Kasse Zurück zur Website
Skip to main content

Alpe Loasa: Regenerative Landwirtschaft, lokale Identität und neue Perspektiven

Themenbereiche

Details

Projektlaufzeit

2024 – 2025

Region

Muggiotal

Ort

Breggio TI

Auftrag

Entwicklung und Umsetzung eines holistischen Betriebskonzepts zur Zukunftssicherung der Alpe Loasa als regional verankerter Modellbetrieb für regenerative Landwirtschaft und Permakultur

Seilschaft

Pius Baumgartner
Renke de Vries
Kai Isemann
Ueli Wyler
Teresa Zauner

Alpe Loasa – Regenerative Landwirtschaft, lokale Identität und neue Perspektiven

Ein Tal voller Leben – ein Ort im Aufbruch

Im südlichsten Zipfel der Schweiz, im naturreichen und kulturell einzigartigen Muggiotal, liegt die Alpe Loasa – ein Ort, an dem Landwirtschaft, Natur und Gemeinschaft neu gedacht werden. Das abgeschiedene Hochtal ist geprägt von hoher Biodiversität, traditioneller Kastanienwirtschaft, sorgfältig gepflegten Trockenmauern und jahrhundertealten Wirtschaftsweisen. Hier setzen wir an – mit dem Ziel, diesen Schatz zu bewahren und gleichzeitig als regenerativen Modellbetrieb weiterzuentwickeln.

Im Auftrag des Vorstands der Genossenschaft Alpe Loasa wurde eine ganzheitliche Nachfolgeregelung angestossen und ein Betriebskonzept entworfen, das auf Permakultur, Kreislaufwirtschaft, Bildung und regionale Wertschöpfung setzt. Die Umsetzung ist getragen von einer klaren Vision, konkreten Strukturen und dem Willen, die Alpe Loasa in eine enkeltaugliche Zukunft zu führen.

Alpgeschichte und neue Perspektiven

Die Alpe Loasa selbst blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seit dem 18. Jahrhundert wird das Land bewirtschaftet – einst als klassische Alpweide hoch über dem Tal. Im 20. Jahrhundert geriet der Hof zeitweise in Vergessenheit und verfiel beinahe, bis eine Gruppe engagierter junger Leute die Alpe 1984 wieder zum Leben erweckte. Seither wurde sie von motivierten Bewirtschafterinnen und Bwirtschaftern nach biologischen und biodynamischen Grundsätzen geführt und zu einem kleinen Pionierbetrieb im Muggiotal entwickelt.

Nun steht die Alpe Loasa erneut an einem Wendepunkt. Im Zuge des anstehenden Generationenwechsels wird seit 2024 darüber nachgedacht, wie sich der Betrieb in eine nachhaltige Zukunft führen lässt. Ein erweitertes Betriebskonzept entsteht – mit frischen externen Impulsen und im Dialog mit den noch-Eigentümern.

Das neue Betriebskonzept soll die Tradition der Alpwirtschaft mit neuen Ideen verknüpfen. Gedacht ist an eine Form der Landwirtschaft, die weit über den klassischen Bio-Betrieb hinausgeht. Humusaufbau, Permakultur-Prinzipien und geschlossene Produktionskreisläufe sind Kernbausteine dieser Vision. Mit einem ganzheitlichen Ansatz soll auf der Alpe Loasa ein Ort entstehen, der zukunftsfähige Landwirtschaft, Förderung der Biodiversität und nachhaltige Wertschöpfung vereint – und das alles mitten im (noch weitgehend natelfreien) Herzen der Alpen.

Regenerative Landwirtschaft als Leitlinie

Die zukünftige Ausrichtung der Alpe Loasa basiert auf den Prinzipien der Permakultur: ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Systeme, die dauerhaft tragfähig sind. Ziel ist es, die natürlichen Ressourcen zu regenerieren, die Biodiversität zu fördern und gesunde, lokal verankerte Lebensmittelsysteme zu etablieren.

Der fruchtbare Boden – krümelig, dunkel und vital – bietet ideale Voraussetzungen für den Umbau. Geplant ist eine Diversifizierung über die klassische Heuwirtschaft hinaus: mit Gemüse, Obst, Beeren, Nüssen, Kräutern und Spezialkulturen wie Trüffel (der Bodenwert legt dies nahe). Zwei Agroforststreifen entlang der Höhenlinien sollen der Bodenerosion vorbeugen, die Produktivität steigern und gleichzeitig ökologische Vielfalt fördern.

Die Tierhaltung bleibt zentral: Ziegen, Schafe, Hühner, Laufenten und Maultiere übernehmen Aufgaben im Ökosystem – von der Landschaftspflege bis zum Transport. Der Ansatz folgt dem Prinzip der funktionalen Integration: Jedes Element dient mehreren Zwecken.

Regionale Wertschöpfung durch Vielfalt und Verarbeitung

Die Alpe Loasa soll nicht nur produzieren, sondern auch verarbeiten – vor Ort, mit lokalen Kreisläufen und in hoher Qualität. Durch die Kombination aus Mischkulturen, Agroforst und Direktverarbeitung entstehen vielfältige Produkte mit regionalem Charakter. Die Nutzung des Flächencodes für kleinräumige Mischkulturen (725) und die Anrechnung zusätzlicher SAK (Standardarbeitskraft) durch Weiterverarbeitung vor Ort schaffen eine solide wirtschaftliche Grundlage.

Das Ziel: Ab dem fünften Jahr soll eine stabile Überschussproduktion erzielt werden, die regionale Märkte versorgt und neue Einkommensquellen erschliesst – ganz im Sinne einer resilienten, standortangepassten Landwirtschaft.

Finanzierung über RegioWert-Struktur und regionale Eigentümerschaft

Zur Umsetzung ist ein Beteiligungsmodell nach dem Vorbild der RegioWert AG vorgesehen: Bürgerinnen, Stiftungen und institutionelle Partner aus der Region können über nicht börsennotierte Aktien Anteile an Boden und Infrastruktur übernehmen. Damit bleibt die Alpe langfristig gemeinwohlorientiert gesichert und erhält den notwendigen Handlungsspielraum für Investitionen in Bodenaufbau, Bildung und Verarbeitung.

Zentral ist dabei: Die künftige Eigentümerschaft soll in der Region verankert sein. Die bisherige Führung aus dem Aargau hat gezeigt, dass geographische und kulturelle Distanz für den Betrieb nicht förderlich sind. Sprache, Mentalität und der tägliche Austausch mit Nachbarn, Handwerkern, Behörden und Partnerbetrieben benötigen eine regionale Anbindung. Nur so kann eine tragfähige Zukunft aufgebaut werden, die nicht nur ökologisch, sondern auch sozial stimmig ist.

Kulturelles Erbe trifft Lernort der Zukunft

Die Alpe Loasa liegt mitten in einer Kulturlandschaft, die von Generationen geprägt wurde. Historische Strukturen wie die Nevèra, ein Eiskeller aus Trockenmauerwerk, erinnern an frühere Zeiten der Selbstversorgung. Solche Bauwerke sollen erhalten und mit neuem Leben gefüllt werden – etwa als Lernorte für traditionelle Techniken, Klimawissen oder Ernährungsgeschichte.

Geplant ist ausserdem ein sanfter Ausbau der Infrastruktur für Bildungsformate, Praktika, Retreats und kleine Veranstaltungen. Die Loasa soll nicht nur produzieren, sondern auch inspirieren – als Begegnungsort für Menschen, die lernen, regenerieren oder sich vernetzen wollen.

Lokale Kooperationen als Schlüssel zum Erfolg

Das künftige Konzept der Alpe Loasa setzt auf starke Partnerschaften mit landwirtschaftlichen Betrieben, Bildungsinstitutionen, sozialen Einrichtungen, lokalen Initiativen und Gemeinden. Kooperationen vor Ort sind essenziell – sie sichern Akzeptanz, ermöglichen Synergien und schaffen neue Perspektiven für die Region. Die Alpe Loasa versteht sich dabei nicht als Solitär, sondern als Teil eines lebendigen Netzwerks für regionale Resilienz und Erneuerung.

Frühzeitig denken – die Zukunft beginnt jetzt

Die Loasa steht exemplarisch für viele landwirtschaftliche Betriebe im Alpenraum, die sich in einer Übergangsphase befinden. Gerade in strukturschwachen oder abgelegenen Regionen ist es entscheidend, Nachfolgeregelungen frühzeitig zu denken und externe Perspektiven einzubinden.

Landwirtinnen und Landwirte, die den Wunsch verspüren, ihr Lebenswerk in zukunftsfähige Bahnen zu lenken, ohne dabei ihre Wurzeln zu verlieren, lade ich ein, ins Gespräch zu kommen. Ein ehrlicher Blick von aussen kann oft den Horizont erweitern und neue Möglichkeiten sichtbar machen.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.