sie versorgen uns mit hochwertigen, gesunden Lebensmitteln.

  • Klimapositiv: Sie speichern CO₂ und stabilisieren das Klima.

  • Biodivers: Sie bieten Lebensräume für zahlreiche Arten.

  • Resilient: Sie trotzen Extremwetterereignissen und passen sich an Veränderungen an.

  • Ästhetisch: Sie inspirieren, erfreuen und bieten Erholungsräume für den Menschen.

Die sozialökologische Transformation

Die Herausforderung ist gross, aber es gibt bereits viele erprobte Ansätze für eine zukunftsfähige Landwirtschaft: Agrarökologie, Permakultur, Syntropische Landwirtschaft und Regenerative Landwirtschaft sind Methoden, die Produktion und Ökosystemregeneration in Einklang bringen.

Mein Ziel ist es, diese Praktiken zu verbinden und in das Bewusstsein von Landwirt:innen, Konsument:innen und anderen Akteuren zu rücken. Ich setze auf eine Symbiose von individuellem Handeln und dem Gesamtblick auf das Landwirtschafts- und Ernährungssystem.

Ich glaube daran, dass echte Veränderung nur möglich ist, wenn wir gemeinsam handeln. Kulturlandschaften müssen in die Mitte unserer Gesellschaft rücken – als Orte der Vielfalt, der Regeneration und der Zukunftsfähigkeit.

Bist du dabei?

Wenn dich diese Vision anspricht, lade ich dich ein, Teil dieser Bewegung zu werden. Teile deine Gedanken, vernetze dich mit Gleichgesinnten und lass uns gemeinsam neue Wege für eine lebenswerte Zukunft gestalten. Denn Kulturlandschaften sind nicht nur eine Idee – sie sind unser gemeinsames Erbe und unsere gemeinsame Zukunft.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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