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Schlagwort: Ökologische Transformation

Von der Kunst richtig zu rechnen

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Von der Kunst richtig zu rechnen


Kaum ein Begriff wird heute so häufig verwendet – und so unterschiedlich verstanden – wie Nachhaltigkeit. Zwischen Wirkungsmessung, True-Cost-Bewertungen und Leistungsnachweisen konkurrieren methodische Ansätze darum, ökologische und soziale Verantwortung in Zahlen zu fassen. Doch während die einen über Wirkungen (Impacts) sprechen und andere über wahre Kosten, rückt ein dritter Begriff zunehmend ins Zentrum: Leistung.


Leistung beschreibt nicht, was ein System hervorbringt, sondern was ein Betrieb aktiv beiträgt, um die Funktionsfähigkeit der natürlichen, sozialen und regionalökonomischen Systeme zu erhalten. Diese Unterscheidung ist entscheidend. Denn Wirkung entsteht immer aus einer vorhergehenden Leistung und nie umgekehrt. Wer Verantwortung übernehmen will, muss dort ansetzen, wo Entscheidungen getroffen und Massnahmen umgesetzt werden: im Betrieb selbst.

Drei Begriffe, drei Denkrichtungen

Leistung, Wirkung und wahre Kosten beschreiben drei komplementäre, aber klar unterscheidbare Betrachtungsweisen.

Leistung steht für das bewusste Handeln eines Unternehmens: die Massnahme, die Qualität der Bewirtschaftung, das aktive Tun oder Unterlassen. Eine Hecke pflanzen, Humus aufbauen, faire Löhne zahlen, regionale Wertschöpfung sichern. All das sind Leistungen. Sie sind sichtbar, steuerbar und überprüfbar.

Wirkung (Impact) bezeichnet die Folgen dieser Handlungen auf die Ökosysteme und Gemeingüter; die tatsächliche Veränderung im Wasserhaushalt, in der Biodiversität, in der Bodenfruchtbarkeit oder im sozialen Gefüge. Wirkungen lassen sich messen, meist allerdings erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung und immer im Zusammenspiel vieler Faktoren.

Wahre Kosten (True Costs) schliesslich versuchen, die ökologischen und sozialen Folgekosten in Geld zu übersetzen, also den Preis eines Produkts so zu erweitern, dass auch die Schäden oder Nutzen für Umwelt und Gesellschaft sichtbar werden. Sie schärfen das Bewusstsein, bleiben aber reaktiv: Sie zeigen an, was bereits geschehen ist, nicht was geschehen sollte.

Warum Leistung der Schlüssel ist

Der entscheidende Unterschied liegt in der Steuerbarkeit. Wirkungen und Kosten sind Resultate. Sie zeigen das, was war. Leistung hingegen beschreibt das, was ist und konkret getan werden kann. Damit ist sie der eigentliche Hebel für Transformation.

Der deutsche Gärtner, Unternehmer und Autor Christian Hiß, Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, hat diesen Gedanken bereits 2011 wissenschaftlich ausgearbeitet und 2015 in seinem Buch „Richtig Rechnen – Durch die Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Wende“ formuliert:

«Richtig rechnen heisst, Verantwortung in unternehmerische Zahlen übersetzen.»

Was als Pioniergedanke begann, hat sich mit der von ihm entwickelten Regionalwert Leistungsrechnung (heute AgriMetrix) zu einer international anerkannten Methode entwickelt. Sie erfasst die betriebliche Leistung als Grundlage einer neuen Bewertung von Unternehmenserfolg. Rund 400 Indikatoren machen sichtbar, welche Massnahmen ein Betrieb ergreift, um ökologische, soziale und regionale Gemeingüter zu erhalten oder zu stärken.

Die Wirkung entfaltet sich daraus, aber sie ist nicht der Ausgangspunkt der Betrachtung. Denn Wirkung lässt sich kaum einem einzelnen Betrieb zuordnen. Ob sich die Insektenpopulation erholt, hängt nicht nur vom Blühstreifen eines Landwirts ab, sondern auch von seinen Nachbarn, vom Landschaftsraum, vom Klima, von Verkehrs- und Siedlungsentwicklung. Leistung dagegen ist betriebsindividuell nachvollziehbar. Sie zeigt, wer Verantwortung übernimmt und wer nicht.

Von der Verantwortung zum Anreiz

Diese Verschiebung von der reaktiven zur proaktiven Perspektive hat weitreichende Folgen. Sie bedeutet, dass Verantwortung nicht über Schuld, sondern über Beitrag definiert wird. Statt Schäden zu sanktionieren, werden Beiträge zur Erhaltung gemeinsamer Lebensgrundlagen honoriert.

Das war von Beginn an der Grundgedanke der Regionalwert-Bewegung, die Hiß ab den 1990er-Jahren geprägt hat. Die Gesellschaft kann Landwirten nicht vorwerfen, Schäden zu verursachen, solange der Markt jene belohnt, die am billigsten produzieren. Wenn der Markt die Leistungen zur Erhaltung von Boden, Wasser und sozialer Strukturen nicht vergütet, darf man sich über deren Verlust nicht wundern. Die Lösung liegt nicht in Strafe oder Regulierung, sondern im fairen Anreiz: Wer Leistungen für das Gemeinwohl erbringt, soll dafür bezahlt werden.

Wirkung braucht Leistung – und Kontinuität

Eine einmalige Leistung kann eine Wirkung auslösen, aber nachhaltige Wirkung entsteht nur durch kontinuierliche Leistung. Deshalb misst AgriMetrix nicht punktuell, sondern regelmässig. Jährlich erhobene Daten zeigen, ob ein Betrieb seine Leistungen stabil hält, verbessert oder verliert. Über die Zeit lassen sich daraus Wirkungsentwicklungen ableiten – evidenzbasiert, ohne Spekulation.

Diese Dynamik gleicht einem Herzschlag. Jede Leistung ist ein Puls, jede Datenerhebung ein EKG der Resilienz. So entsteht nicht nur ein Bild des Zustands, sondern ein lebendiges Verständnis von Entwicklung. Das ist mehr als Nachhaltigkeitsberichterstattung. Es ist Steuerungswissen.

Die Grenzen der Wirkungslogik

Die auf „Impact“ ausgerichteten Modelle, wie sie heute von Politik, Fonds und CSR-Programmen favorisiert werden, leiden an einer systemischen Schwäche. Sie setzen erst an, wenn die Wirkung sichtbar ist, oft Jahre später. Bis dahin sind Investitionen, Förderungen und Lenkungsmechanismen bereits gelaufen. Zudem benachteiligen sie jene Betriebe, die ihre Systeme durch getätigte Investitionen längst stabilisiert haben.. Wer bereits einen guten Zustand erreicht hat, kann keine „zusätzliche Wirkung“ mehr nachweisen.

Das Leistungsprinzip dagegen erkennt die bestehende Qualität an. Es sagt: Auch das Halten eines guten Zustands ist eine Leistung. Gerade in der Landwirtschaft ist Erhaltung oft die grösste Anstrengung und verdient entsprechend Anerkennung.

Die Grenzen der Kostenlogik

Ebenso verkürzt ist der Fokus auf die „wahren Kosten“. Die Berechnung der ökologischen und sozialen Folgekosten (so wichtig sie für das Bewusstsein ist) bleibt analytisch. Sie zeigt Missstände, aber sie ändert sie nicht. Zudem ist sie in der Praxis schwer zu operationalisieren. Wer bestimmt, welchen Preis ein Schmetterling, eine Grundwasserquelle oder ein lokales Wissen hat?

Die Kostenlogik bleibt damit ein Spiegel der alten Welt. Sie rechnet nach, anstatt vorzudenken. Verantwortung wird nicht übernommen, sondern bilanziert. Das aber reicht nicht, um Systeme zu wandeln. Denn Verantwortung entsteht nicht aus Kalkulation, sondern aus Handlung.

Leistung als Brücke zwischen Ethik und Ökonomie

Mit dem Begriff Leistung lässt sich diese Trennung überwinden. Er verbindet das Handeln der Betriebe mit dem Wert der Gemeingüter und schafft Anschluss an die Sprache der Betriebswirtschaft. Denn eine Leistung ist immer auch ein betriebswirtschaftlicher Vorgang. Sie kostet Zeit, Material, Fläche, Wissen, und sie erzeugt damit Aufwand, der bilanziert werden kann.

Genau hier setzt AgriMetrix an. Indem es diese Aufwände in Zahlen und Preise übersetzt und mit marktfähigen Bewertungsmodellen verknüpft, schafft es eine neue Form von Transparenz. Unternehmenserfolg wird nicht länger nur an Rendite, sondern an Verantwortung gemessen. Nachhaltigkeit wird damit buchhalterisch greifbar und zur Grundlage einer neuen Wirtschaftsethik.

Ein neuer Bewertungsrahmen

Der methodische Fortschritt liegt also nicht in der Erfindung neuer Indikatoren, sondern in ihrer Integration in die reale Erfolgsrechnung. Erst wenn Nachhaltigkeitsleistungen Teil der Betriebsbuchhaltung werden, kann sich Wirtschaft wirklich verändern.

So wie die Finanzbuchhaltung das Fundament der industriellen Wirtschaft war, muss die Leistungsbuchhaltung das Fundament einer regenerativen Wirtschaft werden. Sie erlaubt, externe Effekte zu internalisieren, ohne das System zu sprengen, sondern es weiterzuentwickeln.

AgriMetrix bietet dafür eine praxiserprobte Systematik. Sie ordnet rund 400 betriebliche Leistungen in ökologische, soziale und regionalökonomische Dimensionen ein, bewertet sie qualitativ und monetär, und erlaubt damit sowohl Vergleich als auch Steuerung. Es ist keine Ideologie, sondern ein Instrument, anschlussfähig an jede Buchhaltung, kompatibel mit jeder Betriebsform, offen für jeden Dialog.

Ein anderer Blick auf Erfolg

Wenn Leistung zum neuen Massstab wird, verändert sich der Begriff von Erfolg. Nicht mehr der günstigste Preis, sondern die grösste Verantwortung zählt. Nicht mehr das Maximum, sondern das Gleichgewicht.

Das ist kein Rückschritt, sondern eine Reifung der Ökonomie, weg vom Verbrauch, hin zum Erhalt. Wer Leistungen erfasst, fördert und vergütet, schafft die Grundlage für Resilienz, im Betrieb wie im gesamten Wirtschaftssystem. Denn Wirkung entsteht nicht aus der Analyse von Schäden, sondern aus der Summe der richtigen Handlungen.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Verantwortungseigentum: Wirtschaft neu denken – mit Haltung

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Verantwortungseigentum: Wirtschaft neu denken – mit Haltung


Unternehmen prägen unsere Gesellschaft weit über Produkte und Dienstleistungen hinaus. Sie beeinflussen, wie wir arbeiten, wie wir konsumieren, wie Ressourcen genutzt werden; und letztlich, wie resilient unsere Wirtschaft ist. Doch wenn Gewinnmaximierung und kurzfristige Interessen zum alleinigen Massstab werden, gerät Verantwortung ins Hintertreffen. Verantwortungseigentum setzt hier an: Es schafft Strukturen, in denen Unternehmen sich selbst gehören, Gewinne dem Zweck dienen und Eigentum nicht zum Spekulationsobjekt wird. Ein Modell, das weltweit erprobt wird und nun auch in der Schweiz an Bedeutung gewinnt.


Wem gehört ein Unternehmen? 

Wem gehört eigentlich ein Unternehmen? Diese scheinbar einfache Frage führt mitten ins Herz unserer Wirtschaftsordnung. Traditionell gilt: Wer das Kapital stellt, hat das Sagen. Eigentum bedeutet Kontrolle, und Kontrolle bedeutet Anspruch auf die Gewinne. Das klingt logisch und ist doch der Kern vieler Probleme. Denn wenn Gewinn und Kontrolle in denselben Händen liegen, rückt das eigentliche Ziel eines Unternehmens leicht in den Hintergrund: die Erfüllung eines Zwecks, die Bereitstellung von Produkten oder Dienstleistungen, die Lösung eines Problems, die Sicherung von Arbeitsplätzen, die Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt.

Das Modell des Verantwortungseigentums stellt dieses Grundprinzip infrage. Es sucht nach einem neuen Gleichgewicht zwischen Eigentum und Verantwortung. Die zentrale Idee ist einfach und radikal zugleich: Ein Unternehmen gehört nicht den Anteilseignerinnen und Anteilseignern, sondern sich selbst. Wer das Unternehmen führt, ist Treuhänder auf Zeit und verantwortlich dafür, die Mission weiterzutragen, nicht berechtigt, es zu verkaufen oder Gewinne beliebig abzuschöpfen.

Dieses Modell ist keine theoretische Vision. Es hat historische Wurzeln, wurde über Jahrzehnte in Stiftungsunternehmen wie Bosch oder Zeiss gelebt und erfährt in den letzten Jahren neue Aufmerksamkeit. Unter Begriffen wie Steward-Ownership oder Verantwortungseigentum formiert sich eine internationale Bewegung, die zeigt, dass Unternehmen auch ohne Spekulation, Exit-Strategien und kurzfristigen Shareholder-Value florieren können.

Die Prinzipien des Verantwortungseigentums

Im Kern folgen alle Unternehmen im Verantwortungseigentum vier Prinzipien.

Selbstbestimmung

Kontrolle üben jene aus, die mit dem Zweck verbunden sind – Mitarbeitende, Gründerinnen oder ein Kreis von Treuhändern. Wer Kapital investiert, erhält kein Mitspracherecht über die strategische Ausrichtung. Kapital wird zum dienenden Faktor, nicht zur dominanten Kraft.

Sinnorientierung

Gewinne sind notwendig, um ein Unternehmen stabil zu führen, in die Zukunft zu investieren, Mitarbeitende fair zu entlohnen oder Rücklagen für schwierige Zeiten zu bilden. Aber sie sind nicht Selbstzweck. Gewinne im Verantwortungseigentum sind ein Mittel, um den Zweck zu erfüllen, nicht der Zweck selbst.

Unverkäuflichkeit

Unternehmen können nicht als Spekulationsobjekte veräussert werden. Sie sind dauerhaft an ihren Zweck gebunden. Eigentümerinnen und Eigentümer sehen sich als Hüter, nicht als Besitzer.

Treuhandprinzip

Wer das Unternehmen leitet, hält es nur auf Zeit in Verantwortung. Wie ein Staffelstab wird die Aufgabe weitergegeben, nicht als Vermögensübertragung, sondern als Verpflichtung, die Mission in die nächste Generation zu begleiten. 

Diese Prinzipien greifen ineinander. Zusammen bilden sie einen Schutzraum, der Unternehmen von kurzfristigem Druck befreit und ihnen erlaubt, langfristig und im Sinne des Gemeinwohls zu handeln.

Internationale Beispiele

Dass dies funktioniert, zeigen viele Unternehmen weltweit. Bosch etwa gehört zu über 90 Prozent der Robert Bosch Stiftung. Sie sorgt dafür, dass Gewinne nicht privatisiert, sondern für Forschung, Innovation und gesellschaftliche Projekte eingesetzt werden. Bosch ist damit seit Jahrzehnten unabhängig von Börsenzwängen und bleibt dennoch hochprofitabel. Ähnlich verhält es sich bei Zeiss, wo eine Stiftung Eigentümerin ist und so die langfristige Ausrichtung des Unternehmens sichert.

Ein weiteres prominentes Beispiel ist Novo Nordisk in Dänemark. Der Pharmakonzern gehört mehrheitlich einer Stiftung, die dafür sorgt, dass Gewinne nicht allein den Kapitalmarkt bedienen, sondern in Wissenschaft und Gesellschaft zurückfliessen.

Neuere und dynamischere Fälle zeigen, wie das Modell Start-ups inspiriert. Ecosia, die Berliner Suchmaschine, hat sich durch eine Stiftung unverkäuflich gemacht. Alle Gewinne, die nicht im Unternehmen verbleiben, fliessen in weltweite Aufforstungsprojekte. Damit ist Ecosia ein Musterbeispiel, wie digitale Geschäftsmodelle Verantwortung und Wirkung verbinden können.

Elobau, ein mittelständisches Unternehmen in Deutschland, hat die Umstellung vollzogen und Nachhaltigkeit tief in seine Prozesse eingebettet.

Und dann ist da Patagonia, wohl das bekannteste Beispiel aus den USA. Gründer Yvon Chouinard entschied 2022, die Firma in eine treuhänderische Struktur zu überführen. Die Stimmrechte liegen nun beim Patagonia Purpose Trust, die wirtschaftlichen Rechte beim Holdfast Collective, einer gemeinnützigen Organisation. Damit ist Patagonia de facto unverkäuflich. Sämtliche Gewinne, die nicht für das Unternehmen gebraucht werden, fliessen in den Schutz der Natur.

Diese Beispiele machen deutlich: Verantwortungseigentum funktioniert in grossen Konzernen, im Mittelstand und in Start-ups. Es ist flexibel und universell anwendbar.

Schweizer Pioniere

Auch in der Schweiz gibt es erste Unternehmen, die den Schritt gegangen sind. Crowd Container, ein Zürcher Lebensmittelunternehmen, importiert seit 2022 Produkte direkt von Produzierenden aus dem globalen Süden und dem Mittelmeerraum. Mit der Umstellung auf Verantwortungseigentum haben sie sich unverkäuflich gemacht; Gewinne dürfen nicht privat ausgeschüttet werden, die Kontrolle liegt bei den aktiven Unternehmerinnen und Unternehmern. 

Ein zweites Beispiel ist die Toolbike AG mit ihrer Marke MONoPOLE, die Lastenräder produziert. Von Beginn an wurde sie nach Steward-Ownership-Prinzipien aufgebaut. Kapitalgeberinnen haben finanzielle Beteiligungsrechte, aber keine Kontrolle. Die Entscheidungen treffen jene, die mit der Mission verbunden sind.

Diese beiden Unternehmen sind Vorreiter in der Schweiz. Sie zeigen, dass Verantwortungseigentum auch hierzulande rechtlich möglich und wirtschaftlich tragfähig ist, und sie öffnen die Tür für weitere Nachahmer.

Wissenschaftliche Perspektive

Die Universität St. Gallen untersucht mit dem Projekt OPSY – The Potential of Steward-Ownership in Switzerland, wie dieses Modell im Schweizer Kontext funktioniert. Gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds, geht es nicht nur um theoretische Konzepte, sondern um empirische Forschung.

Die Projektbeschreibung hält fest:

„Unser Forschungsprojekt untersucht die Umsetzbarkeit und Akzeptanz von Steward-Ownership in der Schweiz. Im Zentrum stehen die Perspektiven von Unternehmer:innen und Führungskräften sowie die rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen, die diese Eigentumsform begünstigen oder hemmen.“

Damit wird sichtbar, dass Verantwortungseigentum nicht nur eine idealistische Idee ist, sondern ein Feld wissenschaftlicher Analyse. Die Forschung an einer führenden Wirtschaftsuniversität wie der HSG verleiht dem Modell Legitimität und schafft Grundlagen für politische und rechtliche Entwicklungen.

Parallel dazu analysieren Juristinnen wie Anne Sanders die theoretischen Grundlagen. In ihrer Arbeit Binding Capital to Free Purpose schreibt sie:

„In steward-owned businesses, control is held by stewards who have no entitlement to the business’s profit. Profit therefore becomes a means to achieve the organization’s purpose, rather than an end in itself.“

Diese prägnante Formulierung bringt das Wesen des Verantwortungseigentums auf den Punkt: Gewinn ist nicht Ziel, sondern Werkzeug.

Die Chance für die Schweiz

Die Schweiz ist in besonderer Weise prädestiniert für Verantwortungseigentum. Genossenschaften, Stiftungen und Bürgerbeteiligung sind tief in der Kultur verankert. Unternehmen wie Migros oder Raiffeisen wurden ursprünglich mit einem klaren gesellschaftlichen Auftrag gegründet. Sie verkörperten lange Zeit ein starkes Gegengewicht zur reinen Gewinnorientierung. Doch gerade hier zeigt sich auch die Kehrseite: Mit der Zeit haben sich diese Prinzipien verwässert. Der ursprüngliche Anspruch, der über Jahrzehnte Vertrauen und Stabilität stiftete, ist in Teilen erodiert. Dass beide Organisationen heute mit strategischen und strukturellen Schwierigkeiten kämpfen, ist möglicherweise auch eine Folge davon, dass die Idee der klar gebundenen Verantwortung im Laufe der Zeit verwischt wurde. Verantwortungseigentum schafft hier einen schärferen Rahmen: Es verhindert, dass der ursprüngliche Zweck in Nebel von Kompromissen und Interessenkonflikten verloren geht.

Gerade im Mittelstand, wo die Nachfolgefrage drängender wird, bietet das Modell eine klare Antwort. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer stehen vor dem Dilemma: Soll das Lebenswerk an Investoren verkauft werden, mit der Gefahr, dass Kultur und Identität verloren gehen? Oder gibt es eine Alternative, die sicherstellt, dass der Betrieb unabhängig bleibt und im Sinne seiner Mission weitergeführt wird? Verantwortungseigentum bietet genau diesen Rahmen. Die Übergabe wird nicht zum Ausverkauf, sondern zur Weitergabe einer Verantwortung, die fest im Unternehmenszweck verankert ist. Damit lassen sich Nachfolgeregelungen stabiler und für alle Beteiligten fairer organisieren.

Auch für Investoren eröffnet das Modell neue Chancen. Sie beteiligen sich nicht an einem Spekulationsobjekt, sondern an einem langfristig stabilen System. Ihre Rendite ist zwar begrenzt, aber verlässlich. Mehr noch: Diese langfristige Sichtweise ist das ultimative Risikomanagement. Sie grenzt sich klar von klassischen Anlagen ab, die häufig durch kurzfristige Marktbewegungen, Übernahmespekulationen oder politische Volatilität gefährdet sind. Verantwortungseigentum bedeutet, dass Kapital in Strukturen fliesst, die dauerhaft Bestand haben – eine Form von Sicherheit, die im klassischen Finanzmarkt selten zu finden ist.

Verantwortungseigentum in der Landwirtschaft: RegioWert

Besonders spannend ist die Anwendung in der Landwirtschaft. Mit der RegioWert Treuhand AG in St. Gallen entsteht ein Unternehmen in Verantwortungseigentum, das die Leistungen der Landwirtschaft sichtbar, messbar und finanzierbar macht.

Kerninstrument ist AgriMetrix, ein Mess- und Steuerungssystem mit rund 400 Indikatoren, das ökologische, soziale und regionalökonomische Leistungen von Betrieben erfasst. Die RegioWert Treuhand AG bündelt die Rechte an diesem System und stellt es vor allem landwirtschaftlichen Betrieben, Verwaltungen, dem Handel und weiteren relevanten Akteuren zur Verfügung. Damit entsteht eine gemeinsame Datengrundlage, die Leistungen sichtbar macht und Vergleichbarkeit schafft.

In den regionalen RegioWert AGs wiederum werden die Energien gebündelt. Sie verknüpfen Bürgerkapital, öffentliche Hand, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um Investitionen gezielt in resilienzstärkende Strukturen zu lenken. Die AGs sind damit die Orte, an denen Messung, Finanzierung und regionale Umsetzung zusammenkommen.

So entsteht ein Modell, das Landwirtschaft und Regionalökonomie neu verbindet. Bürgerkapital fliesst dorthin, wo es Resilienz stärkt. Investoren finden eine Anlageklasse, die nicht auf kurzfristigen Profit, sondern auf langfristige Stabilität setzt.

Weiterführende Informationen

Purpose International

Purpose Schweiz


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Die Finanzwelt im Umbruch: Ökologische Verantwortung als Schlüssel zu stabilen Erträgen

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Die Finanzwelt im Umbruch: Ökologische Verantwortung als Schlüssel zu stabilen Erträgen


Vom Zuschauer zum Akteur. Die Finanzwelt entdeckt ihre Verantwortung, doch weiss sie nicht so recht, wie sie damit umgehen soll. Lange Zeit war der Zusammenhang zwischen Umweltveränderungen und den wirtschaftlichen Auswirkungen eine Randnotiz in der Finanzwelt. Heute wissen wir es besser: Extreme Wetterereignisse, Naturkatastrophen und der Verlust von Ökosystemen haben reale ökonomische Konsequenzen. Wenn wir diese nicht ernst nehmen, riskieren wir, dass Risiken unbemerkt wachsen und ganze Märkte destabilisieren. Ein kleiner Teil der Finanzindustrie erkennt zunehmend den Zusammenhang zwischen Natur und Wirtschaft, doch es ist noch viel zu wenig. Wir alle, die wir in irgendeiner Weise mit ökonomischen Kräften zu tun haben, müssen jetzt handeln, wenn wir künftig Stabilität und gesunde Erträge gewährleisten möchten.


Eine Frage des Risikomanagements: Ökologie = Ökonomie

Die wirtschaftlichen Risiken durch Naturereignisse sind längst nicht mehr zu ignorieren. Versicherer und Banken stehen unter Druck, klimabezogene und ökologische Risiken präzise zu analysieren und in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Die Versicherungsbranche hat spätestens mit den steigenden Schäden durch extreme Wetterereignisse verstanden, dass Risiko und Prävention untrennbar miteinander verbunden sind. Jedes Jahr verursachen Naturkatastrophen weltweit Milliarden von Franken an versicherten Verlusten; Zahlen, die kontinuierlich steigen und die gesamte Branche betreffen.

Die Allianz hat kürzlich in ihrem Bericht „Global Risk Dialogue 2025: Nature Risk“ darauf hingewiesen, dass Unternehmen, die Verantwortung für ihre Natur-Risiken übernehmen, von der Versicherungsbranche positiv wahrgenommen und mit günstigeren Prämien belohnt werden sollen. Wer das Naturkapital schützt, reduziert nicht nur das Risiko für die eigene Bilanz, sondern kann auch langfristig von besseren Finanzkonditionen profitieren. Zukunftsorientiertes Risikomanagement verlangt nicht nur das Kalkulieren von Schadensfällen, sondern auch eine ganzheitliche Betrachtung des gesamten ökologischen Kontextes.

Der Natur-Treiber: Bodenfruchtbarkeit als Basis für Wohlstand

Ein weiteres Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Bodenfruchtbarkeit. Diese fundamentale Ressource wird nach wie vor stark unterschätzt, obwohl sie die Grundlage für die Landwirtschaft, die Ernährungssicherung und die Stabilität der Märkte bildet. Die Verbindung von Landwirtschaft und zukunftsfähiger Landnutzung muss endlich ernst genommen werden; und zwar direkt vor der eigenen Haustüre, in den Regionen, in denen wir selbst zuhause sind.

Bodenfruchtbarkeit und die Gesundheit unserer Ökosysteme sind nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Anliegen. Eine gesunde Erde schützt vor Überschwemmungen, hält Wasser zurück und sorgt dafür, dass Ernten auch in Dürrezeiten stabil bleiben. Diese Elemente sind für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung, aber auch für Banken und Versicherungen, die landwirtschaftliche Risiken absichern oder landwirtschaftliche Unternehmen finanzieren. Die Stabilität unserer Wirtschaft hängt massgeblich von der Fruchtbarkeit unserer Böden ab, und es ist an der Zeit, in nachhaltige Bewirtschaftung zu investieren.

Im Moment könnte man meinen, dass alle das erkannt haben. Gefühlt die halbe Welt ruft nach grün und nachhaltig. Doch in Wirklichkeit sind es noch viel zu wenige, die sich wirklich mit der Bedeutung der Bodenfruchtbarkeit auseinandersetzen. Viel von dem, was wir lesen, ist leider nur Augenwischerei, und teils gar blanker Hohn. Es ist höchste Zeit, sich vor der eigenen Haustüre mit den Möglichkeiten der Regeneration auseinanderzusetzen! Der Dialog über nachhaltige Landwirtschaft und naturnahe Transformationen ist für die Finanzwelt eine einmalige Chance, verantwortungsbewusst und profitabel zu investieren.

Verantwortung übernehmen

Die wachsende Erkenntnis über ökologische Risiken und Chancen innerhalb der Finanzwelt ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es reicht nicht, sich der Thematik nur oberflächlich zu nähern oder sie in Berichten schönzureden. Verantwortung erfordert konkrete Schritte – jetzt. Angefangen bei der Integration von Umweltfaktoren in die Unternehmensstrategie bis hin zur aktiven Unterstützung enkeltauglicher landwirtschaftlicher Projekte.

Ich lade alle Menschen, die ökonomische Energie verwalten und die noch zögern, ein, einen Schritt nach vorne zu gehen und sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Es ist nicht nur die richtige Entscheidung aus ökologischer Sicht, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive. Die Frage ist nicht, ob wir handeln, sondern wann jeder Einzelne von uns damit beginnt.

Weiterführende Informationen:

Finanzwelt.de Banken auf Widersprüchlichem Kurs

Reuters Global banking regulators agree to prioritise climate risk work

Swiss Re Close the Protection Gap

Invest PSP Mission Driven

Foto © Michael Derrer Fuchs – Hauptsitz Swiss Reinsurance Company, Zürich


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Isemann Holistic Guidance ist neu Partner des One Planet Lab – Gemeinsam für echte Transformation

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Isemann Holistic Guidance ist neu Partner des One Planet Lab – gemeinsam für echte Transformation


Das One Planet Lab und Isemann Holistic Guidance passen zueinander wie permakultureller Boden zu lebendiger Vielfalt! Beide Organisationen setzen sich mit ganzer Kraft für eine enkeltaugliche Welt ein. Die neue Partnerschaft ist mehr als ein strategisches Bündnis – sie basiert auf einem 100%igen Werte- und Projekt-Match. Ob Gemeinwohlorientierung, systemisches Denken oder radikal umsetzbare Nachhaltigkeit – hier treffen sich zwei Kulturen, die sich gegenseitig stärken und ergänzen.


One Planet Lab: ein Netzwerk für den Wandel

Das One Planet Lab ist ein schweizweites Innovationslabor, initiiert vom WWF Schweiz. Es schafft Räume, in denen Menschen ressourcenleichte Lebensstile ausprobieren, wirtschaftliche Alternativen testen und Zukunft erproben. Ziel ist eine Gesellschaft, die mit nur einem Planeten auskommt – ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich resilient.

One Planet Lab bringt Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen: NGOs, Start-ups, Forschungsinstitute, Bildungsprojekte, Landwirtschaft, zukunftsorientierte Unternehmen. Sie alle verbindet die Frage: Wie schaffen wir gemeinsam einen Systemwandel?

Wichtig sind dabei drei Dinge:

  • Wissen teilen – über Blogbeiträge, Leitfäden, Kurse und Best Practices.
  • Menschen vernetzen – auf Events, durch Partnerschaften oder informelle Austauschformate.
  • Projekte fördern – in Testfeldern, durch Beratung oder kollaborative Experimente.

Ob «Regio Challenge», Soils Assembly, Doughnut-Ökonomie oder neue Beteiligungsformate für Bürgerinnen und Bürger – One Planet Lab übersetzt Nachhaltigkeit in handfeste Praxismodelle.

Warum der Zusammenschluss?

Isemann Holistic Guidance bringt eine einzigartige Kombination aus systemischer Beratung, regenerativer Landwirtschaft, Organisationsentwicklung und Finanzinnovation ins Netzwerk. Besonders spannend wird es dort, wo RegioWert AG und AgriMetrix ins Spiel kommen – zwei Projekte, die genau die Lücken füllen, die auch One Planet Lab adressiert:

RegioWert AG: Regional investieren, Wandel finanzieren

Die RegioWert AG verbindet Menschen, die ihr Geld für gesunde Böden, faire Lebensmittelproduktion und lebendige Regionen einsetzen wollen. Durch direkte Investitionen in Boden und Infrastruktur regionaler Betriebe entstehen starke, resiliente Wertschöpfungsketten. Das Konzept wurde in Deutschland erprobt, von Isemann Holistic Guidance und Partnern weiterentwickelt und nun in die Schweiz gebracht.

One Planet Lab setzt sich seit jeher für regionale Ernährungssysteme ein. Veranstaltungen wie das Regio-Bankett, Partnerschaften mit der Kleinbauern-Vereinigung oder Projekte zur Proteinwende zeigen, wie sehr regionale Souveränität im Zentrum steht. Die RegioWert AG liefert hier ein echtes Finanzierungsinstrument mit Commons-DNA. Ein Match auf allen Ebenen.

AgriMetrix: Zukunftstauglichkeit messbar machen

Mit AgriMetrix wird sichtbar, was viele Höfe bereits leisten: Biodiversität erhalten, Böden pflegen, soziale Verantwortung übernehmen. Das von der RegioWert Treuhand AG verwaltete Tool AgriMetrix bewertet auf knapp 400 Indikatoren, wie ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig ein Hof wirtschaftet – und schafft damit die Grundlage für faire Entlohnung, gezielte Förderung und transparente Kommunikation.

Das One Planet Lab-Netzwerk diskutiert genau solche Fragen: Wie können wir Wirkung messen? Wie lassen sich Donut-Indikatoren in die Praxis bringen? Wie entsteht ein Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen? AgriMetrix liefert hier ein robustes, anwendbares System, das One Planet Lab-Akteurinnen und -Akteuren konkrete Umsetzungshilfe gibt.

Partner, Projekte, Perspektiven – wie du dich einbringen kannst

Mit über 80 Partnern bietet das One Planet Lab eine enorme Vielfalt an Initiativen, in die du dich einbringen kannst – als Mitdenker:in, Mitmacher:in oder Mitgestalter:in.

scaling4good

scaling4good ist ein Think-and-Do-Tank, der – genau wie Isemann Holistic Guidance – auf ganzheitliche Lösungen innerhalb der planetaren Grenzen setzt. Die Initiative vernetzt Menschen und Organisationen, um nachhaltige Projekte zu vergrössern und echten gesellschaftlichen Wandel zu bewirken. Besonders schön: Katrin Hauser von scaling4good und ich haben 2021 gemeinsam eine Permakultur-Ausbildung gemacht.

OstSinn

OstSinn ist eine Plattform für Nachhaltigkeit in der Ostschweiz und passt ausgezeichnet zu unserem Engagement für regionale Lösungen. Dank OstSinn konnte ich kürzlich an einer Projektschmiede in St.Gallen die Idee einer ersten Schweizer RegioWert AG vorstellen – ein Konzept, an dem ich aktiv mitwirke, um die regionale Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit OstSinn ist für Isemann Holistic Guidance besonders wertvoll, weil sie zeigt, wie wir gemeinsam Menschen vor Ort für zukunftsfähige Ideen begeistern können.

Ökozentrum

Das Ökozentrum fördert Innovation und Bildung im Nachhaltigkeitsbereich. Besonders inspiriert mich ihr Projekt «Zukunft schreiben», bei dem engagierte junge Menschen für Abschlussarbeiten rund um Nachhaltigkeit ausgezeichnet und begleitet werden. Dieses Programm zeigt eindrücklich, wie wichtig die nächste Generation für eine enkelfähige Zukunft ist – eine Vision, die ich voll und ganz teile.

GreenBuzz

GreenBuzz ist ein lebendiges Netzwerk von Nachhaltigkeitsbegeisterten, in dem auch Isemann Holistic Guidance Mitglied ist. Als Teil dieser Community tausche ich mich projektbezogen mit Gleichgesinnten aus und lasse mich von neuen Ideen inspirieren. GreenBuzz passt perfekt zu uns, weil hier die Freude am gemeinsamen Lernen und Handeln für eine bessere Zukunft im Vordergrund steht – jede Veranstaltung liefert neue Impulse und motiviert, dranzubleiben.

öbu

öbu ist das Schweizer Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, bei dem ich ebenfalls Mitglied bin. Im Kreis der öbu-Mitglieder – Unternehmen, die Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen – fühle ich mich gut aufgehoben.

Purpose Stiftung

Die Purpose Stiftung setzt sich dafür ein, Unternehmen im Verantwortungseigentum (auch Purpose Ownership genannt) zu begleiten – also Firmen, die ihrem Zweck und nicht primär dem Profit verpflichtet sind. Mit Purpose arbeiten wir aktuell Hand in Hand daran, neue Unternehmen zu gründen, die genau dieses Prinzip leben. Diese Partnerschaft passt perfekt zu Isemann Holistic Guidance, weil sie zeigt, wie wir Wirtschaft neu denken können: gemeinwohlorientiert, langfristig und sinngetrieben. Ich bin begeistert, Teil dieses Netzwerks zu sein und zusammen mit Purpose echte Pionierarbeit für zukunftsfähiges Unternehmertum zu leisten.

Swiss Donut Economics Network

Das Netzwerk der Swiss Donut Economics bringt Menschen zusammen, die eine Wirtschaft denken und leben wollen, die soziale Gerechtigkeit und ökologische Grenzen zusammenbringt. Ich schätze besonders die Offenheit und Tiefe der Diskussionen – sie geben wichtige Impulse für unsere Arbeit mit AgriMetrix und RegioWert. Die Donut-Logik ist für mich mehr als ein Modell, sie ist ein Kompass.

Acker Schweiz

Acker Schweiz bringt Kindern und Jugendlichen bei, wie Landwirtschaft funktioniert – praxisnah, im eigenen Schulgarten. Das berührt mich sehr, weil ich selbst oft erlebe, wie stark ein früher Bezug zu Natur und Ernährung das Denken fürs Leben prägt. Bildungsprojekte wie dieses legen die Basis für eine Gesellschaft, die wieder mit der Erde in Beziehung tritt.

Protein Transition Switzerland

Bei Protein Transition Switzerland geht es um nichts weniger als die Ernährungswende – hin zu einer pflanzenbasierten, ökologisch sinnvollen Proteinversorgung. Ich sehe grosse Synergien zur Arbeit von AgriMetrix und bin überzeugt, dass dieser Wandel auch kulturell begleitet werden muss. Dieses Projekt macht Mut und zeigt, wie Veränderung konkret aussehen kann.

CircularHub

Der CircularHub hilft Unternehmen, in zirkulären Kreisläufen zu denken und zu handeln. Für mich ist das besonders relevant in der Zusammenarbeit mit Betrieben, die über RegioWert oder Purpose neue Geschäftsmodelle aufbauen. Es braucht Orte wie diesen, die Know-how und Netzwerk vereinen, um die Theorie in die Praxis zu bringen.

Ob du dich für Bodenaufbau, regenerative Ernährungssysteme oder wertebasiertes Investieren interessierst – irgendwo in unseren Netzwerken findest du Gleichgesinnte.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Die Schweizer Agrarpolitik 2030+ – Wie ambitionierte Ziele erreichbar werden

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Die Schweizer Agrarpolitik 2030 – Wie ambitionierte Ziele erreichbar werden


Die Schweiz steht vor einer Neuausrichtung ihrer Landwirtschaftspolitik: Mit der Agrarpolitik ab 2030 (AP30+) soll die Land- und Ernährungswirtschaft nachhaltiger, effizienter und krisenfester gestaltet werden. Basierend auf parlamentarischen Aufträgen erarbeitet das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bis 2026 Vorschläge für diese nächste Agrarreform. Dabei verfolgt der Bundesrat eine ganzheitliche Betrachtung des Ernährungssystems – von der Produktion bis zum Konsum – und will alle Akteure der Wertschöpfungskette einbinden


Die Vision bis 2050 umfasst ambitionierte Ziele: So soll etwa der Netto-Selbstversorgungsgrad trotz Bevölkerungswachstum wieder über 50 % liegen, die Arbeitsproduktivität um 50 % steigen und gleichzeitig der ökologische Fussabdruck massiv reduziert werden (u. a. –40 % Treibhausgase in der Produktion gegenüber 1990). Die AP30+ bildet den nächsten Schritt auf diesem Weg und konzentriert sich auf mehrere zentrale Themenfelder.

Ziele der Agrarpolitik 2030 nach Themenfeldern

Ernährungssicherheit

Die Gewährleistung der Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend Lebensmittel zu tragbaren Preisen – auch in Krisenzeiten – steht weiterhin an oberster Stelle. Gemäss dem Auftrag des Parlaments soll eine diversifizierte inländische Nahrungsmittelproduktion mindestens auf heutigem Selbstversorgungsniveau sichergestellt werden. Das bedeutet, dass die Landwirtschaft sich dynamisch an veränderte Konsumbedürfnisse anpassen kann und z. B. Versorgungslücken bei Importabhängigkeit vermeiden hilft.

Erfahrungen wie der C-Lockdown oder der Ukraine-Konflikt haben die Bedeutung inländischer Versorgungsreserven verdeutlicht. Entsprechend betont der Bundesrat auch die Resilienz gegen Krisen und will den Schutz der landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen (Böden, Wasser, Wissen) stärken. Zudem wird Ernährungssicherheit heute breiter gedacht – als Teil eines nachhaltigen Ernährungssystems, das auch Konsumgewohnheiten einbezieht (z. B. Reduktion von Food Waste, Förderung von nachhaltigen lokalen Produkten).

Ökologische Nachhaltigkeit

Eine zukunftsfähige Agrarpolitik muss die Umweltbelastung der Landwirtschaft weiter senken. Zentral ist die Reduktion des ökologischen Fussabdrucks in Form von geringeren Nährstoffverlusten (Stickstoff, Phosphor), weniger Schadstoffeinträgen (Pflanzenschutzmittel) und niedrigeren Treibhausgasemissionen.

Bereits laufende Programme zur Pestizidreduktion und Gewässerschutz werden fortgeführt bzw. verschärft. Darüber hinaus sollen alle Glieder der Wertschöpfungskette beitragen – von der Verarbeitung bis zum Handel und Konsum, etwa durch Verbesserungen bei Verpackung, Transport und Lebensmittelverschwendung. Ein wichtiger Aspekt ist die Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft (z. B. durch ökologische Ausgleichsflächen, schonende Bewirtschaftung) sowie der Bodenfruchtbarkeit (Humusaufbau als CO₂-Senke). Die AP30+ strebt eine Landwirtschaft an, die ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig produziert.

Konkret heisst das: Klimafreundliche Methoden sollen ausgebaut, der Nährstoffkreislauf geschlossen (Kreislaufwirtschaft über Hofgrenzen hinweg) und die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten werden. Gleichzeitig mahnt die Politik, dass neue Umweltauflagen nur mit Augenmass eingeführt werden dürfen – sie sollen wirksam sein, aber die inländische Produktion nicht übermässig schwächen. So forderte die Begleitkommission (BEKO) zur AP30+, dass eine ökologische Intensivierung nicht zu Lasten der Produktion oder des Agrarbudgets gehen dürfe: „Dies dürfe jedoch weder zu einem Rückgang des Agrarbudgets führen noch auf Kosten der Umwelt gehen. Der ökologische Fussabdruck sei weiter zu reduzieren“, so die BEKO in einer Mitteilung.

Wirtschaftliche und soziale Perspektiven

Die Schweizer Landwirtschaft soll auch für kommende Generationen attraktiv und existenzfähig bleiben. Daher zielt AP30+ auf die Verbesserung der Einkommen und der Rahmenbedingungen für Bauernfamilien ab. Landwirtinnen und Landwirte sollen mit unternehmerischem Know-how selbstbestimmt am Markt agieren und ein auskömmliches Einkommen erwirtschaften können, das den Beruf für Nachwuchskräfte attraktiv macht.

Dazu braucht es zum einen höhere Wertschöpfung am Markt – etwa durch Qualitätsstrategien, Transparenz und fairere Wertschöpfungsverteilung in der Lebensmittelkette. Zum anderen sind stabile Direktzahlungen als Ausgleich für gemeinwohlorientierte Leistungen weiter wichtig. Höhere Einkommen und Planungssicherheit ermöglichen Investitionen in moderne Technologien und Nachhaltigkeit.

Auch die soziale Absicherung wird thematisiert: Bauernfamilien und Angestellte in der Landwirtschaft sollen eine bessere Alters- und Unfallversicherung erhalten. Der Bund plant z. B. ab 2025 eine obligatorische Sozialversicherung für mitarbeitende Familienangehörige einzuführen.

Die AP30+ erkennt zudem an, dass Arbeitsbelastung und Lebensqualität wichtige Faktoren sind – ein Abbau unnötiger Bürokratie soll den Familienbetrieben mehr Zeit für Kernaufgaben und Erholung lassen. Insgesamt strebt die Politik an, die Unternehmensfreiheit der Betriebe zu erhöhen (weniger Detailvorgaben) und trotzdem öffentliche Anliegen wie Tierwohl, Umwelt und Landschaft qualitativ besser zu honorieren.

Innovationen, Bildung und Beratung werden als Schlüsselfaktoren gesehen, um die wirtschaftliche Resilienz (gerade kleiner und Bergbetriebe) zu steigern. So wird betont, dass die Landwirtschaft mehr Freiräume für marktorientierte Entscheidungen braucht – „die Betriebe sollen ihre Ausrichtung selbst bestimmen können“ –, begleitet von einfachen Anreizen statt komplexer Vorschriften.

Digitalisierung und Vereinfachung

Neu an der AP30+ ist die explizite Betonung der Digitalisierung als Mittel, die gesteckten Ziele effizienter zu erreichen. Moderne Technologien – von Sensoren über Satellitenbilder bis Big Data – sollen zum Rückgrat der landwirtschaftlichen Verwaltung und Beratung werden. Ein zentrales Anliegen ist die Vereinfachung des Direktzahlungssystems und generell der Abbau administrativer Lasten.

Die Vielzahl an Programmen, Kontrollen und Formularen soll verschlankt und möglichst automatisiert werden. Digitale Lösungen bieten hier grosses Potenzial: Sie können Daten einmalig erfassen und mehrfach nutzen, Auswertungen und Anträge automatisch erstellen und so den Aufwand für Betriebe und Behörden erheblich reduzieren. Beispielsweise liesse sich die heute verpflichtende Suisse-Bilanz (ein Nährstoff-Nachweis pro Betrieb) viel einfacher digital aus bestehenden Betriebsdaten berechnen, anstatt sie jährlich händisch zu erfassen.

Generell unterstützt die BEKO die Digitalisierungsstrategie als zentrale Grundlage für die AP30+ – sprich, ohne digitale Infrastruktur ist eine echte Vereinfachung kaum möglich. Gleichzeitig muss die Technik praxisgerecht sein.

Benutzerfreundlichkeit, Datensicherheit und Mehrwert im Alltag der Landwirte sind Voraussetzungen, damit digitale Tools breit akzeptiert werden. Die AP30+ möchte daher digitale Innovation fördern (z. B. durch Investitionshilfen für Präzisionsgeräte oder Pilotprojekte) und standards setzen, um die Interoperabilität zu gewährleisten.

Im Ergebnis sollen Landwirte weniger Zeit mit Bürokratie verbringen und stattdessen vermehrt output-orientiert für tatsächliche Leistungen entlohnt werden. Kurz: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Hebel, um Ernährungssicherheit, Nachhaltigkeit sowie Wettbewerbsfähigkeit zugleich zu verbessern.

AgriMetrix als Schlüssel zur Umsetzung

Damit die Ziele der AP30+ nicht auf der strategischen Ebene verharren, braucht es praxisnahe Instrumente. AgriMetrix wurde aus der Landwirtschaft heraus entwickelt und bietet ein wirkungsvolles Managementtool, das Nachhaltigkeitsleistungen einzelbetrieblicher sichtbar und bewertbar macht – nicht als Kostenfaktor, sondern als Wert. Als einziges Tool übersetzt AgriMetrix diese Leistungen in ökonomische Terminologie und macht so Beiträge zur regionalen Wertschöpfung verständlich und kommunizierbar – innerhalb der Landwirtschaft und darüber hinaus.

Die breite Datenbasis erlaubt es, regionale und betriebliche Besonderheiten abzubilden und Leistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette darzustellen. Damit entsteht die Grundlage, um Direktzahlungen als wertbasierte Entschädigung für Nachhaltigkeitsleistungen zu verstehen – nicht als Subvention.

AgriMetrix unterstützt Betriebe jeder Ausrichtung dabei, unternehmerisch und nachhaltig zu wirtschaften, fördert die Kommunikation innerhalb der Branche und nach aussen und kann individuell für Marketingprogramme oder Direktzahlungsinstrumente genutzt werden. Es ergänzt bestehende Tools, stärkt die betriebliche Entwicklung in allen Nachhaltigkeitsdimensionen und schafft Brücken zwischen Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Was bedeutet Nachhaltigkeit wirklich? Eine Einladung zum Dialog.

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Was bedeutet Nachhaltigkeit wirklich? Eine Einladung zum Dialog.


Seit Jahren habe ich das Privileg, Christian Hiss persönlich zu kennen und seine Arbeit verfolgen zu dürfen. Christian ist für mich ein wahrer Vordenker der nachhaltigen Landwirtschaft – jemand, der vor 20 Jahren bereits verstanden hat, dass wir Landwirtschaft neu denken müssen, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen. In seinem kürzlich veröffentlichten Artikel „Nachhaltigkeitsgüter im Dialog aushandeln“ beschreibt er, warum wir neue ökonomische Rahmen brauchen, um Nachhaltigkeit messbar und honorierbar zu machen – und betont zugleich, dass diese Massstäbe nicht am grünen Tisch der Wirtschaft entstehen dürfen, sondern im Dialog mit den Menschen, die Landwirtschaft täglich leben.


Christian Hiss hat mit der Regionalwert Leistungsrechnung (SAMP) einen wegweisenden Ansatz geschaffen. Damit werden Leistungen von Landwirtinnen und Landwirten für Gemeingüter wie Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit oder Klimaschutz sichtbar gemacht und monetär bewertet. Dieses Instrument setzt an, wo die klassische Betriebswirtschaft an ihre Grenzen stösst. Es honoriert den Schutz von Böden, Artenvielfalt und sozialem Umfeld als wirtschaftliche Leistungen. 

Ich erinnere mich, wie Christian mir vor Jahren erklärte, dass etwa CO₂-Bindung auf landwirtschaftlichen Flächen endlich einen Preis bekommen muss – so wie es heute schon beim CO₂-Handel der Fall ist – aktuell noch weitgehend ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Leistungen. Seine Vision, Nachhaltigkeitsleistungen als „Nachhaltigkeitsgüter“ zu definieren und ihren Wert im Dialog auszuhandeln, ist aktueller denn je. Sie zeigt einen Weg, wie Landwirtschaft und Gesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen können.

Dialog und Ko-Kreation: Das Fundament von SAMP Schweiz – bald AgriMetrix

Diese Ideen fallen in der Schweiz auf fruchtbaren Boden. Die Regionalwert-Leistungsrechnung wurde hierzulande eingeführt, getestet und weiterentwickelt. Derzeit wird daran, gearbeitet, dieses System unter dem Namen AgriMetrix langfristig in der Schweiz und Liechtenstein zu etablieren. Der neue Name steht für eine präzisere Messung agrarischer Nachhaltigkeit und für einen konsequent dialogbasierten Ansatz.

Die Auswahl und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeits-Indikatoren erfolgt nicht top-down, sondern gemeinsam mit der Praxis. Betriebe, Beraterinnen und Berater, Verbände und Wissenschaft bringen ihre Perspektiven ein – so entstehen Kennzahlen, die fundiert und gleichzeitig praxistauglich sind. Dieser Aushandlungsprozess ist nicht immer geradlinig – aber er schafft Vertrauen. Und genau dieses Vertrauen brauchen wir, wenn wir von Landwirtinnen und Landwirten erwarten, dass sie sich auf den Weg in Richtung Nachhaltigkeit machen.

Wenn eine Kennzahl zu abstrakt ist, wird sie angepasst. Wenn eine Lücke auffällt, wird sie eliminiert. AgriMetrix ist kein fertiges Produkt, sondern ein lernendes System, das sich mit den Herausforderungen und dem Wissen der Praxis verändert. Genau in diesem Sinne verstehe ich auch Christians Beitrag: Nachhaltigkeit entsteht nicht durch Verordnung, sondern im gemeinsamen Ringen um Orientierung und Wirkung.

Kooperation statt Konkurrenz: AgriMetrix als Brücke in der Schweizer Tool-Landschaft

Die Schweiz ist reich an bestehenden Werkzeugen zur Nachhaltigkeitsbewertung – von RISE, B-ACT, SALCAfuture, SMART-Farm-Tool über den Umweltrechner bis hin zu Label-Kriterien wie bei Bio Suisse, IP-Suisse oder Demeter. Diese Vielfalt ist wertvoll – und doch braucht es verbindende Elemente, die Synergien sichtbar machen. Genau hier sehe ich die Rolle von AgriMetrix: nicht als Konkurrenz, sondern als offene Plattform für Ko-Kreation.

Viele Indikatoren, die andere Tools bereits nutzen – etwa zur CO₂-Bindung im Boden, zum Insektenschutz durch Blühstreifen oder zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit – finden sich auch in der AgriMetrix Systematik wieder. AgriMetrix schliesst dort an, wo bereits gute Arbeit geleistet wird. Das Ziel: weniger Dopplungen für die Betriebe, mehr Konsistenz in der Bewertung, mehr Klarheit für Beratung und Finanzierung.

Ich lade Entwicklerinnen und Entwickler anderer Tools ausdrücklich ein, mit AgriMetrix zusammenzuarbeiten – bei der Harmonisierung von Indikatoren, bei der gemeinsamen Datenbasis, bei Pilotprojekten. Denn klar ist: Kein einzelnes Tool kann den Wandel allein gestalten. Aber gemeinsam können wir eine kohärente, anschlussfähige und praxisnahe Nachhaltigkeitsbewertung entwickeln, die den Betrieben nützt – und damit auch Gesellschaft und Umwelt.

Eine Einladung zur Zusammenarbeit

Für mich persönlich ist es sehr ermutigend zu sehen, wie Christians Vision sich in der Schweiz positioniert. Echte Veränderung ist möglich durch Dialog, Beteiligung und einem miteinander Lernen. Christian Hiss hat vorgemacht, wie man Nachhaltigkeitsleistungen definieren und zum Nutzen aller Beteiligten aushandeln kann – partnerschaftlich, offen und lösungsorientiert.

Raum und Zeit sind bereit, um Brücken zu bauen – zwischen Tools, zwischen Betrieben, zwischen Welten. Wer an Nachhaltigkeit arbeitet, ist Teil derselben Bewegung. Deshalb freue ich mich auf jede Kooperation, jede kritische Rückfrage und jedes gemeinsame Weiterdenken. AgriMetrix ist mehr als ein Tool – es ist eine Einladung, Landwirtschaft neu zu verhandeln. Gemeinsam.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Syntropischer Agroforst – Landwirtschaft als regenerativer Organismus

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Im letzten halben Jahr durfte ich tief in die Welt des syntropischen Agroforsts eintauchen – im Rahmen einer Ausbildung bei Relavisio. Vieles, was ich dort gelernt habe, hat nicht nur mein Wissen vertieft, sondern auch eine innere Überzeugung gestärkt: Landwirtschaft im Einklang mit natürlichen Prozessen ist nicht nur möglich, sie ist notwendig – sie ist lebendig, regenerativ und zukunftsfähig.

Besonders prägend für mich war die erneute Zusammenarbeit mit Uzzy Artzmann, deren tiefe Erfahrung, Genauigkeit und Begeisterung für die Wissensvermittlung mir nicht nur technische Werkzeuge vermittelt hat, sondern auch den Mut aufgefrischt hat, die Dinge anders zu denken – und in meinem eigenen Agroforst wie auch in der Begleitung anderer Betriebe konsequent umzusetzen.


Syntropie als Antrieb lebendiger Systeme

Die Grundlage des syntropischen Agroforsts ist ein Verständnis von Natur, das auf Kooperation statt Konkurrenz aufbaut. Während Entropie auf Zerfall und Isolation zielt, beschreibt Syntropie eine Bewegung hin zu Komplexität, Verbindung und höherer Ordnung.

In landwirtschaftlicher Praxis heisst das: Anstatt natürliche Systeme zu unterbrechen, bauen wir auf ihrer inneren Logik auf. Wir imitieren Sukzessionsprozesse, fördern Vielfalt auf allen Ebenen und gestalten Systeme, die mit jedem Jahr an Fruchtbarkeit, Stabilität und Produktivität gewinnen – ganz ähnlich wie ein Wald.

Ernst Götsch formulierte diesen Ansatz bereits 1992 in seiner Publikation Dynamic Agroforestry. Statt der üblichen Trennung von „Nutzfläche“ und „Natur“ entwirft er ein Landwirtschaftsmodell, in dem Produktion und Regeneration nicht im Widerspruch stehen sondern einander bedingen.

Architektur lebender Systeme: Zeit, Raum, Funktion

Die technische Umsetzung eines syntropischen Systems verlangt ein präzises Verständnis räumlicher und zeitlicher Dynamiken. Pflanzen werden in vertikaler Schichtung, funktionaler Staffelung und zeitlicher Sukzession kombiniert – ähnlich der natürlichen Entwicklung eines Waldes.

So entstehen mehrschichtige Systeme mit Bodenkriechern wie Erdbeeren oder Waldmeister, Bodendeckern wie Weissklee oder Thymian, Stauden wie Rhabarber, Löwenzahn oder Topinambur, Sträuchern wie Johannisbeere, Felsenbirne oder Hasel, sowie niedrigeren Bäumen wie Quitte, Holunder oder Pflaume und höheren Bäumen wie Esskastanie, Walnuss oder Linde. Frühreife Pflanzen wie Mangold, Bohne, Zucchini oder Mais können dabei in die frühen Phasen eingebracht werden, während Pioniergehölze wie Sanddorn, Robinie, Erle oder Pappel gezielt zur Biomasseproduktion und Bodenaufbereitung genutzt werden – bis die langfristig tragenden Gehölze wie Birne, Apfel, Marone oder auch Baumnüsse ihre Rolle im System übernehmen.

Rückschnitt ist kein Störfaktor, sondern gezieltes Werkzeug. Er bringt Licht ins System, aktiviert Wurzelwachstum und füttert das Bodenleben mit organischer Substanz. Die natürliche Sukzession wird so nicht nur respektiert, sondern bewusst gestaltet und beschleunigt.

Der Mensch als Kooperationspartner

In der syntropischen Landwirtschaft ist der Mensch nicht der Ausbeuter der Natur, sondern Teil ihres Regenerationsprozesses. Die Aufgabe besteht nicht darin, Kontrolle zu erzwingen, sondern Beziehungen zu ermöglichen. Diese Haltung ist mehr als romantische Ökologie – sie ist funktional. Denn funktionierende Ökosysteme sind produktiver, resilienter und langfristig stabiler als jedes inputintensive System. Wir fördern Vielfalt, gestalten Übergänge und synchronisieren uns mit den natürlichen Rhythmen. Wir schaffen Systeme, die über Generationen tragfähig sind – ökologisch, sozial und ökonomisch.

Transformation beginnt mit einem anderen Blick

Die aktuelle Publikation von Prof. Johanna Jacobi, ETH (Syntropic farming systems for reconciling productivity, ecosystem functions, and restoration, 2025) zeigt auf, dass tiefgreifende agrarökologische Veränderung nicht durch einzelne Methoden erreicht wird – sondern durch einen Wechsel der zugrunde liegenden Denk- und Organisationsformen.

Syntropischer Agroforst verkörpert genau diese systemische Transformation:

  • Auf Wissensebene durch das Erlernen natürlicher Dynamiken.
  • Auf wirtschaftlicher Ebene durch lokal angepasste, resiliente Wertschöpfung.
  • Auf sozialer Ebene durch Kooperation, Inklusion und gemeinsames Lernen.

Er öffnet Räume für regeneratives Wirtschaften, für neue Eigentumsmodelle, für kooperative Strukturen – und für eine Landwirtschaft, die nicht länger Teil des Problems ist, sondern Teil der Lösung.

Wachsen im Wandel

Syntropisches Denken und die Prinzipien lebendiger Systeme können Betriebe dabei unterstützen, Produktivität mit Regeneration zu verbinden – und ihre Flächen und Räume ökologisch, sozial und ökonomisch zukunftsfähig aufzustellen. In agrarökologischen Begleitprozessen entstehen praxisnahe Strategien, die Vielfalt fördern, Betriebsmittel reduzieren und den Hof als resilientes Ganzes stärken.

Der Weg ist anspruchsvoll. Er verlangt genaue Beobachtung, Flexibilität, und das Vertrauen in Prozesse, die sich nicht linealartig planen lassen. Doch er bietet etwas, das in der konventionellen Landwirtschaft oft fehlt: Verbundenheit, Verantwortung und Lebendigkeit – was gut für die Gesamtheit unserer Gesellschaft stehen kann.

Ein syntropisches System ist nie abgeschlossen. Es lebt, wächst, verändert sich – genau wie wir selbst, wenn wir uns auf diesen Weg einlassen.

Du möchtest mehr erfahren oder selbst einen syntropischen Weg einschlagen? Ich freue mich auf den Austausch. Melde dich gern!


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Schweizer Daten bleiben in Schweizer Händen

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Der Regionalwert Leistungsrechner bekommt in der Schweiz und Liechtenstein ein neues Zuhause. Die gemeinnützige RegioWert Treuhand AG wird als Schirmorganisation gegründet, um das Programm langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln.


Der Regionalwert Leistungsrechner (Sustainable Accounting Management Program; SAMP), ein einzigartiges Werkzeug zur Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen, steht vor einem neuen Kapitel. Mit der Gründung der RegioWert Treuhand AG wird erstmals eine gemeinnützige Organisation geschaffen, die das Programm für die Schweiz und Liechtenstein exklusiv verwaltet, weiterentwickelt und breit implementiert. Diese neue Struktur stellt sicher, dass die Rechte am Leistungsrechner langfristig geschützt und im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaft genutzt werden.

Der Leistungsrechner hilft nicht nur landwirtschaftlichen Betrieben, ihre Leistungen in den Bereichen Ökologie, Soziales und Wirtschaftlichkeit messbar und sichtbar zu machen. Auch Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Verarbeiter:innen über den Handel bis zu Finanzdienstleistern – können von den erhobenen Daten profitieren. Durch transparente und vergleichbare Nachhaltigkeitskennzahlen wird die Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen geschaffen und eine nachhaltige Entwicklung in der gesamten Ernährungs- und Agrarbranche gefördert.

Die Gründung der RegioWert Treuhand AG erfolgt unter der Führung von Isemann Holistic Guidance. Die Organisation wird im Verantwortungseigentum geführt und verfolgt das Ziel, nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Christian Hiss, der Entwickler des Leistungsrechners, äussert sich positiv zu dieser Entwicklung: „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass der Leistungsrechner nun eine solide Basis in der Schweiz und Liechtenstein erhält. Dies ist ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Transformation der gesamten Wertschöpfungskette.“

Betriebe, Unternehmen und Investoren, die Interesse an der Nutzung des Leistungsrechners haben oder mehr über die RegioWert Treuhand AG erfahren möchten, können mich gerne hier kontaktieren.

Mehr Informationen: www.regiowert.org


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Die Kraft der kritischen Masse: Warum der gesellschaftliche Wandel näher ist, als du denkst

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Veränderung fühlt sich oft an wie ein ferner Horizont, besonders dann, wenn das Gegenüber ein System ist, das sich selbst genügt. Das Vertrauen in Wandel bröckelt – nicht, weil es an Ideen fehlt, sondern an Glaube an deren Durchsetzungskraft. Man fragt sich: Reicht das, was wir tun, überhaupt aus? Oder sind wir schlicht zu wenige? Eine Antwort liefert die Wissenschaft. Und sie überrascht.


3.5 % – Wie Wenige Viele bewegen können

In ihrem Werk «Why Civil Resistance Works» analysierten Erica Chenoweth und Maria J. Stephan über 300 gewaltsame und gewaltfreie Bewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts. Darunter: die serbische Otpor-Bewegung, die Philippinische People Power-Revolution, die Rosenrevolution in Georgien oder der Arabische Frühling. Ihre wichtigste Erkenntnis:

1) Gewaltfreie Bewegungen sind doppelt so erfolgreich wie gewaltsame.
2) Bewegungen, an denen sich mindestens 3.5 % der Bevölkerung aktiv beteiligen, waren in jedem einzelnen Fall erfolgreich.

Was heisst das konkret? In einem Land mit 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern (wie der Schweiz) wären das 280’000 Menschen, die sichtbar, friedlich und organisiert handeln. Nicht nur klicken oder unterschreiben, sondern wirklich teilnehmen. Demonstrieren, blockieren, dokumentieren, widersprechen, aufbauen. Und das über eine gewisse Zeit hinweg.

Chenoweth selbst war von diesem Ergebnis überrascht. Als Politikwissenschaftlerin glaubte sie zunächst, gewaltfreie Bewegungen seien historisch romantisiert. Doch die Daten sprachen eine andere Sprache. Sie zeigten: Systeme lassen sich kippen – nicht mit Masse, sondern mit Entschlossenheit.

Warum Wandel nicht linear passiert, sondern sprunghaft

Diese These stützen auch neuere Forschungsergebnisse aus der Netzwerktheorie. Eine Studie von Damon Centola (2018) untersuchte, wie sich soziale Normen in Gruppen verändern. Ergebnis: Bereits 25 % aktive Netzwerkteilnehmer:innen genügen, um stabile Konventionen in einer Gruppe nachhaltig zu kippen.

Das Entscheidende ist nicht die Mehrheit, sondern der Zusammenhalt und die Interaktionsdichte der Minderheit. Wenn diese aktiv kommuniziert, konsequent handelt und sich gegenseitig stärkt, entsteht ein Kipppunkt, ein Moment, ab dem das Neue plötzlich zur Norm wird.

Man kennt dieses Phänomen auch aus ganz anderen Kontexten: Die ersten, die vegetarisch leben, werden belächelt, bis ein grösserer Teil der Leute in einem Freundeskreis mitzieht, und plötzlich ist Fleischverzicht ganz normal. Die Veränderung ist dann nicht mehr graduell, sondern sprunghaft.

Verantwortung liegt nicht in der Zahl, sondern im Verhalten

Beide Studien legen nahe, dass es nicht Alle braucht. Aber es braucht ausreichend Viele, die bereit sind, zu handeln. Und, die Art, wie sie handeln, zählt. «Why Civil Resistance Works» zeigt eindrucksvoll, dass gewaltfreier Widerstand dabei nicht nur moralisch überlegen ist, sondern strategisch erfolgreicher. Warum ist das so?

  • Weil gewaltfreie Bewegungen mehr Menschen zur Teilnahme befähigen – auch Ältere, Kinder, Menschen mit Einschränkungen oder solche, die Gewalt ablehnen.

  • Weil sie gesellschaftliche Brücken nicht abbrechen, sondern offene Räume schaffen, in denen Dialog möglich bleibt.

  • Und weil sie Machthabern die Legitimation entziehen, repressiv zu reagieren, was wiederum die internationale Unterstützung stärkt.

Erfolgreiche Bewegungen zeichnen sich durch drei Elemente aus:

  • Vielfalt der Beteiligten, nicht nur homogene Gruppen

  • Organisation & Planung, nicht spontane Wut

  • Beharrlichkeit, oft über Monate, manchmal Jahre hinweg

Was heisst das für uns – heute?

Die Gleichzeitigkeit globaler Krisen und ganz privater Herausforderungen überfordert viele Menschen und lässt das Gefühl zurück, als Einzelner kaum etwas ausrichten zu können. Die ökologische Katastrophe scheint zu gross, die soziale Schieflage zu festgefahren, die politischen Systeme zu träge. Und doch, die Forschung zeigt, dass gerade die engagierte Minderheit Geschichte schreibt, nicht die schweigende Mehrheit.

Wenn du das Gefühl hast, du seist zu wenig oder zu spät: Denk daran: 3.5 %! Macht basiert auf Zustimmung. Und Zustimmung lässt sich entziehen. 

Vielleicht beginnt Veränderung genau dort, wo du nicht mehr übergehst, was du siehst, sondern dich verantwortlich fühlst. Nicht für alles. Aber für das, was du erkannt hast.

Der Moment ist jetzt

Ich bin selbst ein Randzonen-Mensch, weiss um die Kraft, die aus der dortigen Reibung entstehen kann, wenn man sie nur zulässt. Wandel ist möglich, er ist messbar und er ist greifbar. Aber er passiert nicht von allein. Er geschieht, weil eine Gruppe sich entscheidet, dass sie die Zukunft mitgestalten will und nicht nur darauf wartet, dass sich etwas ändert.

Es braucht nicht Alle, um Alles zu verändern. Und die Frage ist nicht, ob Wandel möglich ist. Die Frage ist lediglich, wer bereit ist, ihn voranzutreiben. Bist du es?


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Die Schweizer Landwirtschaft: Chance und Verantwortung für die (Rück-)Versicherungsindustrie zugleich

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Die Schweizer Landwirtschaft: Chance und Verantwortung für die (Rück-)Versicherungsindustrie zugleich


Die Landwirtschaft steht weltweit vor der Herausforderung, nachhaltiger zu wirtschaften und gleichzeitig den Klimawandel zu bewältigen. In Deutschland haben Versicherer, vertreten durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), proaktiv Position bezogen und unterstützen den Transformationsprozess zu mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft. Sie betonen die Bedeutung eines umfassenden Risikomanagements, das die zunehmenden klimabedingten Risiken berücksichtigt.


Prävention statt ausschliessliche Versicherungslösungen

Der GDV fordert zudem, dass Prävention und klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren oberste Priorität haben sollten, anstatt ausschliesslich auf verpflichtende Versicherungslösungen zu setzen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, präventive Massnahmen in den Fokus zu rücken, um zukünftige Schäden zu minimieren.

In der Schweiz hingegen fehlt es (noch) an spezifischen Finanzprodukten für landwirtschaftliche Betriebe, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser Branche eingehen. Dies wurde in einer ETH-Masterarbeit von Andre Semadani detailliert untersucht, die neue Wege für die Finanzierung einer nachhaltigen Landwirtschaft aufzeigt. Wer in der Schweiz nachhaltig wirtschaften will, findet sich häufig in einer Finanzierungslücke wieder, da weder konventionelle Kredite noch spezialisierte Versicherungen auf die langfristige Transformation landwirtschaftlicher Betriebe ausgerichtet sind.

Die Notwendigkeit einer soliden Datengrundlage

Mit meiner 15-jährigen Erfahrung in der Due Diligence von Grossfinanzprodukten und der Verantwortung für die Sicherstellung der Datenintegrität bei einem globalen Rückversicherer erkenne ich die dringende Notwendigkeit, dass Schweizer (Rück-)Versicherer aktiv werden. Die Basis eines guten Risikomanagements ist eine verlässliche Datengrundlage.

Doch genau hier gibt es in der Landwirtschaft gewaltige Lücken. Was in der Industrie selbstverständlich ist, nämlich belastbare Kennzahlen zur Bewertung von Risiken und Chancen, ist in der Agrarbranche oft noch unzureichend vorhanden. Mit meinem aktuellsten Projekt habe ich mir vorgenommen, diese Datengrundlage zu schaffen und deren Integrität zu gewährleisten.

RegioWert Treuhand GmbH

Die Bedeutung gesunder Böden für die Risikominimierung

Böden, die fruchtbar und lebendig sind, bilden das Fundament einer krisenfesten Landwirtschaft. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass viele Betriebe ihre Flächen intensiver bewirtschaften müssen, wie das langfristig sinnvoll wäre, was an vielen Orten zu Bodenabbau, Erosion und einem Rückgang des Bodenlebens beigetragen hat.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Wasserhaltekapazität von gesunden Böden deutlich höher ist als bei ausgelaugten, humusarmen Flächen. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf das Risikoprofil landwirtschaftlicher Betriebe: In Trockenperioden bleibt die Ertragsstabilität erhöht, während bei Starkregen weniger fruchtbarer Boden abgeschwemmt wird. Ohne Investitionen in nachhaltige Bodenbewirtschaftung steigt das Schadensrisiko signifikant.

Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Notwendigkeit

Wie der GDV bereits feststellte, ist die Landwirtschaft nicht nur für die Lebensmittelversorgung essenziell, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle im Natur-, Tier- und Umweltschutz. Ein nachhaltiger Ansatz in der Landwirtschaft ist daher nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch vorteilhaft. In diesem Zusammenhang:

«Es gibt keine ökonomischere Ökonomie als eine ökologische.» (Ernst Schwöbel)

CO₂-Kompensation als Chance und Herausforderung

Man mag die CO₂-Emissionsthematik gut oder schlecht finden. Tatsache bleibt, dass enorme Summen an ökonomischer Energie für dieses eine Element bereitgestellt werden. Meine Überzeugung: Diese Mittel lassen sich sinnvoll in langfristige, regionale Kreisläufe überführen – etwa in einen Waldgarten, der Kohlenstoff langfristig speichert, Biodiversität fördert, den Wasserhaushalt stabilisiert und die landwirtschaftliche Resilienz stärkt.

Ich lade die Schweizer (Rück-)Versicherer hiermit ein, dem deutschen Beispiel zu folgen und gemeinsam mit der Landwirtschaft innovative Lösungen für eine nachhaltige Zukunft entwickeln. Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit – und es liegt (auch) in der Verantwortung der Versicherungsbranche, diese Entwicklung aktiv zu unterstützen.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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