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Schlagwort: Soziale Verantwortung & Gerechtigkeit

Die Schweizer Landwirtschaft: Chance und Verantwortung für die (Rück-)Versicherungsindustrie zugleich

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Die Schweizer Landwirtschaft: Chance und Verantwortung für die (Rück-)Versicherungsindustrie zugleich


Die Landwirtschaft steht weltweit vor der Herausforderung, nachhaltiger zu wirtschaften und gleichzeitig den Klimawandel zu bewältigen. In Deutschland haben Versicherer, vertreten durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), proaktiv Position bezogen und unterstützen den Transformationsprozess zu mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft. Sie betonen die Bedeutung eines umfassenden Risikomanagements, das die zunehmenden klimabedingten Risiken berücksichtigt.


Prävention statt ausschliessliche Versicherungslösungen

Der GDV fordert zudem, dass Prävention und klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren oberste Priorität haben sollten, anstatt ausschliesslich auf verpflichtende Versicherungslösungen zu setzen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, präventive Massnahmen in den Fokus zu rücken, um zukünftige Schäden zu minimieren.

In der Schweiz hingegen fehlt es (noch) an spezifischen Finanzprodukten für landwirtschaftliche Betriebe, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser Branche eingehen. Dies wurde in einer ETH-Masterarbeit von Andre Semadani detailliert untersucht, die neue Wege für die Finanzierung einer nachhaltigen Landwirtschaft aufzeigt. Wer in der Schweiz nachhaltig wirtschaften will, findet sich häufig in einer Finanzierungslücke wieder, da weder konventionelle Kredite noch spezialisierte Versicherungen auf die langfristige Transformation landwirtschaftlicher Betriebe ausgerichtet sind.

Die Notwendigkeit einer soliden Datengrundlage

Mit meiner 15-jährigen Erfahrung in der Due Diligence von Grossfinanzprodukten und der Verantwortung für die Sicherstellung der Datenintegrität bei einem globalen Rückversicherer erkenne ich die dringende Notwendigkeit, dass Schweizer (Rück-)Versicherer aktiv werden. Die Basis eines guten Risikomanagements ist eine verlässliche Datengrundlage.

Doch genau hier gibt es in der Landwirtschaft gewaltige Lücken. Was in der Industrie selbstverständlich ist, nämlich belastbare Kennzahlen zur Bewertung von Risiken und Chancen, ist in der Agrarbranche oft noch unzureichend vorhanden. Mit meinem aktuellsten Projekt habe ich mir vorgenommen, diese Datengrundlage zu schaffen und deren Integrität zu gewährleisten.

RegioWert Treuhand GmbH

Die Bedeutung gesunder Böden für die Risikominimierung

Böden, die fruchtbar und lebendig sind, bilden das Fundament einer krisenfesten Landwirtschaft. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass viele Betriebe ihre Flächen intensiver bewirtschaften müssen, wie das langfristig sinnvoll wäre, was an vielen Orten zu Bodenabbau, Erosion und einem Rückgang des Bodenlebens beigetragen hat.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Wasserhaltekapazität von gesunden Böden deutlich höher ist als bei ausgelaugten, humusarmen Flächen. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf das Risikoprofil landwirtschaftlicher Betriebe: In Trockenperioden bleibt die Ertragsstabilität erhöht, während bei Starkregen weniger fruchtbarer Boden abgeschwemmt wird. Ohne Investitionen in nachhaltige Bodenbewirtschaftung steigt das Schadensrisiko signifikant.

Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Notwendigkeit

Wie der GDV bereits feststellte, ist die Landwirtschaft nicht nur für die Lebensmittelversorgung essenziell, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle im Natur-, Tier- und Umweltschutz. Ein nachhaltiger Ansatz in der Landwirtschaft ist daher nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch vorteilhaft. In diesem Zusammenhang:

«Es gibt keine ökonomischere Ökonomie als eine ökologische.» (Ernst Schwöbel)

CO₂-Kompensation als Chance und Herausforderung

Man mag die CO₂-Emissionsthematik gut oder schlecht finden. Tatsache bleibt, dass enorme Summen an ökonomischer Energie für dieses eine Element bereitgestellt werden. Meine Überzeugung: Diese Mittel lassen sich sinnvoll in langfristige, regionale Kreisläufe überführen – etwa in einen Waldgarten, der Kohlenstoff langfristig speichert, Biodiversität fördert, den Wasserhaushalt stabilisiert und die landwirtschaftliche Resilienz stärkt.

Ich lade die Schweizer (Rück-)Versicherer hiermit ein, dem deutschen Beispiel zu folgen und gemeinsam mit der Landwirtschaft innovative Lösungen für eine nachhaltige Zukunft entwickeln. Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit – und es liegt (auch) in der Verantwortung der Versicherungsbranche, diese Entwicklung aktiv zu unterstützen.


Kai Isemann

Über 15 Jahre lang habe ich in der globalen Finanzwelt forensische Analysen und Due-Diligence-Audits auf Finanztransaktionen durchgeführt. Ich leitete funktionsübergreifende Teams, um Risiken zu identifizieren, Kapitalströme zu optimieren und operationelle und ökonomische Integrität sicherzustellen.

Heute nutze ich diese analytische Schärfe und systemische Denkweise, um sozialökologische Transformationen zu begleiten. Mein Fokus liegt auf agrarökologischer Entwicklung und nachhaltigen Wertschöpfungskreisläufen – stets aus der Perspektive von Risiko, Resilienz und Wirtschaftlichkeit.

Dem Triple Bottom Line Modell folgend interessiert mich: 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Die Reihenfolge dieser Fragestellung bestimmt meine Arbeit – von der strategischen Kapitalallokation bis zur Umsetzung regenerativer Geschäftsmodelle.


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Films for Future Festival: Wilde Flächen auf der Leinwand und in der Realität schützen

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Films for Future Festival: Wilde Flächen auf der Leinwand und in der Realität schützen


Das Films for Future Festival ist mehr als nur ein Filmfestival – es ist ein Weckruf. Durch eindrucksvolle Dokumentationen und bewegende Geschichten zeigt es, wie wertvoll unsere natürlichen Lebensräume sind und wie dringend ihr Schutz geworden ist. In einer Zeit, in der unberührte Landschaften immer weiter schwinden, führt uns das Festival vor Augen, warum wir aktiv werden müssen.


Film ab für die Zukunft

In der Schweiz gibt es bereits inspirierende Projekte, die sich für den Schutz und die nachhaltige Nutzung wilder Flächen einsetzen. Doch um diesen Bemühungen zum Durchbruch zu verhelfen, brauchen sie mehr Sichtbarkeit – genau das, was das Films for Future Festival bewirken kann.

Wilde Wunder: Warum unberührte Naturflächen schützen?

Wilde Flächen sind keine leeren Räume – sie sind Schatzkammern der Biodiversität. Sie bieten Lebensraum für bedrohte Arten, verbessern die Bodenqualität und helfen sogar bei der Klimaregulierung. Doch genau diese wertvollen Gebiete geraten zunehmend unter Druck: Durch Urbanisierung, Landwirtschaft und den Klimawandel schrumpfen sie stetig.

Das Films for Future Festival beleuchtet genau diese Probleme und zeigt Lösungen auf. Doch nicht nur auf der Leinwand gibt es Hoffnung: Auch in der Schweiz setzen sich engagierte Menschen für den Erhalt dieser einzigartigen Naturflächen ein.

Beispiel Alpe Loasa: Ein Paradies in den Tessiner Alpen

Die Alpe Loasa im Muggiotal ist ein Beispiel dafür, wie traditionelle Alpwirtschaft mit modernen ökologischen Ansätzen verbunden werden kann. Hier entsteht eine nachhaltige Bewirtschaftung, die nicht nur die Landschaft schützt, sondern auch eine wertvolle Lebensgrundlage für kommende Generationen sichert.

Von der Leinwand in die Realität: Die Triple Bottom Line als Erfolgsmodell

Das Films for Future Festival gibt Impulse – aber was folgt danach? Um Projekte wie die Alpe Loasa nachhaltig zu fördern, bietet das Triple Bottom Line-Modell eine sinnvolle Perspektive. Es bewertet nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch ökologische und soziale Auswirkungen.

Der Schutz wilder Flächen ist kein reines Umweltanliegen – er ist eine Investition in unsere Zukunft. Die Natur speichert Kohlenstoff, sichert die Artenvielfalt und schafft eine lebenswerte Umgebung für Mensch und Tier. Wer nachhaltig handelt, schafft also langfristig auch ökonomischen Wert.

Fazit: Vom Filmfestival zur Bewegung

Das Films for Future Festival zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, unsere letzten wilden Flächen zu schützen. Doch Filme allein reichen nicht – sie müssen uns zum Handeln inspirieren.

Schweizer Projekte wie die Alpe Loasa und viele weitere beweisen, dass nachhaltige Lösungen existieren. Jetzt gilt es, sie zu unterstützen, weiterzudenken und den Schutz unberührter Naturflächen auf die politische und wirtschaftliche Agenda zu setzen. Denn nur wenn wir heute handeln, können wir eine lebenswerte Zukunft gestalten – auf der Leinwand und in der Realität.


Kai Isemann

Aus der Finanzwelt kommend, habe ich jahrelang Kapitalströme analysiert und deren Risiken bewertet. Heute leite ich einen permakulturellen Waldgarten im Zürcher Oberland – ein lebendiges System, das zeigt, wie Wirtschaftlichkeit, Ökologie und soziale Verantwortung harmonisch zusammenwirken können.

Die Prinzipien der Permakultur entsprechen 1:1 meinem Triple Bottom Line Ansatz: Zuerst kommt die ökologische Tragfähigkeit, dann das soziale Gleichgewicht, erst dann die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Dieser Perspektivenwechsel ist essenziell, um zukunftsfähige Wertschöpfungskreisläufe zu gestalten.

Ich begleite Menschen und Organisationen dabei, regenerative Geschäftsmodelle zu entwickeln – mit analytischer Präzision aus der Finanzwelt und der langfristigen Perspektive natürlicher Ökosysteme.



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1 Schnappschuss = 3 Nachrichten

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1 Schnappschuss = 3 Nachrichten


Vor einigen Tagen hatte mich der grossartige Künstler und Mentor Martin Schunerits im Waldgarten in Wolfhausen besucht und mich bei der Arbeit erwischt – mit einem schönen und sehr aussagekräftigen Schnappschuss, wie ich meine.


Die Natur als Arbeitsplatz

Die beste Arbeitsumgebung ist die Natur, ganz besonders für neurodynamische Menschen! Ein Wirkungsort in der Natur bietet sooo unglaublich viel: 

Innere Ruhe und Entspannung

Die Natur bietet eine ruhige und entspannende Umgebung, die es im Besonderen neurodynamischen Menschen ermöglicht, sich zu erholen und Stress abzubauen. Die natürlichen Klänge, die frische Luft und die natürliche Schönheit der Umgebung tragen zu einem Gefühl der Entspannung und des Wohlbefindens bei.

Hohe Kreativität und Inspiration 

Die Natur ist eine inspirierende Quelle für kreative Ideen. Die Vielfalt der Farben, Formen und Klänge in der natürlichen Umgebung regt die Sinne an und fördert die kreative Denkweise. Die Ruhe und Abgeschiedenheit ermöglichen es uns, Gedanken zu ordnen und neue innovative Ansätze zu entwickeln.

Tiefe Verbundenheit mit dem Wahrhaftigem

Wir alle haben eine starke, intrinsische Verbindung zur Natur und fühlen uns in natürlicher Umgebung am wohlsten. Diese Verbundenheit vermittelt ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit und des Gleichgewichts, welches uns die hohe Frequenz des gesellschaftlichen Lebens vorenthält. Die Arbeit in der Natur ermöglicht es uns, diese Verbindung zu stärken und uns mit der natürlichen und wahrhaftigen Welt zu verbinden.

Starke Reduzierung von Ablenkungen 

In der Natur gibt es viel weniger Ablenkungen im Vergleich zur hektischen Umgebung der Gesellschaft. Die Abwesenheit von Technologie, ständiger Kommunikation und anderen störenden Einflüssen ermöglicht es uns, dass wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren und viel tiefer in den kreativen Prozess eintauchen können.

Positive Auswirkungen auf die Gesundheit

Die Natur hat nachgewiesene positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit. Der Aufenthalt in der Natur reduziert Stress, verbessert die Stimmung, fördert die Konzentration und steigert das allgemeine Wohlbefinden. Wenn wir wählen können, ziehen wir es daher vor, in einer natürlichen Umgebung zu arbeiten.

Biodiversitätsinitiative: Ja! 

Die Schweizer Biodiversitätsinitiative, die im kommenden September zur Abstimmung steht, ist ein wichtiger Schritt zum Schutz der Artenvielfalt in der Schweiz. Mit einer Unterstützung der Initiative trägst du dazu bei, die Bedrohung der heimischen Tier- und Pflanzenarten einzudämmen und ihren Lebensraum zu erhalten.

Die Biodiversität ist von entscheidender Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht und das Wohlergehen der Menschen. Sie unterstützt die Bestäubung von Pflanzen, den Erhalt fruchtbarer Böden und die Regulierung des Klimas. Durch den Schutz der Biodiversität können wir langfristig die Grundlagen für eine nachhaltige Landwirtschaft, den Erhalt der natürlichen Ressourcen und die Anpassung an den Klimawandel sichern.

Die Biodiversitätsinitiative verlangt unter anderem den Erhalt und die Förderung natürlicher Lebensräume, den Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und die Stärkung der ökologischen Infrastruktur. Durch diese Maßnahmen können wir den Verlust von Artenvielfalt stoppen und gleichzeitig die Lebensqualität für Mensch und Natur verbessern.

Mit einem Ja bei der Abstimmung setzt du ein Zeichen für den Schutz der Natur und eine enkeltaugliche Zukunft. Du trägst dazu bei, dass die Schweiz eine Vorreiterrolle im Naturschutz einnimmt und als Vorbild für andere Länder dient. Zusammen können wir einen positiven Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leisten und unsere Umwelt für zukünftige Generationen bewahren!

Erhalt der natürlichen Ressourcen

Die Biodiversität spielt eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher Ressourcen wie sauberem Wasser, fruchtbaren Böden und Luftqualität. Pflanzen und Wälder tragen zur Regulierung des Wasserhaushalts bei und filtern Schadstoffe aus der Luft.

Stabilität und Resilienz des Ökosystems

Eine hohe Vielfalt an Arten und Ökosystemen erhöht die Stabilität und Resilienz des gesamten Ökosystems gegenüber Störungen wie Krankheiten, Schädlingen oder extremeren Wetterereignissen. Je vielfältiger ein Ökosystem ist, desto besser kann es sich an Veränderungen anpassen.

Medizinische Bedeutung

Die Biodiversität ist eine wichtige Quelle für medizinische und pharmazeutische Forschung. Viele unserer heute verwendeten Medikamente stammen aus natürlichen Ressourcen. Der Verlust von Arten bedeutet auch einen Verlust an potenziellen Heil- und Behandlungsmöglichkeiten.

Ästhetik, Muse und Erholung

Die Vielfalt der Natur bietet den Menschen ästhetische Schönheit und Erholungsmöglichkeiten. Der Erhalt von natürlichen Lebensräumen ermöglicht es uns, die Schönheit der Natur zu geniessen und uns von stressigen Lebensumständen zu erholen.

Nahrungssicherheit

Die Biodiversität spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Nahrungsmittelproduktion. Eine grosse Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten ermöglicht eine breite Palette an Nahrungsmitteln und erhöht die Resilienz gegenüber Ernteausfällen oder Krankheiten. Monokulturen und der Verlust von Artenvielfalt führen unweigerlich zu Ernteausfällen und Nahrungsmittelknappheit.

Klimaregulierung

Ökosysteme und ihre Arten tragen zur Regulierung des Klimas bei. Wälder nehmen beispielsweise grosse Mengen an Kohlendioxid auf und produzieren Sauerstoff. Der Verlust von Wäldern und anderen natürlichen Lebensräumen führt zu einem Anstieg von Treibhausgasen in der Atmosphäre und trägt somit zur Klimaerwärmung bei.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Biodiversität ist auch von grosser wirtschaftlicher Bedeutung. Viele Wirtschaftszweige, wie Tourismus, Landwirtschaft, Fischerei und Pharmazie, sind direkt oder indirekt von einer intakten Biodiversität abhängig. Der Verlust von Arten und Lebensräumen kann daher erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben.

Kulturelle und spirituelle Werte

Die Biodiversität ist eng mit der kulturellen Identität vieler Gemeinschaften verbunden. Sie spielt eine wichtige Rolle in traditionellen Bräuchen, kulturellen Praktiken, Geschichten und Kunstformen. Der Verlust von Arten und Ökosystemen ist daher gleichzusetzen mit einem Verlust an kulturellem Erbe und spirituellen Werten.

Bildung und Forschung

Die Biodiversität bietet eine Fülle von Lernmöglichkeiten und Forschungspotenzial. Der Erhalt und die Erforschung der Biodiversität ermöglichen es uns, unser Verständnis von Ökosystemen und biologischen Prozessen zu erweitern. Es fördert auch die Umweltbildung und das Bewusstsein für die Bedeutung des Naturschutzes.

ting.community

Ein Spielraum für Veränderung. Wer das Wirtschaften neu mitdenken will, ist bei ting.community! Die Liste an Gründen, warum es sinnvoll ist, Ting zu unterstützen, ist schier endlos:

Kollaboratives Lernen

Ting ist eine Plattform, auf der Menschen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten teilen können. Durch den Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit können Mitglieder voneinander lernen und ihr Wissen erweitern. Mit einer Mitgliedschaft bei ting.community unterstützt und förderst du eine Kultur des kollaborativen Lernens und Wissensaustauschs.

Gemeinschaftsbildung

Ting bietet eine einmalige Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und eine Gemeinschaft von Menschen aufzubauen, die ähnliche Interessen und Ziele haben.

Zugang zu Ressourcen

Ting stellt eine Vielzahl von Ressourcen zur Verfügung, darunter Tutorials, Kurse, Projekte und Veranstaltungen. Der Zugang zu gleichgesinnten Menschen ist hochprofessionell orchestriert.

Innovation und Kreativität

Ting fördert die Innovation und Kreativität, indem sie Menschen ermutigt, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Der geschützte Raum, den ting.community hierfür bietet, ist einmalig.

Enkeltauglichkeit

Ting setzt sich explizit für eine enkeltaugliche Zukunft ein, indem sie Technologien und Praktiken fördert, die umweltfreundlich sind und sozialen Nutzen bringen.

Gemeinwohl

Ting hat das erklärte Ziel, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu haben und zum Gemeinwohl beizutragen. Du suchst das Netzwerk für eine sozial-ökologische Transformation? Hier bist du richtig!


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

Mit interdisziplinären Ansätzen vereine ich Ökonomie, Agrarökologie und Gesellschaft, um regenerative Lösungen für Landwirtschaft und Kapitalallokation zu entwickeln.


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Die Welt der mehrdimensionalen Transformation 

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Unsere Welt dreht sich immer schneller, und viele Menschen sehnen sich nach einem stabilen Fundament, das ihnen Halt gibt. Immer deutlicher wird, dass dieses Fundament nicht im wirtschaftlichen Erfolg liegt – eine Erkenntnis, die auch unsere einigermassen verwöhnte Gesellschaft zunehmend erreicht. Besonders hochsensible und neurodiverse Menschen, von denen es immer mehr zu geben scheint, stehen vor der Herausforderung, die immer höher schwingenden Frequenzen ihrer Umgebung intensiver wahrzunehmen und zu verarbeiten. Doch ist es wirklich eine „neue“ Diagnose, die diese Empfindungen verstärkt, oder ist es vielmehr die beschleunigte Dynamik des Grossen Ganzen, die uns alle erfasst? Vielleicht ist es gar nicht das Individuum, das sich verändert, sondern die Welt, die aus dem Gleichgewicht gerät. Wie auch immer die Ursache gelagert ist – die Natur bleibt ein Raum, in dem wir uns erden, verwurzeln und mit dem Leben selbst in Einklang kommen können.

Die heilende Kraft der Natur – aus eigener Erfahrung

Als eben solch ein neurodiverser Mensch – und ehemaliger Banker – habe ich erfahren dürfen, wie befreiend und belebend es ist, mit der Erde und mit Tieren, mit dem Lebendigen, Nährenden und Heilenden zu arbeiten. Die intensive Wahrnehmung der kleinsten Nuancen, die viele als überfordernd empfinden, kann – wenn sie gut ausgerichtet wird – zu einer Quelle tiefer Erkenntnis werden. Wenn die Hände, die vor wenigen Jahren noch Auditberichte verfassten, in der Erde wühlen, wenn das Summen der Insekten mit dem Rauschen der Blätter verschmilzt, wenn die Vögel in ihren Singsang einstimmen und das Reh mit mir die Beeren, das Eichhörnchen mit mir die Nüsse teilt, dann entsteht ein Moment der Klarheit. Wahrhaftigkeit ist angesagt.

Ich habe gelernt, dass wir durch achtsame Naturverbundenheit Grösseres begreifen können. Das gilt nicht nur für neurodiverse Menschen, sondern für alle, die ihre Verbindung zur Welt, zur Gesellschaft, zum Leben verloren haben. In der Natur, beim Erspüren der Erde unter den Fingern und dem Beobachten der Tiere, erkennen wir, dass wir Teil eines grösseren Netzwerks sind – eines Netzwerks, das uns trägt, nährt und unsere Wunden heilt.

Das Myzelium – ein Modell für die menschliche Verbundenheit

Unter unseren Füssen existiert ein komplexes Netzwerk, das die gesamte Natur miteinander verbindet: das Myzelium. Diese unterirdischen Pilzgeflechte sind nicht nur essenziell für das Wachstum von Pflanzen, sondern auch ein Symbol für das, was wir als Menschen verlernt haben: tiefe, nicht sichtbare Verbundenheit.

Wir sind nicht getrennt von diesem Netzwerk – wir sind Teil davon. Die Natur erinnert uns daran, dass wir uns über Wurzeln und Energien verbinden können, dass wir durch Achtsamkeit in Resonanz mit unserer Umgebung treten. In geführten Aufenthalten in der Natur kann dieser Prozess bewusst gemacht werden: Wenn wir uns dem Myzelium gleich als Teil eines harmonischen Systems begreifen, können wir neue Wege zur Heilung, zur Gemeinschaft und zur inneren Balance entdecken.

Erdung und Zentrierung als Grundlage der Transformation

Sich zu erden bedeutet, mit beiden Füssen fest auf dem Boden zu stehen – nicht nur physisch, sondern auch emotional und geistig. Dies ist besonders für hochsensible Menschen entscheidend, um sich nicht in den Strömen der Reizüberflutung zu verlieren. Dabei helfen einfache, aber kraftvolle Praktiken:

  • Barfussgehen: Direkter Kontakt mit der Erde aktiviert innere Ruhe und Stabilität.

  • Atemübungen: Tiefes, bewusstes Atmen verbindet uns mit dem Hier und Jetzt.

  • Aufenthalt im Wald: Der Wald ist ein Raum, in dem wir uns selbst begegnen können. Kein Witz!

Die Rolle der mehrdimensionalen Transformation beim Lösen von Paradoxien

Mehrdimensionale Transformation bedeutet, dass wir uns aus alten Denkmustern lösen und neue Perspektiven einnehmen. Neurodiverse Menschen bringen durch ihre Wahrnehmung oft eine einzigartige Fähigkeit mit, Widersprüche zu durchdringen und tieferliegende Zusammenhänge zu erkennen. Doch auch neurotypische Menschen, die sich ihrer inneren Wahrnehmung entfremdet haben, können durch achtsame Naturerfahrungen ihre eigene innere Weisheit wiederfinden.

Wenn wir beginnen, die Paradoxien des Lebens anzunehmen und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, können wir sie als Tore zu neuen Möglichkeiten begreifen. Dies ist der Kern meines Wirkens: Menschen zu begleiten, die bereit sind, die hergebrachten Grenzen des Denkens zu überschreiten und neue Formen des Verstehens zu eröffnen.

Einladung zur bewussten Transformation

Wenn du den Wunsch verspürst, sich wieder tiefer mit der Natur, mit sich selbst und mit dem grösseren Ganzen zu verbinden, lade ich dich ein, diesen Weg gemeinsam mit mir zu gehen. Lass uns die Paradoxien des Lebens in Chancen verwandeln und entdecken, wie tief unsere Wurzeln wirklich reichen.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

Mit interdisziplinären Ansätzen vereine ich Ökonomie, Agrarökologie und Gesellschaft, um regenerative Lösungen für Landwirtschaft und Kapitalallokation zu entwickeln.


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Von Kulturlandschaften, Wirtschaft und dem Verweben von Mensch und Natur

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Was ist Landschaft?

Was bedeutet eigentlich «Landschaft»? Samtige Wiesen vor kantigen Felsen? Knorrige Weinreben in hügeliger Umgebung? Blühende Auen neben einem glitzernden Fluss? Unsere Vorstellung von Landschaft ist oft geprägt von Ästhetik, von Schönheit und Harmonie. Doch Landschaft ist mehr als nur ein Bild – sie ist ein dynamisches System, ein lebendiger Organismus, der sich aus natürlichen und menschlichen Einflüssen formt.

Im Europäischen Landschaftsübereinkommen aus dem Jahr 2000 wird Landschaft folgendermassen definiert:

«Landschaft ist ein vom Menschen als solches wahrgenommenes Gebiet, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und Wechselwirkung von natürlichen und/oder menschlichen Faktoren ist.»

Diese Definition zeigt: Landschaft ist nicht statisch, sondern das Ergebnis eines Zusammenspiels von Geologie, Klima, Vegetation, tierischem Leben und menschlicher Nutzung. Sie umfasst sowohl wilde, unberührte Gebiete als auch intensiv genutzte Agrarlandschaften oder urbane Räume.

Landschaft ist unsere unmittelbare Lebensgrundlage. Sie liefert uns Nahrung, Wasser, Baustoffe, Inspiration und Erholungsräume. Doch wie gehen wir mit ihr um? Welche Verantwortung tragen wir für die Art und Weise, wie wir sie nutzen und gestalten?

Was ist Wirtschaft?

Der Begriff «Wirtschaft» stammt vom althochdeutschen «werki», was so viel wie «schaffen» bedeutet. Wirtschaft ist die Art und Weise, wie wir Ressourcen nutzen, Güter und Dienstleistungen produzieren und verteilen. Ursprünglich war Wirtschaft eng mit Haushalten und regionalen Kreisläufen verknüpft – sie diente dazu, die Grundbedürfnisse der Menschen zu sichern.

Heute jedoch basiert unser Wirtschaftssystem vielfach auf der Maximierung von Gewinn, oft ohne Rücksicht auf ökologische oder soziale Folgen. Ein klassisches Beispiel ist die industrielle Landwirtschaft, die kurzfristige Erträge steigert, aber oft auf Kosten der Bodenfruchtbarkeit, der Biodiversität und des Klimas geht.

Was ist Landwirtschaft?

Seit über 10.000 Jahren gestaltet der Mensch seine Landschaft – zu einem grossen Teil durch Landwirtschaft. Sie ist die älteste und wohl prägendste Form wirtschaftlicher Tätigkeit. Landwirtschaft ist weit mehr als nur Nahrungsmittelproduktion: Sie ist Landschaftsgestaltung, Kulturerbe, Biodiversitätsmanagement und Klimapolitik in einem.

Doch das gegenwärtige Landwirtschaftsmodell zeigt seine Grenzen. Wir sehen die negativen Folgen: Bodenverlust, Wasserverschmutzung, Erosion, Rückgang der Artenvielfalt und eine hohe Abhängigkeit von fossilen Energien und chemischen Düngemitteln. Die Frage ist also nicht, ob wir Landwirtschaft brauchen – sondern wie wir sie gestalten müssen, damit sie langfristig unsere Lebensgrundlagen erhält statt sie zu zerstören.

Das Verweben von Landschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft

Wir müssen unsere Beziehung zur Landschaft neu denken! Landwirtschaft muss nicht nur Nahrung produzieren, sondern auch Böden aufbauen, Wasser speichern, Lebensräume schaffen und CO₂ binden. Hier setzt das Konzept der Kulturlandschaften an: eine Landwirtschaft, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale und ökologische Werte schafft.

Wir brauchen eine Wirtschaft, die wieder eingebettet ist in natürliche Kreisläufe – eine Wirtschaft, die nicht nur finanziellen Profit misst, sondern auch ökologische Regeneration und soziale Teilhabe fördert.

Die 3BL-Methodik – ein ganzheitlicher Ansatz

Ein Modell, das all diese Aspekte verbindet, ist die Triple Bottom Line (3BL)-Methodik. Sie berücksichtigt nicht nur wirtschaftlichen Erfolg (Profit), sondern vorrangig ökologische Nachhaltigkeit (Planet) und soziale Gerechtigkeit (People).

Die Anwendung der 3BL-Methode in der Landwirtschaft bedeutet:

  • Planet: Ressourcen müssen so genutzt werden, dass sie sich regenerieren können – z. B. durch Humusaufbau, Diversifizierung von Anbausystemen oder wasserschonende Bewässerungsmethoden.

  • People: Landwirtschaft muss sozial inklusiv sein, faire Löhne sichern, Wissen weitergeben und Gemeinschaften stärken.

  • Profit: Landwirtschaft muss wirtschaftlich tragfähig sein, um Höfe langfristig zu erhalten.

Wenn wir Landschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft wieder miteinander verweben, können wir Systeme schaffen, die für Mensch und Natur gleichermassen funktionieren.

Aus der Praxis

Ein beeindruckendes Beispiel für das Zusammenspiel von Landschaft, Landwirtschaft und Wirtschaft liefert das Syntropische Agroforstsystem von Ernst Götsch. Götsch hat in einer stark degradierten Landschaft durch regenerative Landwirtschaft einen üppigen, biodiverse Waldgarten geschaffen, der nicht nur hohe Erträge liefert, sondern auch Wasser speichert, CO₂ bindet und die Bodenfruchtbarkeit wiederherstellt. Seine Methode basiert auf der Erkenntnis, dass Landwirtschaft nicht zwangsläufig ein Nullsummenspiel sein muss – sie kann gleichzeitig Erträge erwirtschaften und ökologische Schäden rückgängig machen.

Die Landschaft der Zukunft

Die Vision von Kulturlandschaften ist der Ausgangspunkt eines neuen, zukunftsfähigen Verhältnisses zur Natur. Böden, Wasserkreisläufe, biologische Vielfalt und Produktion werden nicht getrennt betrachtet, sondern als ein ganzheitliches System verstanden. Die Kulturlandschaften der Zukunft sind:

  • Produktiv: Sie versorgen uns mit hochwertigen, gesunden Lebensmitteln.

  • Klimapositiv: Sie speichern CO₂ und stabilisieren das Klima.

  • Biodivers: Sie bieten Lebensräume für zahlreiche Arten.

  • Resilient: Sie trotzen Extremwetterereignissen und passen sich an Veränderungen an.

  • Ästhetisch: Sie inspirieren, erfreuen und bieten Erholungsräume für den Menschen.

Die sozialökologische Transformation

Die Herausforderung ist gross, aber es gibt bereits viele erprobte Ansätze für eine zukunftsfähige Landwirtschaft: Agrarökologie, Permakultur, Syntropische Landwirtschaft und Regenerative Landwirtschaft sind Methoden, die Produktion und Ökosystemregeneration in Einklang bringen.

Mein Ziel ist es, diese Praktiken zu verbinden und in das Bewusstsein von Landwirt:innen, Konsument:innen und anderen Akteuren zu rücken. Ich setze auf eine Symbiose von individuellem Handeln und dem Gesamtblick auf das Landwirtschafts- und Ernährungssystem.

Ich glaube daran, dass echte Veränderung nur möglich ist, wenn wir gemeinsam handeln. Kulturlandschaften müssen in die Mitte unserer Gesellschaft rücken – als Orte der Vielfalt, der Regeneration und der Zukunftsfähigkeit.

Bist du dabei?

Wenn dich diese Vision anspricht, lade ich dich ein, Teil dieser Bewegung zu werden. Teile deine Gedanken, vernetze dich mit Gleichgesinnten und lass uns gemeinsam neue Wege für eine lebenswerte Zukunft gestalten. Denn Kulturlandschaften sind nicht nur eine Idee – sie sind unser gemeinsames Erbe und unsere gemeinsame Zukunft.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

Mit interdisziplinären Ansätzen vereine ich Ökonomie, Agrarökologie und Gesellschaft, um regenerative Lösungen für Landwirtschaft und Kapitalallokation zu entwickeln.


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Krank? Oder einfach nur vielfältig?

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In der psychologischen Analyse werden Menschen häufig mit der Mehrheit verglichen – den „meisten Menschen“. Wer abweicht, gilt schnell als „krank“. Besonders Menschen aus dem Autismus-Spektrum oder mit ADHS erleben diesen Stempel oft hautnah. Dabei sehnen sich viele geradezu nach einer offiziellen Diagnose – nicht etwa, weil sie krank sein wollen, sondern weil sie in einer normierten Welt endlich einen Platz finden möchten, an dem sie verstanden werden.

Doch was wäre, wenn wir diese Sichtweise hinterfragen? Statt Defizite zu betonen, könnten wir die einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven von neurodivergenten Menschen als wertvolle Bereicherung für die Gesellschaft anerkennen. Denn was heute als „Störung“ gilt, war in anderen Zeiten oft ein evolutionärer Vorteil.

Seit diesem Jahr bin ich offiziell ein „Late Diagnosed“. Die Psychologie hat mich in die Kategorie ADHS/Asperger-Autismus eingeordnet. All die Jahre bisher habe ich mich irgendwie arrangiert – und war, wie auch mein Umfeld, blind dafür. Doch die Diagnose war nicht nur ein befreiender Moment. Vielmehr erlebte ich einen bürokratischen und medizinischen Spiessrutenlauf, bei dem ich mich fast wie ein Krimineller fühlte.

Der Diagnoseprozess als Hürde: Bürokratie statt Unterstützung

Die Diagnoseprozesse in der Schweiz – insbesondere bei der Invalidenversicherung (IV) – sind für viele Betroffene eine Tortur. Sie ziehen sich über Monate, manchmal Jahre, und setzen die Betroffenen einem immensen zusätzlichen Druck aus. Die IV ist mit der steigenden Anzahl neurodivergenter Diagnosen offensichtlich überfordert. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die bürokratischen Hürden für eine Anerkennung der Diagnose oft so hoch sind, dass viele Menschen trotz nachgewiesener Einschränkungen keine Unterstützung erhalten (Kraus 2022).

Ein Erfahrungsbericht eines Betroffenen zeigt, wie entwürdigend dieser Prozess sein kann:

„Ich musste mich vor der IV mehrfach rechtfertigen, warum ich Schwierigkeiten im Arbeitsleben habe. Ich habe Tests absolviert, Formulare ausgefüllt, Gutachten eingereicht – und trotzdem wurde meine Diagnose infrage gestellt. Ich wurde behandelt, als ob ich mir meine Probleme nur einbilde oder faul wäre.“

Dies ist kein Einzelfall. Studien aus der Sozialwissenschaft zeigen, dass Menschen mit unsichtbaren Behinderungen, insbesondere aus dem Autismus-Spektrum oder mit ADHS, systematisch benachteiligt werden (Schneider 2021). Die IV geht oft nach dem Prinzip „sehen ist glauben“ vor – wer nicht offensichtlich körperlich eingeschränkt ist, hat es schwer, ernst genommen zu werden.

Der evolutionäre Vorteil von Neurodivergenz

Die Vorstellung, dass Autismus oder ADHS reine „Störungen“ sind, ignoriert eine zentrale Frage: Warum haben sich diese Eigenschaften in der Evolution gehalten? Wären sie reine Defizite, hätten sie sich längst aus dem Genpool herausgefiltert. Stattdessen gibt es immer wieder neurodivergente Menschen – weil sie in bestimmten Kontexten für das Überleben der Menschheit von Vorteil waren.

Autismus und die Rolle der Spezialisten in frühen Gesellschaften

Anthropologen gehen davon aus, dass autistische Menschen in der Steinzeit eine wichtige Rolle spielten. Ihre Fähigkeit, sich über lange Zeiträume tief in spezifische Themen zu vertiefen, war essenziell für die Entwicklung neuer Technologien.

Ein Beispiel: In steinzeitlichen Gesellschaften brauchte man Experten, die sich intensiv mit Werkzeugherstellung beschäftigten. Während neurotypische Menschen möglicherweise nach kurzer Zeit das Interesse verloren, konnten neurodivergente Individuen stundenlang Feuerstein schleifen oder Jagdstrategien perfektionieren. Studien an traditionellen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften zeigen, dass Menschen mit autistischen Zügen oft als „Wissenshüter“ oder „Handwerksmeister“ geschätzt wurden (Spikins 2018).

ADHS als Vorteil für Jäger und Entdecker

ADHS wird oft mit „Konzentrationsschwierigkeiten“ und „Impulsivität“ in Verbindung gebracht. Doch was wäre, wenn genau diese Eigenschaften unsere Vorfahren überleben liessen?

ADHS steht mit einer erhöhten Dopaminverarbeitung im Gehirn in Verbindung – was bedeutet, dass Menschen mit ADHS besonders wachsam, reaktionsschnell und abenteuerlustig sind. In nomadischen Gesellschaften war das ein Vorteil: Jäger mussten blitzschnell auf Bewegungen reagieren, Entdecker mussten bereit sein, Risiken einzugehen. Untersuchungen an indigenen Völkern zeigen, dass Menschen mit ADHS häufiger in Gruppen von Nomaden vorkommen, während sesshafte Gesellschaften niedrigere Raten aufweisen (Eisenberg 2008).

Kurz gesagt: Das, was heute in einem Büro als „Unruhe“ wahrgenommen wird, war in der Wildnis überlebenswichtig!

Hohe Sensibilität als Frühwarnsystem

Neurodivergente Menschen reagieren oft empfindlicher auf Geräusche, Licht oder zwischenmenschliche Spannungen. Dies wird oft als Belastung gesehen – dabei war es in früheren Zeiten ein wichtiger Schutzmechanismus.

Stellen wir uns eine prähistorische Dorfgemeinschaft vor: Während die meisten Menschen schliefen oder sich entspannten, bemerkte eine autistische Person subtile Veränderungen in der Umgebung – etwa das Geräusch eines heranschleichenden Raubtiers oder Anzeichen eines Wetterumschwungs. Ihr „Hyperfokus“ konnte die Gemeinschaft vor Gefahr warnen.

Diese Hypothese wird durch Studien zu Hochsensibilität gestützt: Hochsensitive Menschen haben eine aktivere Amygdala, das Zentrum für Gefahrenwahrnehmung im Gehirn (Aron 2010). Früher ein evolutionärer Vorteil – heute gerne missverstanden.

Ist „Normalität“ wirklich die Norm?

Die Definition von „Normalität“ ist eine Frage der Perspektive. Wer legt fest, was „gesund“ ist und was nicht? Menschen im Autismus-Spektrum haben oft ausgeprägte sensorische Fähigkeiten, tiefgehende analytische Denkweisen und eine hohe Detailgenauigkeit – Eigenschaften, die in vielen Berufen von Vorteil sein können. Doch weil ihre Reaktionen nicht der Norm entsprechen, werden sie ausgegrenzt statt gefördert.

Ein weiteres Beispiel eines Betroffenen:

„Ich habe jahrelang Masking betrieben – mich verstellt, angepasst, meine wahren Reaktionen unterdrückt. Nach meiner Diagnose dachte ich, es wird besser. Doch stattdessen kam die nächste Herausforderung: Ich wurde als ‚Problemfall‘ abgestempelt, bekam Medikamente aufgedrängt und wurde belächelt, wenn ich meine Bedürfnisse äusserte.“

Doch was, wenn wir neurodivergente Menschen nicht als „abweichend“, sondern als Teil eines breiten Spektrums menschlicher Vielfalt anerkennen würden? Studien belegen, dass neurodiverse Teams in Unternehmen kreativer und leistungsfähiger sind (Austin & Pisano 2017). Die Gesellschaft hätte also nichts zu verlieren – im Gegenteil, sie würde profitieren.

Ein Plädoyer für einen Paradigmenwechsel

Statt Menschen aus dem Autismus-Spektrum oder mit ADHS als „krank“ zu stigmatisieren, sollten wir ihre Stärken anerkennen. Sie können Frühwarnsysteme für gesellschaftliche Probleme sein, sie bringen neue Perspektiven ein und sie hinterfragen unreflektierte Normen.

Doch dafür braucht es ein System, das sie unterstützt – nicht eines, das sie durch bürokratische Mühlen zermalmt. Die IV und andere Institutionen müssen lernen, neurodivergente Menschen nicht als Belastung, sondern als Bereicherung zu sehen.

Ich feiere hier und jetzt deine und meine Einzigartigkeit – denn Vielfalt ist kein Fehler, sondern eine Stärke.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

Mit interdisziplinären Ansätzen vereine ich Ökonomie, Agrarökologie und Gesellschaft, um regenerative Lösungen für Landwirtschaft und Kapitalallokation zu entwickeln.


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