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Warum blühende Getreidefelder mehr als nur schön sind

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Warum blühende Getreidefelder mehr als nur schön sind


Auf eine gewisse Weise haben die monotonen, unkrautfreien Felder der konventionellen Landwirtschaft eine eigene Ästhetik, oder nicht? Die klaren Linien, die sich endlos in die Ferne erstrecken, die perfekte Symmetrie der Ähren – jemand mit einer Vorliebe für Geometrie könnte sich darin verlieren. Auch das sanfte Wogen der Halme im Wind lässt sich hier eindrucksvoll beobachten. Und die meisten Landwirte freuen sich verständlicherweise über diese sterilen Felder, da das Fehlen von Ackerbeikraut und Fauna die Arbeit erleichtert und den Anschein erweckt, als sei der Ertrag dadurch maximiert. Doch diese scheinbare Perfektion hat ihren Preis.


Dank staatlicher Förderprogramme sieht man heute wieder häufiger blühende Randstreifen mit Mohn, Kornblumen und Kamille. Aber ein wirklich biodiverses Getreidefeld sieht anders aus – hast du schon einmal vor einem gestanden, das vollständig blüht?

In den Feldern von Hanspeter Saxer wächst nicht nur Getreide. Hier finden sich Dutzende verschiedene Blumen und Kräuter, die in einer natürlichen Gemeinschaft mit seinen Weizen-, Roggen- und Kartoffelpflanzen existieren. Ein solches Feld hat seine eigene Schönheit und spielt seine eigene Musik: Bienen summen, Grillen zirpen, Vögel zwitschern, der Wind rauscht durch die Halme – eine lebendige Symphonie. Was zunächst nach einem wilden Durcheinander aussieht, folgt in Wahrheit einer ausgeklügelten, natürlichen Ordnung, die nicht nur ästhetisch, sondern auch ökologisch und agronomisch wertvoll ist.

Ackerbeikräuter als unterschätzte Verbündete der Landwirtschaft

Die permakulturelle Landwirtschaft hat längst erkannt, dass Mischkulturen nicht nur die Resilienz des Systems erhöhen, sondern auch zahlreiche ökologische und wirtschaftliche Vorteile bieten. Im Gegensatz zur konventionellen Praxis, bei der Beikräuter als Konkurrenz betrachtet werden, nutzt die regenerative Landwirtschaft deren Potenzial aktiv.

Studien zeigen, dass Ackerbeikräuter nicht nur Begleiter sind, sondern den Boden und die Pflanzen aktiv unterstützen. Hier sind einige ihrer wichtigsten Funktionen:

Stickstofffixierung durch Leguminosen

Einige Ackerbeikräuter – insbesondere Leguminosen wie Luzerne, Klee und Wicken – haben die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft zu binden und in eine für Pflanzen verfügbare Form umzuwandeln. Dies geschieht durch eine Symbiose mit Knöllchenbakterien in ihren Wurzeln. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass solche Pflanzen die Stickstoffverfügbarkeit im Boden um bis zu 40 % erhöhen können (Köpke, 2015). Dies reduziert die Abhängigkeit von künstlichen Düngemitteln und sorgt für gesunde Böden.

Erhöhung des organischen Materiegehalts und Förderung des Humusaufbaus

Jedes Jahr sterben Pflanzenreste ab und verrotten, wodurch sie zu Humus werden. Dieser Prozess ist essenziell für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung, denn Humus speichert Nährstoffe und verbessert die Bodenstruktur. Ein humusreicher Boden kann ausserdem bis zu fünfmal mehr Wasser speichern als ein humusarmer Boden (Blum, 2009). Ackerbeikräuter tragen massgeblich dazu bei, diesen Prozess zu beschleunigen.

Schutz vor Bodenerosion durch dichte Vegetationsdecken

Kahle Böden sind anfällig für Erosion durch Wind und Wasser. Gerade in Zeiten des Klimawandels wird dieser Faktor immer relevanter. Forschungen zeigen, dass eine vielfältige Pflanzendecke die Bodenerosion um bis zu 80 % verringern kann (Montgomery, 2017). Die tiefreichenden Wurzeln von Ackerbeikräutern stabilisieren die Erde, verhindern das Auswaschen von Nährstoffen und helfen, den Boden langfristig fruchtbar zu halten.

Verbesserung der Bodenstruktur und Wasserinfiltration

Verschiedene Pflanzen haben unterschiedliche Wurzelarchitekturen – einige bilden tiefe Pfahlwurzeln, andere ein feines Netz aus Haarwurzeln. Diese Vielfalt lockert den Boden auf natürliche Weise und verbessert seine Durchlässigkeit. Ein gesunder, gut durchwurzelter Boden kann mehr Wasser aufnehmen und speichern, wodurch er widerstandsfähiger gegenüber Dürreperioden wird.

Landwirtschaft im Einklang mit der Natur: Beispiele aus der Praxis

Hanspeter Saxer ist einer der Landwirte, die diesen Ansatz konsequent umsetzen. Seine Felder zeigen, dass landwirtschaftliche Produktion und Artenvielfalt kein Widerspruch sind. Statt auf künstliche Düngemittel setzt er auf die natürliche Kraft der Pflanzengemeinschaften. Sein Weizen wächst inmitten von Wildkräutern wie Wegerich, Borretsch, Klatschmohn und Kornblume – Pflanzen, die sich nicht nur positiv auf den Boden auswirken, sondern auch Bienen und anderen Bestäubern Lebensraum bieten.

Ein weiteres Beispiel für diesen Ansatz ist der Anbau von Urgetreide, das aufgrund seiner natürlichen Robustheit weniger auf intensive Eingriffe angewiesen ist. Alte Sorten wie Huron, Emmer und Einkorn sind von Natur aus widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Krankheiten und gedeihen besonders gut in biodiversen Feldern. Produkte aus diesen ursprünglichen Getreidesorten sind nicht nur nachhaltiger, sondern oft auch nährstoffreicher als moderne Hochleistungssorten.

Wer Urgetreide selbst ausprobieren möchte, kann es direkt bei ursaat.ch beziehen – einem Netzwerk, das sich der Erhaltung und Wiederverbreitung traditioneller Getreidesorten widmet.

Wie kann die Landwirtschaft von mehr Vielfalt profitieren?

Die Vorteile einer artenreichen Landwirtschaft sind wissenschaftlich gut dokumentiert. Doch die Umsetzung erfordert ein Umdenken – weg von kurzfristiger Maximierung hin zu langfristiger Bodenfruchtbarkeit und Stabilität. Massnahmen, die Landwirte ergreifen können, um Beikräuter gezielt zu nutzen, sind unter anderem:

  • Förderung von Pflanzenvielfalt: Der bewusste Anbau mehrerer Getreidesorten und das Zulassen von Begleitvegetation verbessern die Bodenfruchtbarkeit.
  • Einführung von Zwischenfrüchten: Diese Pflanzen schützen den Boden in brachliegenden Zeiten und verhindern Nährstoffverluste.
  • Gründüngungstechniken: Pflanzen wie Lupinen oder Klee werden gezielt eingearbeitet, um Nährstoffe im Boden anzureichern.

Fazit: Ein Plädoyer für lebendige Felder

Ein blühendes Getreidefeld ist nicht nur ein ästhetischer Anblick – es ist ein Zeichen für gesunde, nachhaltige Landwirtschaft. Statt auf maximalen Ertrag um jeden Preis zu setzen, ist es an der Zeit, biodiverse Anbaumethoden wieder stärker zu nutzen.

Ackerbeikräuter sind keine Unkräuter – sie sind Nährstofflieferanten, Bodenverbesserer und Lebensraum für Bestäuber. Die Wissenschaft bestätigt, dass sie eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Landwirtschaft spielen. Und wer einmal vor einem Feld gestanden hat, das nicht nur wächst, sondern auch blüht und lebt, wird sich dieser Magie kaum entziehen können.

Urgetreide, angebaut in artenreichen Feldern, kann ein Weg zurück zu einer Landwirtschaft sein, die nicht nur Nahrung produziert, sondern auch Ökosysteme schützt. 


Kai Isemann

Mein Wahrnehmen folgt einer unkonventionellen kognitiven Architektur, die Muster früh erkennt und Zwischenräume ernst nimmt. Dieser Blick hat mich viele Jahre durch die Welt der Grossfinanz getragen. Dort wurde er zum Brennglas und ich begriff, wo Geld entsteht, wie es sich bewegt und wen es zurücklässt. Eine Einsicht, zugleich präzise und schmerzhaft.

Heute verbinde ich dieses Begreifen mit der Arbeit im Lebendigen. Die Bewirtschaftung eines syntropischen Agroforsts gibt meinen Analysen und Projekten Boden. Die Triple Bottom Line Methodik hält sie im Gleichgewicht von Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft, damit Entwicklung dort entsteht, wo gesundes Leben sie trägt.


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Wozu sind die Grannen gut?

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Wozu sind die Grannen gut?


Grannen, jene feinen, borstenartigen Fortsätze an den Ähren vieler Getreidearten, sind seit jeher Gegenstand landwirtschaftlicher Betrachtungen. Während sie bei der Gerste oft lang und auffällig sind, treten sie beim Weizen je nach Sorte unterschiedlich in Erscheinung: Einige Sorten sind begrannt, andere nicht.


Funktion und Bedeutung der Grannen

Die genaue Rolle der Grannen ist vielfältig und hängt von mehreren Faktoren ab:

  1. Photosynthese und Ertrag: Grannen tragen zur Photosynthese bei und unterstützen somit die Nährstoffversorgung der Pflanze. Interessanterweise zeigen Metaanalysen, dass begrannte Weizensorten im Durchschnitt drei Prozent weniger Körner produzieren, diese jedoch um fünf Prozent schwerer sind. Dies könnte darauf hindeuten, dass Grannen die Kornfüllung positiv beeinflussen, obwohl der Gesamtertrag ähnlich bleibt.

  2. Wasserregulation: Grannen spielen eine Rolle bei der Wasserregulation der Pflanze, insbesondere unter Trockenstressbedingungen. Sie können helfen, die Wasserverdunstung zu reduzieren und somit die Pflanze vor Austrocknung zu schützen.

  3. Schutzmechanismus: Die borstenartigen Strukturen dienen auch als Schutz vor Fressfeinden und können die Samenausbreitung unterstützen.

Historische Perspektive

Interessanterweise besass Weizen über Jahrtausende hinweg lange Grannen. Erst in den letzten tausend Jahren verbreiteten sich zunehmend grannenlose Sorten. Wissenschaftler untersuchen daher, unter welchen Anbaubedingungen Grannen vorteilhaft sein könnten und warum.

Die Kelten glaubten gar, dass das Getreide eine heilige Pflanze ist und dass die Grannen eine Verbindung zwischen der Erde und dem Himmel herstellen. Sie betrachteten das Getreide als Geschenk der Götter und sahen in den Grannen ein Symbol für Fruchtbarkeit, Wachstum und den Kreislauf des Lebens.

Die Anpassungsfähigkeit der Gerste

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Bedeutung der Grannen findet sich bei der Gerste. Diese Getreideart verfügt über ein hohes genetisches Anpassungspotenzial und wächst in verschiedenen extremen Klimazonen, von den Trockengebieten Vorderasiens bis zu Höhenlagen in Tibet über 4.000 Metern. Die langen Grannen der Wildgerste, die noch im «Fruchtbaren Halbmond» verbreitet ist, zeigen eine rötlich-blaue Anthocyanfärbung, die die Pflanze vor starker Sonneneinstrahlung schützt.

Fazit

Die Funktion der Grannen ist komplex und variiert je nach Getreideart und Umweltbedingungen. Obwohl sie keinen klaren Ertragsvorteil bieten, spielen sie eine Rolle in der Photosynthese, Wasserregulation und dem Schutz der Pflanze.

Interessierst du dich für Urgetreide? Schau hier vorbei: www.ursaat.ch


Kai Isemann

Mein Wahrnehmen folgt einer unkonventionellen kognitiven Architektur, die Muster früh erkennt und Zwischenräume ernst nimmt. Dieser Blick hat mich viele Jahre durch die Welt der Grossfinanz getragen. Dort wurde er zum Brennglas und ich begriff, wo Geld entsteht, wie es sich bewegt und wen es zurücklässt. Eine Einsicht, zugleich präzise und schmerzhaft.

Heute verbinde ich dieses Begreifen mit der Arbeit im Lebendigen. Die Bewirtschaftung eines syntropischen Agroforsts gibt meinen Analysen und Projekten Boden. Die Triple Bottom Line Methodik hält sie im Gleichgewicht von Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft, damit Entwicklung dort entsteht, wo gesundes Leben sie trägt.


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Warum lange Halme im Getreideanbau mehr als nur Nostalgie sind

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Warum lange Halme im Getreideanbau mehr als nur Nostalgie sind


Wer im Sommer durch die Landschaft streift und reifende Getreidefelder betrachtet, dem fällt eine Veränderung auf: Die Felder sehen nicht mehr aus wie vor 50 Jahren. Besonders ältere Menschen erinnern sich daran, wie hoch das Getreide damals wuchs – deutlich über einen Meter, oft sogar bis zu zwei Meter hoch. Heute hingegen stehen die Halme oft nur noch 25 bis 30 cm über dem Boden.


Diese Entwicklung ist das Ergebnis gezielter Pflanzenzüchtung: Durch kürzere Halme kann das Getreide mehr Düngemittel aufnehmen, wächst kompakter und ist weniger anfällig für das sogenannte „Lager“ – das Umknicken der Halme unter Wind oder Regen. Zudem erleichtert die geringere Höhe die maschinelle Ernte. Auf den ersten Blick scheinen all dies klare Vorteile zu sein.

Doch die Natur hat sich beim langen Halm durchaus etwas gedacht. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die ursprüngliche Wuchshöhe des Getreides viele agronomische Vorteile bietet, die in der modernen Landwirtschaft oft übersehen werden.

Schutz vor Pilzbefall und bessere Durchlüftung

Getreide mit langen Halmen ist weniger anfällig für Pilzkrankheiten. Der Grund dafür liegt in der besseren Luftzirkulation: Je höher die Ähre sitzt, desto weiter ist sie vom feuchten Boden entfernt, auf dem sich Schimmel- und Pilzsporen leicht vermehren. Studien zeigen, dass moderne, kurzhalmige Getreidesorten häufiger von Mehltau, Rostpilzen und Fusarium-Befall betroffen sind, da die dichte Pflanzung und die geringe Höhe das Mikroklima feucht und stickig halten (Köpke & Nemecek, 2010).

Ein Beispiel für robuste, hochwachsende Sorten ist der Huron-Weizen, dessen Halme bis zu 2,5 Meter erreichen können. Diese Pflanzen stehen stabil und weisen geringere Pilzbelastungen auf – ein klarer Vorteil, insbesondere in feuchten Anbaugebieten.

Bessere Wassernutzung und Dürretoleranz

Ein weiterer Vorteil langer Halme ist ihre überlegene Wasserregulierung. Dank tiefreichender Wurzelsysteme können diese Pflanzen Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen und effizient speichern. In Zeiten zunehmender Dürreperioden ist dies ein entscheidender Faktor für stabile Erträge.

Forschungen belegen, dass langhalmige Sorten in trockenen Jahren höhere Erträge erzielen als kurzhalmige – besonders in Regionen mit unregelmässigen Niederschlägen (Blum, 2011). Während moderne Sorten bei Wassermangel frühzeitig vertrocknen, bleiben hochwachsende Getreidearten wie Huron, Emmer, Einkorn oder andere alte Weizenarten länger vital.

Förderung der Bodenfruchtbarkeit durch Stroh und Wurzeln

Ein oft übersehener Faktor ist der Beitrag langer Halme zur Bodenfruchtbarkeit. Das zusätzliche Pflanzenmaterial sorgt für eine höhere organische Masse, die nach der Ernte in den Boden eingearbeitet werden kann. Dies fördert das Bodenleben, verbessert die Wasserhaltefähigkeit und trägt zum Humusaufbau bei – essenziell für die nachhaltige Landwirtschaft.

Ein gesunder Boden mit hohem Humusgehalt kann bis zu fünfmal mehr Wasser speichern als humusarmer Boden und bindet zudem CO₂ aus der Atmosphäre (Montgomery, 2017). Langhalmige Sorten leisten somit nicht nur einen Beitrag zur besseren Bodenstruktur, sondern auch zum Klimaschutz.

Genetische Vielfalt als Versicherung für die Zukunft

Die moderne Agrarindustrie hat sich auf wenige Hochleistungssorten konzentriert, die auf Ertrag und Resistenzen gegen bestimmte Krankheiten gezüchtet wurden. Das Problem: Diese genetische Verarmung macht unser Nahrungssystem anfälliger für neue Schädlinge oder Krankheiten, gegen die diese Hochleistungssorten keine Abwehrkräfte besitzen.

Der Anbau alter, genetisch vielfältiger Getreidesorten erhöht die Resilienz der Landwirtschaft. Die Mischung aus genetisch unterschiedlichen Pflanzen sorgt für eine natürliche Resistenz gegen Umweltstressoren und reduziert den Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Geschmack und Nährstoffgehalt: Mehr als nur Ästhetik

Neben agronomischen Vorteilen bietet ursprüngliches Getreide oft höhere Gehalte an Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen als moderne Weizensorten. Untersuchungen zeigen, dass alte Getreidesorten wie Einkorn oder Emmer deutlich mehr Magnesium, Eisen, Zink und Antioxidantien enthalten als moderne, auf Ertrag optimierte Weizenarten (Serpen, 2008).

Zudem wird der Geschmack traditioneller Sorten oft als intensiver beschrieben. Wer einmal ein Brot aus Urweizen probiert hat, wird den Unterschied schmecken – das Aroma ist oft nussiger, erdiger und vollmundiger als das von standardisiertem Weizen.

Warum wir den langen Halm nicht vergessen sollten

Die Reduzierung der Halmlänge in der modernen Landwirtschaft wurde vor allem aus Effizienzgründen vorangetrieben. Doch die Forschung zeigt, dass der lange Halm nicht nur eine nostalgische Erinnerung an frühere Zeiten ist – er bietet handfeste ökologische, agronomische und ernährungsphysiologische Vorteile.


Kai Isemann

Mein Wahrnehmen folgt einer unkonventionellen kognitiven Architektur, die Muster früh erkennt und Zwischenräume ernst nimmt. Dieser Blick hat mich viele Jahre durch die Welt der Grossfinanz getragen. Dort wurde er zum Brennglas und ich begriff, wo Geld entsteht, wie es sich bewegt und wen es zurücklässt. Eine Einsicht, zugleich präzise und schmerzhaft.

Heute verbinde ich dieses Begreifen mit der Arbeit im Lebendigen. Die Bewirtschaftung eines syntropischen Agroforsts gibt meinen Analysen und Projekten Boden. Die Triple Bottom Line Methodik hält sie im Gleichgewicht von Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft, damit Entwicklung dort entsteht, wo gesundes Leben sie trägt.


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Moderne Getreidesorten ohne genetische Vielfalt – Ein Einheitsbrei der Lebensmittelindustrie

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Moderne Getreidesorten ohne genetische Vielfalt – Ein Einheitsbrei der Lebensmittelindustrie


Die moderne Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Durch die Fokussierung auf wenige ertragreiche Getreidesorten konnte die Produktivität erheblich gesteigert werden. Doch dieser Fortschritt hat auch eine Kehrseite: den Verlust genetischer Vielfalt.


Die Bedeutung der genetischen Vielfalt

Genetische Vielfalt ist essenziell für die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an wechselnde Umweltbedingungen. In der Vergangenheit nutzten Bauern eine breite Palette von Sorten, die an lokale Bedingungen angepasst waren. Diese Vielfalt bot Schutz vor Krankheiten, Schädlingen und Klimaschwankungen. Heute hingegen dominieren weltweit einige wenige Hochleistungssorten, die für maximale Erträge optimiert wurden, oft auf Kosten ihrer Widerstandsfähigkeit.

Die genetische Eintönigkeit moderner Sorten bedeutet, dass ein einziger Krankheitserreger oder Schädling ganze Ernten vernichten kann. Ein bekanntes historisches Beispiel ist die Grosse Hungersnot in Irland (1845–1852), die durch die Kartoffelfäule verursacht wurde. Weil fast ausschliesslich eine genetisch identische Kartoffelsorte angebaut wurde, konnte sich der Erreger ungehindert ausbreiten. Ein ähnliches Risiko besteht heute für viele unserer wichtigsten Getreidekulturen.

Die Abhängigkeit von wenigen Sorten: Eine gefährliche Entwicklung

Moderne Weizen-, Mais- und Reissorten sind oft das Ergebnis intensiver Züchtung mit dem Ziel maximaler Erträge. Dies hat dazu geführt, dass die Anbaulandschaft von einigen wenigen, genetisch sehr ähnlichen Sorten dominiert wird. Beispielhaft zeigt sich dies beim Weizen: Im 20. Jahrhundert wurden durch die Grüne Revolution ertragreiche, kurzhalmige Weizensorten eingeführt, die sich weltweit durchsetzten. Diese Sorten sind jedoch stark abhängig von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden, da ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten geringer ist als die traditioneller Sorten.

Ein dramatisches Beispiel für die Folgen genetischer Verarmung ist die Geschichte der Banane: Die weltweit dominierende Sorte „Cavendish“ ist genetisch nahezu identisch. Bereits in den 1950er Jahren wurde ihre Vorgängersorte „Gros Michel“ durch eine Pilzkrankheit (Panama-Krankheit) fast vollständig ausgelöscht. Heute steht die Cavendish-Banane vor dem gleichen Schicksal, da ein neuer Pilzstamm auf dem Vormarsch ist. Ähnliche Szenarien drohen auch bei Getreide.

Wissenschaftliche Erkenntnisse: Genetische Vielfalt für die Zukunft der Landwirtschaft

Forschungsergebnisse zeigen, dass genetische Diversität nicht nur die Widerstandskraft von Pflanzen erhöht, sondern auch zur langfristigen Sicherung der Erträge beiträgt. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der „Landrassen-Weizen“, eine alte Weizensorte, die in vielen Regionen der Welt noch in kleineren Mengen angebaut wird. Studien zeigen, dass solche Sorten unter extremen Wetterbedingungen oft stabilere Erträge liefern als moderne Hochleistungssorten.

Wissenschaftler plädieren daher für eine Rückkehr zu diverseren Anbausystemen, die sowohl moderne als auch traditionelle Sorten umfassen. Die sogenannte „Mischkultur“, also der Anbau mehrerer Sorten auf einem Feld, kann das Risiko von Ernteausfällen reduzieren. Zudem zeigen Untersuchungen, dass alte Getreidesorten oft höhere Gehalte an Mineralstoffen und Antioxidantien aufweisen, was sie auch aus ernährungsphysiologischer Sicht wertvoll macht.

Der vergessene Schatz alter Getreidesorten

In einem abgelegenen Tal im Himalaya wurde vor einigen Jahren eine uralte Gerstensorte entdeckt, die sich über Jahrhunderte kaum verändert hatte. Diese Sorte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, zeigte eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und extreme Witterungsbedingungen. Wissenschaftler entdeckten, dass sie genetische Merkmale besitzt, die modernen Gerstensorten fehlen; eine wertvolle Ressource für die zukünftige Züchtung.

Ein weiteres Beispiel ist der Einkornweizen, eine der ältesten kultivierten Getreidearten der Welt. Er wächst auch auf kargen Böden und unter trockenen Bedingungen, wo moderne Weizensorten längst versagen. Dennoch fristet er heute ein Nischendasein, obwohl er genetisch reichhaltig und ernährungsphysiologisch vorteilhaft ist.

Fazit: Ein Plädoyer für Vielfalt

Die Fokussierung auf wenige Hochleistungssorten hat die Produktivität gesteigert, doch sie birgt grosse Risiken. Der Verlust genetischer Vielfalt macht unser Ernährungssystem anfällig für Krankheiten, Schädlinge und den Klimawandel. Eine Rückbesinnung auf traditionelle Sorten und ein diversifizierter Anbau könnten dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft langfristig zu sichern.

Genetische Vielfalt ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Thema. Der Einheitsbrei der Lebensmittelindustrie mag effizient erscheinen, doch er könnte sich als tickende Zeitbombe erweisen. Die Lösung liegt in einer intelligenten Kombination aus traditionellem Wissen und moderner Wissenschaft. 


Kai Isemann

Mein Wahrnehmen folgt einer unkonventionellen kognitiven Architektur, die Muster früh erkennt und Zwischenräume ernst nimmt. Dieser Blick hat mich viele Jahre durch die Welt der Grossfinanz getragen. Dort wurde er zum Brennglas und ich begriff, wo Geld entsteht, wie es sich bewegt und wen es zurücklässt. Eine Einsicht, zugleich präzise und schmerzhaft.

Heute verbinde ich dieses Begreifen mit der Arbeit im Lebendigen. Die Bewirtschaftung eines syntropischen Agroforsts gibt meinen Analysen und Projekten Boden. Die Triple Bottom Line Methodik hält sie im Gleichgewicht von Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft, damit Entwicklung dort entsteht, wo gesundes Leben sie trägt.


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Hanspeter Saxer: Ein kerniges Leben

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Hanspeter Saxer: Ein kerniges Leben


Vor etwa zwei Jahren habe ich den inzwischen 70-jährigen ehemaligen Demeter-Landwirt Hanspeter Saxer kennengelernt und begleite ihn seitdem bei der langfristigen Sicherstellung seines Schatzes von über 100 Urgetreide-Sorten und seines immensen Wissens.


Seit über 40 Jahren beschäftigt sich Hanspeter mit dem Erhalt und der Vermehrung von alten Getreidesorten. Aus Ehrfurcht der Schöpfung gegenüber hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Getreidevielfalt der Erde zu erhalten. In den vergangenen Jahren hatte Hanspeter über 100 verschiedene alte Sorten gesammelt und vermehrt. Sein Sortiment zeichnet Raritäten aus längst vergangenen Zeiten aus, welche eine äusserst ursprüngliche Genstruktur aufweisen, ohne jeglichen Eingriff eines Labors. Einige Sorten sind daher auch zum Verzehr für Menschen mit hochsensibler Verdauung geeignet.

Hanspeter’s Leidenschaft für das Korn, seine Narben aus einem ebenso kernigen wie robusten Leben, sowie sein unverwechselbarer Charme, sind definitiv unterstützenswert. Und mit grosser Freude helfe ich, Hanspeter’s Erbe in eine neue Generation und ihn zu mehr innerem Frieden zu begleiten.

Die jahrelange Passion und harte Arbeit, welche Hanspeter in die Vermehrung von längst vergessenen Sorten steckte und nach wie vor steckt, blieb bis heute praktisch unverdankt. Mit Kopfschütteln und einem stillen Lächeln wurde seine Arbeit bisher gerne reflektiert. Der traditionelle Anbau der Getreidesorten sei kaum ertragreich und zu wenig wirtschaftlich, hiess es oft. Das ändert sich inzwischen aus Gründen eines offenbar erweiterten Bewusstseins in der Landwirtschaft und beim Konsumenten, und Hanspeter’s Saatgut und die Produkte daraus sind zur gefragten Ware geworden.

In der Lebensmittelindustrie werden heute hybride Getreidesorten verarbeitet und ohne Deklaration weiterverkauft. Als Konsument würde ich gerne selbst bestimmen, ob ich genmanipuliertes Getreide konsumieren möchte oder nicht. Tatsächlich wollen das die meisten Menschen, die ich kenne. Mit Hanspeter an der Hand möchte ich daher seine alten Getreidesorten weiter schützen und vermehren helfen, sodass sie allen Menschen, die ein Urkorn zu schätzen wissen, auch den Zugang dazu bekommen.

Rückblick auf ein kerniges Leben

Franz Karl Rödelberger, ein schweizer Bauer und Lehrer an der Freien Landbauschule Goldenhof, hatte vor über 40 Jahren einen entscheidenden Einfluss auf das Leben von Hanspeter Saxer. Hanspeter besuchte diese biologisch-dynamische Landwirtschaftsschule im Südschwarzwald und wurde dort von Herrn Rödelberger in die Welt der alten Sorten eingeführt.

Der Goldenhof war kein gewöhnlicher Bauernhof. Statt moderner Maschinen und Hochleistungskühe fanden sich dort ausdauernde Norweger-Pferde und genügsame Hinterwälder-Kühe. Die täglichen Arbeiten wurden ohne den Einsatz von Maschinen erledigt. Stattdessen konnte man das Muhen der Kühe, das Schnauben der Pferde und das Summen der Bienen hören. Die Menschen arbeiteten fröhlich und sangen sogar trotz der oft schweren Arbeit. 

Herr Rödelberger war bekannt dafür, ein bisschen „verrückt“ zu sein, aber genau das war es, was ihn auszeichnete. In einer Welt, die sich immer mehr um Konsum drehte und den Blick für die Zusammenhänge verlor, war er ein leuchtendes Beispiel für den Vorwärtsdrang mit der Natur. Er lehrte Hanspeter, dass es wichtig ist, die Natur zu respektieren und zu verstehen, wie die Dinge produziert werden und woher sie kommen.

Die Liebe zu den alten Sorten begann für Hanspeter vor etwa 50 Jahren, als Herr Rödelberger ins Mattertal im Wallis fuhr, um einen bestimmten, begrannten Weizen zu finden, von dem ihm berichtet wurde. Der Bauer, der diesen Weizen angebaut hatte, hatte jedoch mit der Landwirtschaft aufgehört. Herr Rödelberger fand noch ein paar Körner dieses Weizens in einem alten Getreidespeicher. Er brachte sie zurück in den Südschwarzwald und vermehrte sie.

Diese paar Weizenkörner waren von der Sorte Huron, die in den Kriegsjahren in der Schweiz angebaut wurde und eine herausragende Backqualität hat. Hanspeter war tief berührt von dieser Sorte und bat Herrn Rödelberger um ein paar Ähren, um einen Kranz als Andenken zu machen. Obwohl Herr Rödelberger zunächst ablehnte, drückte er dem Protagonisten zum Abschied drei Ähren in die Hand. Diese Ähren wurden zu einem wichtigen Symbol der Dankbarkeit und Hingabe von Hanspeter in all den folgenden Jahren. 

Seitdem sind fast 40 Jahre vergangen, und Hanspeter hält immer noch an diesem Weizen fest. Er hat ihn nicht einmal umgetauft – er bleibt sein Huron. Doch warum wird dieser Weizen nicht mehr angebaut, obwohl er eine ausgezeichnete Backqualität hat? Die Antwort ist einfach: Er hat eine kleine Ähre und kleine Körner, was zu einem geringeren Ertrag führt. In Hanspeter’s Verständnis, und hier sind wir uns sehr einig, hat jeder Mensch es selbst in der Hand, Verantwortung zu übernehmen. Und es liegt in unserer Verantwortung, die Vielfalt des Getreides und die Biodiversität zu erhalten, sie mit unserem Leben zu schützen. 

Der passionierte Folkloretänzer hat im Laufe der Jahre nicht nur den Huron-Weizen bewahrt, sondern auf seinen langen Reisen durch die Welt auch viele andere Sorten von Getreide, Kartoffeln, Bohnen, Gemüse und Blumen gesammelt. Leider war der Hof, auf dem Hanspeter lebte, 2016 bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und ein Grossteil seiner Sammlung wurde zerstört. Doch Hanspeter gab nicht auf und versuchte mehrmals, wieder auf die Beine zu kommen.

Warum tut sich Hanspeter das an? Es ist eine Frage, die er in den 40 Jahren nie beantworten konnte und auch jetzt nicht kann. Er ist fest davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um etwas zu bewirken. Es geht nicht um Geld oder Angst vor dem Verlust von Sorten. Es geht darum, Dankbarkeit für das tägliche Brot und die Schöpfung auszudrücken. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und etwas zu bewirken, egal wie klein es auch sein mag.


Kai Isemann

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Die Welt der mehrdimensionalen Transformation 

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Unsere Welt dreht sich immer schneller, und viele Menschen sehnen sich nach einem stabilen Fundament, das ihnen Halt gibt. Immer deutlicher wird, dass dieses Fundament nicht im wirtschaftlichen Erfolg liegt – eine Erkenntnis, die auch unsere einigermassen verwöhnte Gesellschaft zunehmend erreicht. Besonders hochsensible und neurodiverse Menschen, von denen es immer mehr zu geben scheint, stehen vor der Herausforderung, die immer höher schwingenden Frequenzen ihrer Umgebung intensiver wahrzunehmen und zu verarbeiten. Doch ist es wirklich eine „neue“ Diagnose, die diese Empfindungen verstärkt, oder ist es vielmehr die beschleunigte Dynamik des Grossen Ganzen, die uns alle erfasst? Vielleicht ist es gar nicht das Individuum, das sich verändert, sondern die Welt, die aus dem Gleichgewicht gerät. Wie auch immer die Ursache gelagert ist – die Natur bleibt ein Raum, in dem wir uns erden, verwurzeln und mit dem Leben selbst in Einklang kommen können.

Die heilende Kraft der Natur – aus eigener Erfahrung

Als eben solch ein neurodiverser Mensch – und ehemaliger Banker – habe ich erfahren dürfen, wie befreiend und belebend es ist, mit der Erde und mit Tieren, mit dem Lebendigen, Nährenden und Heilenden zu arbeiten. Die intensive Wahrnehmung der kleinsten Nuancen, die viele als überfordernd empfinden, kann – wenn sie gut ausgerichtet wird – zu einer Quelle tiefer Erkenntnis werden. Wenn die Hände, die vor wenigen Jahren noch Auditberichte verfassten, in der Erde wühlen, wenn das Summen der Insekten mit dem Rauschen der Blätter verschmilzt, wenn die Vögel in ihren Singsang einstimmen und das Reh mit mir die Beeren, das Eichhörnchen mit mir die Nüsse teilt, dann entsteht ein Moment der Klarheit. Wahrhaftigkeit ist angesagt.

Ich habe gelernt, dass wir durch achtsame Naturverbundenheit Grösseres begreifen können. Das gilt nicht nur für neurodiverse Menschen, sondern für alle, die ihre Verbindung zur Welt, zur Gesellschaft, zum Leben verloren haben. In der Natur, beim Erspüren der Erde unter den Fingern und dem Beobachten der Tiere, erkennen wir, dass wir Teil eines grösseren Netzwerks sind – eines Netzwerks, das uns trägt, nährt und unsere Wunden heilt.

Das Myzelium – ein Modell für die menschliche Verbundenheit

Unter unseren Füssen existiert ein komplexes Netzwerk, das die gesamte Natur miteinander verbindet: das Myzelium. Diese unterirdischen Pilzgeflechte sind nicht nur essenziell für das Wachstum von Pflanzen, sondern auch ein Symbol für das, was wir als Menschen verlernt haben: tiefe, nicht sichtbare Verbundenheit.

Wir sind nicht getrennt von diesem Netzwerk – wir sind Teil davon. Die Natur erinnert uns daran, dass wir uns über Wurzeln und Energien verbinden können, dass wir durch Achtsamkeit in Resonanz mit unserer Umgebung treten. In geführten Aufenthalten in der Natur kann dieser Prozess bewusst gemacht werden: Wenn wir uns dem Myzelium gleich als Teil eines harmonischen Systems begreifen, können wir neue Wege zur Heilung, zur Gemeinschaft und zur inneren Balance entdecken.

Erdung und Zentrierung als Grundlage der Transformation

Sich zu erden bedeutet, mit beiden Füssen fest auf dem Boden zu stehen – nicht nur physisch, sondern auch emotional und geistig. Dies ist besonders für hochsensible Menschen entscheidend, um sich nicht in den Strömen der Reizüberflutung zu verlieren. Dabei helfen einfache, aber kraftvolle Praktiken:

  • Barfussgehen: Direkter Kontakt mit der Erde aktiviert innere Ruhe und Stabilität.

  • Atemübungen: Tiefes, bewusstes Atmen verbindet uns mit dem Hier und Jetzt.

  • Aufenthalt im Wald: Der Wald ist ein Raum, in dem wir uns selbst begegnen können. Kein Witz!

Die Rolle der mehrdimensionalen Transformation beim Lösen von Paradoxien

Mehrdimensionale Transformation bedeutet, dass wir uns aus alten Denkmustern lösen und neue Perspektiven einnehmen. Neurodiverse Menschen bringen durch ihre Wahrnehmung oft eine einzigartige Fähigkeit mit, Widersprüche zu durchdringen und tieferliegende Zusammenhänge zu erkennen. Doch auch neurotypische Menschen, die sich ihrer inneren Wahrnehmung entfremdet haben, können durch achtsame Naturerfahrungen ihre eigene innere Weisheit wiederfinden.

Wenn wir beginnen, die Paradoxien des Lebens anzunehmen und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, können wir sie als Tore zu neuen Möglichkeiten begreifen. Dies ist der Kern meines Wirkens: Menschen zu begleiten, die bereit sind, die hergebrachten Grenzen des Denkens zu überschreiten und neue Formen des Verstehens zu eröffnen.

Einladung zur bewussten Transformation

Wenn du den Wunsch verspürst, sich wieder tiefer mit der Natur, mit sich selbst und mit dem grösseren Ganzen zu verbinden, lade ich dich ein, diesen Weg gemeinsam mit mir zu gehen. Lass uns die Paradoxien des Lebens in Chancen verwandeln und entdecken, wie tief unsere Wurzeln wirklich reichen.


Kai Isemann

Mein Wahrnehmen folgt einer unkonventionellen kognitiven Architektur, die Muster früh erkennt und Zwischenräume ernst nimmt. Dieser Blick hat mich viele Jahre durch die Welt der Grossfinanz getragen. Dort wurde er zum Brennglas und ich begriff, wo Geld entsteht, wie es sich bewegt und wen es zurücklässt. Eine Einsicht, zugleich präzise und schmerzhaft.

Heute verbinde ich dieses Begreifen mit der Arbeit im Lebendigen. Die Bewirtschaftung eines syntropischen Agroforsts gibt meinen Analysen und Projekten Boden. Die Triple Bottom Line Methodik hält sie im Gleichgewicht von Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft, damit Entwicklung dort entsteht, wo gesundes Leben sie trägt.


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Von Kulturlandschaften, Wirtschaft und dem Verweben von Mensch und Natur

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Was ist Landschaft?

Was bedeutet eigentlich «Landschaft»? Samtige Wiesen vor kantigen Felsen? Knorrige Weinreben in hügeliger Umgebung? Blühende Auen neben einem glitzernden Fluss? Unsere Vorstellung von Landschaft ist oft geprägt von Ästhetik, von Schönheit und Harmonie. Doch Landschaft ist mehr als nur ein Bild – sie ist ein dynamisches System, ein lebendiger Organismus, der sich aus natürlichen und menschlichen Einflüssen formt.

Im Europäischen Landschaftsübereinkommen aus dem Jahr 2000 wird Landschaft folgendermassen definiert:

«Landschaft ist ein vom Menschen als solches wahrgenommenes Gebiet, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und Wechselwirkung von natürlichen und/oder menschlichen Faktoren ist.»

Diese Definition zeigt: Landschaft ist nicht statisch, sondern das Ergebnis eines Zusammenspiels von Geologie, Klima, Vegetation, tierischem Leben und menschlicher Nutzung. Sie umfasst sowohl wilde, unberührte Gebiete als auch intensiv genutzte Agrarlandschaften oder urbane Räume.

Landschaft ist unsere unmittelbare Lebensgrundlage. Sie liefert uns Nahrung, Wasser, Baustoffe, Inspiration und Erholungsräume. Doch wie gehen wir mit ihr um? Welche Verantwortung tragen wir für die Art und Weise, wie wir sie nutzen und gestalten?

Was ist Wirtschaft?

Der Begriff «Wirtschaft» stammt vom althochdeutschen «werki», was so viel wie «schaffen» bedeutet. Wirtschaft ist die Art und Weise, wie wir Ressourcen nutzen, Güter und Dienstleistungen produzieren und verteilen. Ursprünglich war Wirtschaft eng mit Haushalten und regionalen Kreisläufen verknüpft – sie diente dazu, die Grundbedürfnisse der Menschen zu sichern.

Heute jedoch basiert unser Wirtschaftssystem vielfach auf der Maximierung von Gewinn, oft ohne Rücksicht auf ökologische oder soziale Folgen. Ein klassisches Beispiel ist die industrielle Landwirtschaft, die kurzfristige Erträge steigert, aber oft auf Kosten der Bodenfruchtbarkeit, der Biodiversität und des Klimas geht.

Was ist Landwirtschaft?

Seit über 10.000 Jahren gestaltet der Mensch seine Landschaft – zu einem grossen Teil durch Landwirtschaft. Sie ist die älteste und wohl prägendste Form wirtschaftlicher Tätigkeit. Landwirtschaft ist weit mehr als nur Nahrungsmittelproduktion: Sie ist Landschaftsgestaltung, Kulturerbe, Biodiversitätsmanagement und Klimapolitik in einem.

Doch das gegenwärtige Landwirtschaftsmodell zeigt seine Grenzen. Wir sehen die negativen Folgen: Bodenverlust, Wasserverschmutzung, Erosion, Rückgang der Artenvielfalt und eine hohe Abhängigkeit von fossilen Energien und chemischen Düngemitteln. Die Frage ist also nicht, ob wir Landwirtschaft brauchen – sondern wie wir sie gestalten müssen, damit sie langfristig unsere Lebensgrundlagen erhält statt sie zu zerstören.

Das Verweben von Landschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft

Wir müssen unsere Beziehung zur Landschaft neu denken! Landwirtschaft muss nicht nur Nahrung produzieren, sondern auch Böden aufbauen, Wasser speichern, Lebensräume schaffen und CO₂ binden. Hier setzt das Konzept der Kulturlandschaften an: eine Landwirtschaft, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale und ökologische Werte schafft.

Wir brauchen eine Wirtschaft, die wieder eingebettet ist in natürliche Kreisläufe – eine Wirtschaft, die nicht nur finanziellen Profit misst, sondern auch ökologische Regeneration und soziale Teilhabe fördert.

Die 3BL-Methodik – ein ganzheitlicher Ansatz

Ein Modell, das all diese Aspekte verbindet, ist die Triple Bottom Line (3BL)-Methodik. Sie berücksichtigt nicht nur wirtschaftlichen Erfolg (Profit), sondern vorrangig ökologische Nachhaltigkeit (Planet) und soziale Gerechtigkeit (People).

Die Anwendung der 3BL-Methode in der Landwirtschaft bedeutet:

  • Planet: Ressourcen müssen so genutzt werden, dass sie sich regenerieren können – z. B. durch Humusaufbau, Diversifizierung von Anbausystemen oder wasserschonende Bewässerungsmethoden.

  • People: Landwirtschaft muss sozial inklusiv sein, faire Löhne sichern, Wissen weitergeben und Gemeinschaften stärken.

  • Profit: Landwirtschaft muss wirtschaftlich tragfähig sein, um Höfe langfristig zu erhalten.

Wenn wir Landschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft wieder miteinander verweben, können wir Systeme schaffen, die für Mensch und Natur gleichermassen funktionieren.

Aus der Praxis

Ein beeindruckendes Beispiel für das Zusammenspiel von Landschaft, Landwirtschaft und Wirtschaft liefert das Syntropische Agroforstsystem von Ernst Götsch. Götsch hat in einer stark degradierten Landschaft durch regenerative Landwirtschaft einen üppigen, biodiverse Waldgarten geschaffen, der nicht nur hohe Erträge liefert, sondern auch Wasser speichert, CO₂ bindet und die Bodenfruchtbarkeit wiederherstellt. Seine Methode basiert auf der Erkenntnis, dass Landwirtschaft nicht zwangsläufig ein Nullsummenspiel sein muss – sie kann gleichzeitig Erträge erwirtschaften und ökologische Schäden rückgängig machen.

Die Landschaft der Zukunft

Die Vision von Kulturlandschaften ist der Ausgangspunkt eines neuen, zukunftsfähigen Verhältnisses zur Natur. Böden, Wasserkreisläufe, biologische Vielfalt und Produktion werden nicht getrennt betrachtet, sondern als ein ganzheitliches System verstanden. Die Kulturlandschaften der Zukunft sind:

  • Produktiv: Sie versorgen uns mit hochwertigen, gesunden Lebensmitteln.

  • Klimapositiv: Sie speichern CO₂ und stabilisieren das Klima.

  • Biodivers: Sie bieten Lebensräume für zahlreiche Arten.

  • Resilient: Sie trotzen Extremwetterereignissen und passen sich an Veränderungen an.

  • Ästhetisch: Sie inspirieren, erfreuen und bieten Erholungsräume für den Menschen.

Die sozialökologische Transformation

Die Herausforderung ist gross, aber es gibt bereits viele erprobte Ansätze für eine zukunftsfähige Landwirtschaft: Agrarökologie, Permakultur, Syntropische Landwirtschaft und Regenerative Landwirtschaft sind Methoden, die Produktion und Ökosystemregeneration in Einklang bringen.

Mein Ziel ist es, diese Praktiken zu verbinden und in das Bewusstsein von Landwirt:innen, Konsument:innen und anderen Akteuren zu rücken. Ich setze auf eine Symbiose von individuellem Handeln und dem Gesamtblick auf das Landwirtschafts- und Ernährungssystem.

Ich glaube daran, dass echte Veränderung nur möglich ist, wenn wir gemeinsam handeln. Kulturlandschaften müssen in die Mitte unserer Gesellschaft rücken – als Orte der Vielfalt, der Regeneration und der Zukunftsfähigkeit.

Bist du dabei?

Wenn dich diese Vision anspricht, lade ich dich ein, Teil dieser Bewegung zu werden. Teile deine Gedanken, vernetze dich mit Gleichgesinnten und lass uns gemeinsam neue Wege für eine lebenswerte Zukunft gestalten. Denn Kulturlandschaften sind nicht nur eine Idee – sie sind unser gemeinsames Erbe und unsere gemeinsame Zukunft.


Kai Isemann

Mein Wahrnehmen folgt einer unkonventionellen kognitiven Architektur, die Muster früh erkennt und Zwischenräume ernst nimmt. Dieser Blick hat mich viele Jahre durch die Welt der Grossfinanz getragen. Dort wurde er zum Brennglas und ich begriff, wo Geld entsteht, wie es sich bewegt und wen es zurücklässt. Eine Einsicht, zugleich präzise und schmerzhaft.

Heute verbinde ich dieses Begreifen mit der Arbeit im Lebendigen. Die Bewirtschaftung eines syntropischen Agroforsts gibt meinen Analysen und Projekten Boden. Die Triple Bottom Line Methodik hält sie im Gleichgewicht von Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft, damit Entwicklung dort entsteht, wo gesundes Leben sie trägt.


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Krank? Oder einfach nur vielfältig?

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In der psychologischen Analyse werden Menschen häufig mit der Mehrheit verglichen – den „meisten Menschen“. Wer abweicht, gilt schnell als „krank“. Besonders Menschen aus dem Autismus-Spektrum oder mit ADHS erleben diesen Stempel oft hautnah. Dabei sehnen sich viele geradezu nach einer offiziellen Diagnose – nicht etwa, weil sie krank sein wollen, sondern weil sie in einer normierten Welt endlich einen Platz finden möchten, an dem sie verstanden werden.

Doch was wäre, wenn wir diese Sichtweise hinterfragen? Statt Defizite zu betonen, könnten wir die einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven von neurodivergenten Menschen als wertvolle Bereicherung für die Gesellschaft anerkennen. Denn was heute als „Störung“ gilt, war in anderen Zeiten oft ein evolutionärer Vorteil.

Seit diesem Jahr bin ich offiziell ein „Late Diagnosed“. Die Psychologie hat mich in die Kategorie ADHS/Asperger-Autismus eingeordnet. All die Jahre bisher habe ich mich irgendwie arrangiert – und war, wie auch mein Umfeld, blind dafür. Doch die Diagnose war nicht nur ein befreiender Moment. Vielmehr erlebte ich einen bürokratischen und medizinischen Spiessrutenlauf, bei dem ich mich fast wie ein Krimineller fühlte.

Der Diagnoseprozess als Hürde: Bürokratie statt Unterstützung

Die Diagnoseprozesse in der Schweiz – insbesondere bei der Invalidenversicherung (IV) – sind für viele Betroffene eine Tortur. Sie ziehen sich über Monate, manchmal Jahre, und setzen die Betroffenen einem immensen zusätzlichen Druck aus. Die IV ist mit der steigenden Anzahl neurodivergenter Diagnosen offensichtlich überfordert. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die bürokratischen Hürden für eine Anerkennung der Diagnose oft so hoch sind, dass viele Menschen trotz nachgewiesener Einschränkungen keine Unterstützung erhalten (Kraus 2022).

Ein Erfahrungsbericht eines Betroffenen zeigt, wie entwürdigend dieser Prozess sein kann:

„Ich musste mich vor der IV mehrfach rechtfertigen, warum ich Schwierigkeiten im Arbeitsleben habe. Ich habe Tests absolviert, Formulare ausgefüllt, Gutachten eingereicht – und trotzdem wurde meine Diagnose infrage gestellt. Ich wurde behandelt, als ob ich mir meine Probleme nur einbilde oder faul wäre.“

Dies ist kein Einzelfall. Studien aus der Sozialwissenschaft zeigen, dass Menschen mit unsichtbaren Behinderungen, insbesondere aus dem Autismus-Spektrum oder mit ADHS, systematisch benachteiligt werden (Schneider 2021). Die IV geht oft nach dem Prinzip „sehen ist glauben“ vor – wer nicht offensichtlich körperlich eingeschränkt ist, hat es schwer, ernst genommen zu werden.

Der evolutionäre Vorteil von Neurodivergenz

Die Vorstellung, dass Autismus oder ADHS reine „Störungen“ sind, ignoriert eine zentrale Frage: Warum haben sich diese Eigenschaften in der Evolution gehalten? Wären sie reine Defizite, hätten sie sich längst aus dem Genpool herausgefiltert. Stattdessen gibt es immer wieder neurodivergente Menschen – weil sie in bestimmten Kontexten für das Überleben der Menschheit von Vorteil waren.

Autismus und die Rolle der Spezialisten in frühen Gesellschaften

Anthropologen gehen davon aus, dass autistische Menschen in der Steinzeit eine wichtige Rolle spielten. Ihre Fähigkeit, sich über lange Zeiträume tief in spezifische Themen zu vertiefen, war essenziell für die Entwicklung neuer Technologien.

Ein Beispiel: In steinzeitlichen Gesellschaften brauchte man Experten, die sich intensiv mit Werkzeugherstellung beschäftigten. Während neurotypische Menschen möglicherweise nach kurzer Zeit das Interesse verloren, konnten neurodivergente Individuen stundenlang Feuerstein schleifen oder Jagdstrategien perfektionieren. Studien an traditionellen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften zeigen, dass Menschen mit autistischen Zügen oft als „Wissenshüter“ oder „Handwerksmeister“ geschätzt wurden (Spikins 2018).

ADHS als Vorteil für Jäger und Entdecker

ADHS wird oft mit „Konzentrationsschwierigkeiten“ und „Impulsivität“ in Verbindung gebracht. Doch was wäre, wenn genau diese Eigenschaften unsere Vorfahren überleben liessen?

ADHS steht mit einer erhöhten Dopaminverarbeitung im Gehirn in Verbindung – was bedeutet, dass Menschen mit ADHS besonders wachsam, reaktionsschnell und abenteuerlustig sind. In nomadischen Gesellschaften war das ein Vorteil: Jäger mussten blitzschnell auf Bewegungen reagieren, Entdecker mussten bereit sein, Risiken einzugehen. Untersuchungen an indigenen Völkern zeigen, dass Menschen mit ADHS häufiger in Gruppen von Nomaden vorkommen, während sesshafte Gesellschaften niedrigere Raten aufweisen (Eisenberg 2008).

Kurz gesagt: Das, was heute in einem Büro als „Unruhe“ wahrgenommen wird, war in der Wildnis überlebenswichtig!

Hohe Sensibilität als Frühwarnsystem

Neurodivergente Menschen reagieren oft empfindlicher auf Geräusche, Licht oder zwischenmenschliche Spannungen. Dies wird oft als Belastung gesehen – dabei war es in früheren Zeiten ein wichtiger Schutzmechanismus.

Stellen wir uns eine prähistorische Dorfgemeinschaft vor: Während die meisten Menschen schliefen oder sich entspannten, bemerkte eine autistische Person subtile Veränderungen in der Umgebung – etwa das Geräusch eines heranschleichenden Raubtiers oder Anzeichen eines Wetterumschwungs. Ihr „Hyperfokus“ konnte die Gemeinschaft vor Gefahr warnen.

Diese Hypothese wird durch Studien zu Hochsensibilität gestützt: Hochsensitive Menschen haben eine aktivere Amygdala, das Zentrum für Gefahrenwahrnehmung im Gehirn (Aron 2010). Früher ein evolutionärer Vorteil – heute gerne missverstanden.

Ist „Normalität“ wirklich die Norm?

Die Definition von „Normalität“ ist eine Frage der Perspektive. Wer legt fest, was „gesund“ ist und was nicht? Menschen im Autismus-Spektrum haben oft ausgeprägte sensorische Fähigkeiten, tiefgehende analytische Denkweisen und eine hohe Detailgenauigkeit – Eigenschaften, die in vielen Berufen von Vorteil sein können. Doch weil ihre Reaktionen nicht der Norm entsprechen, werden sie ausgegrenzt statt gefördert.

Ein weiteres Beispiel eines Betroffenen:

„Ich habe jahrelang Masking betrieben – mich verstellt, angepasst, meine wahren Reaktionen unterdrückt. Nach meiner Diagnose dachte ich, es wird besser. Doch stattdessen kam die nächste Herausforderung: Ich wurde als ‚Problemfall‘ abgestempelt, bekam Medikamente aufgedrängt und wurde belächelt, wenn ich meine Bedürfnisse äusserte.“

Doch was, wenn wir neurodivergente Menschen nicht als „abweichend“, sondern als Teil eines breiten Spektrums menschlicher Vielfalt anerkennen würden? Studien belegen, dass neurodiverse Teams in Unternehmen kreativer und leistungsfähiger sind (Austin & Pisano 2017). Die Gesellschaft hätte also nichts zu verlieren – im Gegenteil, sie würde profitieren.

Ein Plädoyer für einen Paradigmenwechsel

Statt Menschen aus dem Autismus-Spektrum oder mit ADHS als „krank“ zu stigmatisieren, sollten wir ihre Stärken anerkennen. Sie können Frühwarnsysteme für gesellschaftliche Probleme sein, sie bringen neue Perspektiven ein und sie hinterfragen unreflektierte Normen.

Doch dafür braucht es ein System, das sie unterstützt – nicht eines, das sie durch bürokratische Mühlen zermalmt. Die IV und andere Institutionen müssen lernen, neurodivergente Menschen nicht als Belastung, sondern als Bereicherung zu sehen.

Ich feiere hier und jetzt deine und meine Einzigartigkeit – denn Vielfalt ist kein Fehler, sondern eine Stärke.


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Es ist nie zu spät, das zu werden, was wir hätten sein können

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Vertraue auf deine innere Stimme, deine Impulse! Eigentlich immer; und ganz besonders, wenn die «dir meisten Menschen» etwas einreden wollen, das diesen intrinsischen Impulsen widerspricht. Es sind nicht unmittelbar die Menschen, die dir widersprechen, es ist der Organismus, den wir uns geschaffen haben. Dieser hat sein Eigenleben und eine Zielsetzung, die tatsächlich «den meisten Menschen» in ihrem innersten Werteverständnis widerspricht. 

In einer Gesellschaft, die uns ständig vorgibt, wie wir sein sollen und was wir tun sollen, kann es schwierig werden, die ureigene innere Stimme noch zu hören; überhaupt noch hören zu wollen. Zu schwierig sind die Auseinandersetzungen, zu gross die Lücken. 

Es ist an der Zeit, sich von diesen Fesseln zu befreien und sich selbst treu zu bleiben (oder zu werden). Wer gibt vor, was richtig oder falsch ist? Und aus welchen Beweggründen? Wer sagt uns, dass wir unsere scharfe Sensorik aufgeben und Visionen nicht beachten sollen, uns besser in ein unbequemes Raster drücken lassen sollen? Und wer sagt, dass der Mensch ab 50 nicht mehr leistungsfähig genug für das System sein kann? Was ist das für ein Regelwerk, dem wir uns hier scheinbar ohnmächtig ergeben?

Die Wahrheit ist, dass unsere innerste Stimme uns oft den Weg zu unserem wahren Potenzial zeigt. Es ist nie zu spät, das zu werden, was wir hätten sein können. George Eliot hatte es gut getroffen mit diesen Worten. Es ist an der Zeit, nicht mehr blind auf die Gesellschaft (die meisten Menschen) zu hören, sondern auf sich selbst.

Vielleicht hast du es auch schon einmal erlebt, wie es ist, gegen den Strom zu schwimmen, gegen die Erwartungen anderer. Das mag anfangs unbequem sein. Schlussendlich ist es die Befreiung schlechthin, weil du dir selbst treu geblieben bist. Einmal erkannt, ist vieles möglich!

Es ist an der Zeit, den Mut zu haben, anders zu sein, auch wenn es bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Denn letztendlich sind es unsere eigenen Träume, unsere eigenen Leidenschaften und unsere eigene innere Stimme, die uns erfüllen und uns zu dem machen, was wir wirklich sein können. Die letzte Reflexion im Leben wird die mit sich selbst sein. Ich will mich dann anschauen und sagen können: Du bist deinen Weg gegangen! 

Unsere Welt ist extrem von Konformität geprägt. Und es ist schon einigermassen revolutionär, auf seine innere Stimme zu hören. Aber genau diese Revolution wird uns zu einer authentischeren und erfüllteren Version von uns selbst machen. 


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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Ökonomische Energie im Einklang mit den innersten Werten

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Die Art und Weise, wie wir unser Geld investieren, hat erheblichen Einfluss auf die Welt. In unserem gesellschaftlichen Raum haben wir die ökonomische Energie allem anderen vorangestellt, obschon sie nur eine von vielen Energien ist, die unser Leben beeinflussen. 

In einer Zeit, in der bereits viele geltende Regelwerke im Bereich der Finanzanlagen als Greenwashing entlarvt wurden oder bald entlarvt werden, ist es wichtiger denn je, andere Wege zu gehen, neue Werkzeuge zu entwickeln, alternative Ansätze zu finden. Was liegt näher, als unsere innersten Werte auch als Leitfaden für finanzielle Entscheidungen zu verwenden und uns bewusst für verantwortungsvolle Investitionen einzusetzen? 

Entscheidungen im ökonomischen Raum beruhen per Definition auf möglichst hohen finanziellen Erträgen. Entscheidungen im persönlichen Raum beziehen sich dagegen meist auf eine gute Gesundheit und ein gutschwingendes Umfeld (gesunde Natur, gesunde Beziehungen). Die Ökonomie ist hier Mittel zum Zweck, ein Werkzeug, Katalysator, nichts weiter. Sie ist nicht das alles Beherrschende. Warum lassen wir uns nur immer wieder verführen und vorgaukeln, dass Geld allem voran steht? Entscheidungen im ökonomischen Raum sollten zuallererst unsere persönlichen Werte und Überzeugungen widerspiegeln. Wenn sie das tun, ja, dann müssen wir uns die Frage stellen, ob das alles auch finanziell Sinn macht. Aber erst dann. Es darf nicht die erste aller Fragen sein. 

Beim Treffen von finanziellen Entscheidungen ist es wichtig, auf unsere Intuition zu hören und unsere innersten Werte als Leitfaden zu verwenden. Das Rundfühlen, also das bewusste Wahrnehmen und Abgleichen unserer Entscheidungen mit unseren Werten und Überzeugungen, kann uns dabei helfen, verantwortungsvolle Investitionen zu tätigen. Indem wir uns mit unserem Bauchgefühl und unseren inneren Werten verbinden, können wir sicherstellen, dass unsere finanziellen Entscheidungen im Einklang mit dem stehen, was uns wirklich wichtig ist.

Finanzielle Investitionen können eine positive Veränderung in der Welt bewirken, wenn sie auf verantwortungsvolle Weise getätigt werden. Indem wir unsere innersten Werte als Leitfaden verwenden und auf unser Rundfühlen vertrauen, können wir sicherstellen, dass die ökonomische Energie, die in unserer Verantwortung liegt, im Einklang mit dem steht, was uns wirklich wichtig ist. Es liegt an uns selbst, die Verantwortung bei finanziellen Investitionen anzunehmen und eine wegweisende Zukunft zu gestalten.

Es gibt keine ökonomischere Ökonomie als eine ökologische, meint Hans-Peter Schwöbel, Immanuel Kant Preisträger 2023 für liberales Aufklärertum. Wie schön gesagt!

Das Reversed Triple Bottom Line Rahmenwerk bietet eine Möglichkeit, ökologische, soziale und ökonomische Aspekte in Einklang zu bringen und so einen ganzheitlichen Ansatz für Investitionen zu schaffen.

Hast du Fragen? Melde dich gerne bei mir. 


Kai Isemann

Mein Denken ist in der systemischen Finanzwelt gewachsen – tief analytisch, lösungsorientiert und geprägt von einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Heute begleite ich Menschen, Organisationen und Regionen in Transformationsprozessen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Strukturen in einen nachhaltigen Gleichklang bringen.

Eine grosse Freude an der Neurodiversität – an den unterschiedlichen Arten, die Welt zu denken und zu gestalten – fliesst ebenso in meine Arbeit, wie die Überzeugung, dass Vielfalt die Grundlage für Resilienz und Innovation ist. Weiterbildungen in permakultureller und syntropischer Landwirtschaft sowie die Bewirtschaftung eines eigenen Waldgartens ermöglichen es mir, agrarökologische Entwicklungen praxisnah zu gestalten und Theorie und Umsetzung sinnvoll zu verbinden.

Grundlage meines Handelns sind die Prinzipien der Triple Bottom Line: ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich tragend – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Resilienz gleichermassen zu fördern.


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