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Schlagwort: Ernährung

Intoleranz? Unverträglichkeit? Reizdarm? Die Problematik der unnatürlichen Proteine

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Die Ernährung mit Getreide steht oft im Fokus gesundheitlicher Diskussionen, insbesondere im Zusammenhang mit Unverträglichkeiten wie Glutenintoleranz oder Reizdarmsymptomen. Doch eine Studie aus dem Jahr 2023 unter der Co-Leitung von Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan von der Universität Trier bringt neue Erkenntnisse ans Licht: Urkorn, also nicht-hybrides Getreide, zeigt sich als deutlich verträglicher für den menschlichen Organismus im Vergleich zu modernen hybriden Getreidesorten.

Warum ist ein Urkorn so besonders?

Urkorn bezeichnet alte Getreidesorten wie z. B. Huron- oder Rotkorn-Weizen, die über Jahrtausende nahezu unverändert angebaut wurden. Diese Sorten unterscheiden sich grundlegend von den modernen Züchtungen, die seit dem 20. Jahrhundert durch Hybridisierung und intensive Agrartechniken optimiert wurden. Ziel dieser Züchtungen war es, höhere Erträge, bessere Backeigenschaften und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge zu erreichen.

Die Problematik der künstlichen Eiweisse

Ein zentrales Ergebnis der Studie zeigt, dass nicht die Gluten selbst das Hauptproblem bei modernen Getreiden darstellen, sondern neuartige Proteine, die durch die Hybridisierungen und genetischen Anpassungen entstanden sind. Diese künstlichen Eiweisse, die in den heutigen Getreidesorten vorkommen, sind evolutionär gesehen jung und stellen den menschlichen Organismus vor Herausforderungen, da unser Verdauungssystem nicht optimal darauf eingestellt ist.

Urkorn hingegen enthält natürliche, ursprüngliche Proteine, die unser Körper seit Jahrtausenden kennt und besser verarbeiten kann. Die Struktur des Glutens im Urkorn ist einfacher und weniger belastend für die Darmschleimhaut, weshalb Menschen mit empfindlichem Verdauungssystem oft besser darauf reagieren.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verträglichkeit

Prof. Schuppans Team untersuchte die Interaktion der Proteine mit menschlichen Zellen und stellte fest, dass die Proteine moderner Getreidesorten häufiger entzündliche Reaktionen auslösen können. Gleichzeitig zeigte sich, dass Urkorn-Getreide weniger potenziell problematische Proteine enthält und insgesamt eine geringere Immunreaktion hervorruft.

Ein weiterer Vorteil von Urkorn: Die enthaltenen Nährstoffe wie Mineralien und Spurenelemente sind in höherer Konzentration vorhanden und in einer Form, die für den Körper besser bioverfügbar ist.

Zur Studie

Zusammenfassung: Weizen ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel und seine Verarbeitungsqualität wird weitgehend von den Proteinen bestimmt. Es gibt jedoch eine beträchtliche Anzahl von Menschen mit entzündlichen Reaktionen auf Weizenproteine, nämlich Zöliakie, Weizenallergie und das Syndrom der nicht-zöliakischen Weizensensitivität. Daher sollten Proteomprofile für die Beteiligten entlang der Weizenlieferkette von grosser Bedeutung sein. Wir haben eine auf Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie basierende Proteomik angewendet, um das Mehl-Referenzproteom für fünf Weizenarten, von alten bis modernen, zu ermitteln, jeweils basierend auf 10 Sorten, die in drei verschiedenen Umgebungen angebaut wurden. Wir haben mindestens 2540 Proteine ​​in jeder Art identifiziert und eine Clusteranalyse hat die Arten anhand ihrer Proteomprofile klar getrennt. Mehr noch, >50 % der Proteine ​​unterschieden sich signifikant zwischen den Arten – viele davon sind an der Qualität der Produkte, der Kornstärkesynthese, der Regulierung von Pflanzenstress und nachgewiesenen oder potenziellen allergischen Reaktionen beim Menschen beteiligt. Insbesondere wurde festgestellt, dass die Expression mehrerer wichtiger Weizenproteine ​​hauptsächlich von genetischen und nicht von Umweltfaktoren bestimmt wird, was die Auswahl und Verfeinerung verbesserter Sorten für die Weizenversorgungskette ermöglicht, sofern Schnelltestmethoden entwickelt werden. Insbesondere Einkorn exprimierte 5,4- bzw. 7,2-mal geringere Mengen potenzieller Allergene bzw. immunogener Amylase-Trypsin-Inhibitoren als normaler Weizen, während der Gehalt potenzieller Allergene bei tetraploiden Weizenarten dazwischen lag.

PubMed (Reference proteomes of five wheat species as starting point for future design of cultivars with lower allergenic potential)

Fazit: Zurück zu den Ursprüngen

Die Erkenntnisse aus der Studie legen nahe, dass Urkorn eine gesündere und verträglichere Alternative zu modernen Getreidesorten darstellen könnte – nicht nur für Menschen mit Unverträglichkeiten, sondern auch für all jene, die auf eine naturbelassene Ernährung Wert legen.

Es ist immens wichtig, die Debatte um Gluten neu zu betrachten und die Aufmerksamkeit auf die eigentliche Problematik der künstlich eingebrachten Proteine zu lenken. Mit dem Griff zu Urkorn können Verbraucher nicht nur ihrer Gesundheit etwas Gutes tun, sondern auch einen Beitrag zur Erhaltung von biologischer Vielfalt und nachhaltiger Landwirtschaft leisten.

Ein Schritt zurück zu den Wurzeln unserer Ernährung könnte also ein grosser Schritt nach vorn für unsere Gesundheit sein.

Hier findest du mehr Informationen zu Urgetreide. Und hier kannst du Produkte aus Urgetreide bestellen.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
3) Ist es gut für die Ökonomie unserer Wertegemeinschaft?

Und zwar in dieser Reihenfolge!


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films for future Festival

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Eigentlich wollte ich mit meinen Kindern nur endlich wieder einmal ins Kino. Zur Auswahl einer guten Produktion hatte ich mir das films for future Festival vorgenommen. Und da meldet sich plötzlich Annette Junker von dort und fragt, ob ich Lust hätte, die Schweiz-Premiere von Wilding zu unterstützen. Damit war die Filmauswahl getroffen. Manchmal nimmt das Universum einem die Entscheidung ab (meist sogar, wenn wir gut zuhören). Die Geschichte kannte ich, die Verfilmung noch nicht.

Wilding erzählt von einem jungen Paar in England, das ein altes, heruntergekommenes Anwesen in die Hände der Natur legt, anstatt agroindustrielle Empfehlungen umzusetzen. Es ist der Beginn eines der bedeutendsten Re-Wilding-Experimente in Europa. Und der Film ist tatsächlich sehr eindrucksvoll gemacht.

Was gerne mit „Nett, aber wir sind in der Schweiz. Da geht so etwas nicht.“ abgetan wird, geht doch, was Katharina Serafimova, Jonas Landolt und ich im Anschluss an den Film im Podiumsgespräch mit Moderatorin Gerlinde Zuber darlegen konnten.

Katharina berichtete von ihrer Arbeit für den Verein Lebendiger Bodensee und Jonas vom Verein Wilde Weiden Schweiz, der sich exakt Projekte wie Wilding in die Mission geschrieben hat.

Und ich? Als ehemaliger Finanzler und seit einigen Jahren primär in der Landwirtschaft tätig, halte es mit dem Satz: „Siehst du Arbeit, ist es deine.“ Die ETH hat dieses Jahr eine Arbeit veröffentlich, die belegt, dass die Schweizer Landwirtschaft keinen Zugang zu ökonomischer Energie hat. Es gibt keine zukunftsfähigen Finanzprodukte für unsere Bäuerinnen und Bauern. Dann wollen diese wohl geschaffen werden, was sich gut mit meiner ganz eigenen Mission deckt.

So war der letzte Sonntag Kinoabend mit meinen Kindern, sogar eine Art Zukunftstag für sie, und ein Austausch mit tollen Menschen über etwas, das mir sehr am Herzen liegt. Gelungen! Danke Universum und danke allen, die da waren.

Sehen. Verstehen. Tun. Unter diesem Motto läuft das films for future Festival noch bis 30. November. Und die Besuche lohnen sich! Zum Programm


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
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Regionalwert Appenzell AG

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Die bevorstehende Gründung der ersten Schweizer Regionalwert AG nach deutschem Vorbild markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer tatsächlich nachhaltigeren und regional orientierten Landwirtschaft. Mit der Etablierung dieser Plattform in der Schweiz wird es möglich, private und öffentlich-private Investitionen gezielt in Projekte zu lenken, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind. Die Regionalwert AG bietet eine innovative Lösung, um die Herausforderungen einer zukunftsorientierten Entwicklung in der Schweizer Landwirtschaft anzugehen und gleichzeitig die regionalen Gemeinschaften zu stärken.

Im Laufe der letzten Jahre wurde der Leistungsrechner für die Schweizer Landwirtschaft weiterentwickelt. In einem Beitrag der BioStiftung Schweiz gibt der Gründer des Leistungsrechners, Christian Hiss, Einblicke in den Prozess und den Nutzen für Schweizer Landwirtschaftsbetriebe und Unternehmen. 

Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Masterarbeit von André Semadeni an der ETH Zürich, über die ich hier berichtete, verdeutlichen die Dringlichkeit, private Gelder für die Transformation der Landwirtschaft hin zu einer regenerativen Kulturlandschaft zu mobilisieren. 

Traditionell ist die Finanzierung nachhaltiger landwirtschaftlicher Vorhaben in der Schweiz stark von öffentlichen Geldern und privaten Gönnerschaften abhängig. Allerdings sind diese Mittel oft streng eindimensional zweckgebunden und mit erheblichem administrativen Aufwand verknüpft. In Anbetracht des zunehmenden Wettbewerbs um öffentliche Gelder wird deutlich, dass innovative Finanzierungsmodelle erforderlich sind, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben.

In diesem Zusammenhang hebt die ETH-Studie hervor, dass private Investitionen ein vielversprechender Ansatz sind, um die Finanzierungslücke zu schliessen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten wächst stetig, doch stehen potenzielle Investoren häufig vor der Herausforderung, ein vermeintlich höheres Risiko nachhaltiger Projekte im Vergleich zu traditionellen Investitionen zu bewerten. Die Gründung von juristischen Einheiten wie der Regionalwert AG kann hier Abhilfe schaffen. Durch das Konsolidieren von Investitionen können grössere Volumina realisiert und Risiken verteilt werden, was die Attraktivität für Investoren erhöht.

Ein weiterer zentraler Aspekt, der in der Studie angesprochen wird, ist die Notwendigkeit konkreter Nachweise über die Wirksamkeit nachhaltiger Projekte. Hier kommt der Leistungsrechner von Christian Hiss ins Spiel – ein unverzichtbares Werkzeug, um die ökologischen und ökonomischen Leistungen von landwirtschaftlichen Betrieben zu quantifizieren. Dieser Rechner (eine erweiterte Buchhaltung für Landwirtschaftsbetriebe) ermöglicht es Landwirten, ihre Umweltleistungen systematisch zu erfassen und zu dokumentieren, was für die Akquise von Fördermitteln und Investitionen von entscheidender Bedeutung ist. Die Implementierung eines solchen Instruments in der Schweiz wird einen entscheidenden Fortschritt in der Transparenz und Nachvollziehbarkeit nachhaltiger Praktiken darstellen.

Aktuelle Studien zeigen, dass den Menschen die Regionalität oft wichtiger ist als ein Bio-Label. In diese Debatte verirrt sich die Regionalwert AG erst gar nicht. Sie kann beides, nachhaltige Landwirtschaft fördern und den lokalen Bezug stärken. Indem sie sowohl regional ökologische als auch soziale und ökonomische Kriterien erfüllt, kann die Regionalwert AG dazu beitragen, das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen und gleichzeitig die wirtschaftliche Basis der Region zu festigen.

Es ist mir wichtig zu betonen, dass die Verantwortung für Veränderung bei jedem Einzelnen liegt. Die jüngsten Abstimmungen, wie zuletzt zur Biodiversitätsinitiative, verdeutlichen, dass der Souverän selbst aktiv werden muss. Der politische Organismus folgt kaum den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung. Es liegt an uns, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Die Gründung der Regionalwert AG im Appenzell ist ein Schritt in die richtige Richtung, der sowohl private als auch institutionelle Investoren ansprechen wird. 

Insgesamt bietet die Regionalwert AG eine vielversprechende Möglichkeit, regionale Investitionen zu mobilisieren, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind. Bei der bevorstehenden Gründung handelt es sich nicht nur um eine neue Finanzierungsform, sondern um einen Aufruf an alle, aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigeren Landwirtschaft und Gesellschaft mitzuwirken. Jetzt ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen und die Weichen für eine positive Veränderung zu stellen.

Möchtest du Teil einer sozial-ökologischen Transformation im Appenzell werden? Melde dich gerne bei mir. 


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

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Neue Wege für die Finanzierung einer enkeltauglichen Landwirtschaft

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Eine neue Masterarbeit an der ETH Zürich enthüllt vielversprechende Ansätze, um private Investitionen für die effektiv nachhaltige Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft zu gewinnen.

In der Schweiz werden nachhaltige Vorhaben landwirtschaftlicher Betriebe traditionell durch öffentliche Gelder unterstützt. Diese sind jedoch oft stark zweckgebunden und erfordern einem hohen administrativen Aufwand. Hinzu kommt, dass sich der Verteilungskampf um öffentliche Mittel in den vergangenen Jahren durch verschiedene Entwicklungen zugespitzt hat, sodass zusätzliche Gelder für die fortschreitende nachhaltige Transformation der Schweizer Landwirtschaft nur schwer zu mobilisieren sind.

In diesem Kontext entwickelt sich die Finanzierung durch private Gelder zu einer vielversprechenden Alternative, denn auch die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Allerdings gibt es bei privaten Finanzierungen spezifische Aspekte und Herausforderungen, die zu berücksichtigen sind. Nachhaltige Landwirtschaftsprojekte haben oft ein höheres wahrgenommenes Risiko im Vergleich zu herkömmlichen Investitionen, was unter anderem durch die langen Amortisationszeiten und die mangelnde Erfolgsmessung der nachhaltigen Auswirkungen entsteht. Weiter sind die oft kleinen Investitionsvolumina ein Hindernis, da Transaktionen unabhängig von ihrer Grösse fixe Kosten verursachen, wie beispielsweise die Bonitätsprüfung.

Zusammenschluss als wirksames Mittel

Eine Möglichkeit für Landwirte, diesen Herausforderungen zu begegnen, ist die Gründung juristischer Einheiten, die als Plattformen für das Pooling von Investitionen dienen. Durch das Zusammenlegen von Finanzierungsmöglichkeiten können grössere Volumina bei Finanzierungen erreicht werden, der administrative Aufwand für das Fundraising kann zentralisiert werden, und die Verteilung des Risikos auf mehrere Projekte kann zu einer höheren Stabilität und Attraktivität der Investitionen führen.

Weiter kann ein solcher Zusammenschluss auch die Sichtbarkeit bei Investor:innen erhöhen, was eine weitere zentrale Investitionsbarriere beseitigt, die in der Studie identifiziert wurde.

Ein Pionier in diesem Bereich ist die seit über zehn Jahren in Deutschland etablierte Regionalwert-Idee, die Zusammenarbeit fördert und es Privatpersonen ermöglicht, sich mit Eigenkapital an der enkeltauglichen Entwicklung in der Region zu beteiligen. Die Regionalwert AG unterstützt dabei nicht nur eine langfristig gesunde Entwicklung der Landwirtschaft, sondern fördert auch die gesamte nachhaltige regionale Entwicklung, was die positiven Effekte der nachhaltigen Transformation im Wirkungsraum noch weiter verstärkt.

Der Nachweis ist entscheidend

Um Zugang zu Fördermitteln und Investitionen für nachhaltige Vorhaben zu erhalten, sind konkrete und quantitative Nachweise über die Wirksamkeit von Projekten zentral. Dabei geht es nicht nur um den Wasserverbrauch oder die Emissionen landwirtschaftlicher Maschinen, sondern auch um den Erhalt und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit, den Erosionsschutz oder die Landschaftsästhetik. Diese Aspekte werden in der Fachsprache als Ökosystemdienstleistungen bezeichnet.

Zurzeit werden verschiedene Methoden zur Quantifizierung dieser Ökosystemdienstleistungen entwickelt. Ein sehr vielversprechender Lösungsansatz ist der Regionalwert Leistungsrechner, der seit vielen Jahren in Deutschland und darüber hinaus genutzt wird und es Landwirten ermöglicht, ihre Umweltleistungen zu erfassen.

Auch in der Schweiz bewegt sich etwas: 2025 startet das vom Bund ausgeschriebene nationale Forschungsprogramm 82. Dieses Programm soll neue Erkenntnisse zur Quantifizierung von Ökosystemdienstleistungen liefern und somit die Transparenz und Nachvollziehbarkeit nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken weiter verbessern. Die breite Implementierung des Regionalwert Leistungsrechners in der Schweiz, dem erfolgreichen dreijährigen Pilot mit Gut Rheinau folgend, kommt damit wie gerufen. 


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
3) Ist es gut für die Ökonomie unserer Wertegemeinschaft?

Und zwar in dieser Reihenfolge!


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Die Geschichte des Huron-Weizen

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Franz Karl Rödelberger, ein schweizer Bauer und Lehrer an der Freien Landbauschule Goldenhof, hatte vor über 40 Jahren einen entscheidenden Einfluss auf das Leben von Hanspeter Saxer. Hanspeter besuchte diese biologisch-dynamische Landwirtschaftsschule im Südschwarzwald und wurde dort von Herrn Rödelberger in die Welt der alten Sorten eingeführt.

Der Goldenhof war kein gewöhnlicher Bauernhof. Statt moderner Maschinen und Hochleistungskühe fanden sich dort ausdauernde Norweger-Pferde und genügsame Hinterwälder-Kühe. Die täglichen Arbeiten wurden ohne den Einsatz von Maschinen erledigt. Stattdessen konnte man das Muhen der Kühe, das Schnauben der Pferde und das Summen der Bienen hören. Die Menschen arbeiteten fröhlich und sangen sogar trotz der oft schweren Arbeit. Herr Rödelberger war bekannt dafür, ein bisschen „verrückt“ zu sein, aber genau das war es, was ihn auszeichnete. In einer Welt, die sich immer mehr um Konsum drehte und den Blick für die Zusammenhänge verlor, war er ein leuchtendes Beispiel für den Vorwärtsdrang mit der Natur. Er lehrte Hanspeter, dass es wichtig ist, die Natur zu respektieren und zu verstehen, wie die Dinge produziert werden und woher sie kommen.

Die Liebe zu den alten Sorten begann für Hanspeter vor etwa 50 Jahren, als Herr Rödelberger ins Mattertal im Wallis fuhr, um einen bestimmten, begrannten Weizen zu finden, von dem ihm berichtet wurde. Der Bauer, der diesen Weizen angebaut hatte, hatte jedoch mit der Landwirtschaft aufgehört. Herr Rödelberger fand noch ein paar Körner dieses Weizens in einem alten Getreidespeicher. Er brachte sie zurück in den Südschwarzwald und vermehrte sie.

Diese paar Weizenkörner waren von der Sorte Huron, die in den Kriegsjahren in der Schweiz angebaut wurde und eine herausragende Backqualität hat. Hanspeter war tief berührt von dieser Sorte und bat Herrn Rödelberger um ein paar Ähren, um einen Kranz als Andenken zu machen. Obwohl Herr Rödelberger zunächst ablehnte, drückte er dem Protagonisten zum Abschied drei Ähren in die Hand. Diese Ähren wurden zu einem wichtigen Symbol der Dankbarkeit und Hingabe von Hanspeter in all den folgenden Jahren. 

Seitdem sind über 40 Jahre vergangen, und Hanspeter hält immer noch an diesem Weizen fest. Er hat ihn nicht einmal umgetauft – er bleibt sein Huron. Doch warum wird dieser Weizen nicht mehr angebaut, obwohl er eine ausgezeichnete Backqualität hat? Die Antwort ist einfach: Er hat eine kleine Ähre und kleine Körner, was zu einem geringeren Ertrag führt. In Hanspeter’s Verständnis, und hier sind wir uns sehr einig, hat jeder Mensch es selbst in der Hand, Verantwortung zu übernehmen. Und es liegt in unserer Verantwortung, die Vielfalt des Getreides und die Biodiversität zu erhalten, sie mit unserem Leben zu schützen. 

Der passionierte Folkloretänzer hat im Laufe der Jahre nicht nur den Huron-Weizen bewahrt, sondern auf seinen langen Reisen durch die Welt auch viele andere Sorten von Getreide, Kartoffeln, Bohnen, Gemüse und Blumen gesammelt. Leider war der Hof, auf dem Hanspeter lebte, 2016 bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und ein Grossteil seiner Sammlung wurde zerstört. Doch Hanspeter gab nicht auf und versuchte mehrmals, wieder auf die Beine zu kommen.

Warum tut sich Hanspeter das an? Es ist eine Frage, die er in den letzten 40 Jahren nie beantworten konnte und auch jetzt nicht kann. Er ist fest davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um etwas zu bewirken. Es geht nicht um Geld oder Angst vor dem Verlust von Sorten. Es geht darum, Dankbarkeit für das tägliche Brot und die Schöpfung auszudrücken. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und etwas zu bewirken, egal wie klein es auch sein mag.

www.ursaat.ch


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

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Planer:in & Gastgeber:in für Waldgarten Gastronomie & Seminarhaus im St. Galler Rheintal gesucht

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Im Auftrag einer Kundin darf ich heute einen tollen Auftrag und eine ganz besondere Anstellung ausschreiben. Und ich freue mich riesig auf das, was nun kommen mag! 

#permakultur #agrargökologie #landwirtschaft #ernährung #bildung #berufung #waldgarten #bodensee 

Ein mit 3.5 Hektaren Landwirtschaftsland umzäuntes, traumhaft schön gelegenes und historisch bedeutendes Anwesen am Ende des St. Galler Rheintals wird zum Zweck eines zukunftsfähigen, gemeinnützigen Betriebs in neue Hände übergeben. 

Die Gesamtliegenschaft verfügt über eine ruhige, idyllische Wohnlage mit unverbaubarer Aussicht auf den Bodensee und die umliegenden Berge. Sie besteht aus Wohnhaus, Ökonomiegebäude und Erweiterungsbau mit Garagen sowie Rebland, Wald und Wiese und umfasst total 35’000 Quadratmeter. 

Die Liegenschaft bietet sehr viele Räumlichkeiten, deren Potenzial momentan nicht ausgeschöpft sind. Mit einem starken, attraktiven Nutzungskonzept soll die Liegenschaft sowie die landwirtschaftlichen Nutzflächen zu einem Vorzeigeprojekt einer ertragreichen, klimapositiven Landwirtschaft auf kleiner Fläche werden. 

Der Ort soll mit seiner einmaligen Lage direkt am Wanderweg in den sanften Hügeln des St. Galler Rheintals zu einem Treffpunkt und Leuchtturm für erlebbare Kulturlandschaften in der Region Bodensee werden und von hier aus Menschen von nah und fern berühren und inspirieren. Dazu werden die vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzflächen, ergänzend zum Rebbau, in einen produktiven Waldgarten mit vielfältigen Erzeugnissen wie Kräutern, Nüssen, Früchte und Gemüse umgewandelt. Die Entstehung des Waldgartens soll sichtbar und edukativ dokumentiert werden. So können Spaziergänger:innen auf ihrer Wanderung spontan in das entstehende essbare Paradies eintauchen, sich kulinarisch begeistern lassen und ganz nebenbei Wertvolles lernen. 

Die künftige Trägerschaft vergibt per sofort folgenden Auftrag: 

Fachplanung und Begleitung von Implementierung des Wassermanagements, der Gemüseproduktion und des Waldgartens auf 3.5 Hektaren

Für den Aufbau sowie für die langfristige Leitung des Orchesters auf diesem Anwesen, in enger Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat, schreibt die Trägerschaft folgende Stelle aus:

Gastgeber:in für Waldgarten Gastronomie, Veredelung & Seminarhaus 

Die Trägerschaft sucht eine charmante und engagierte Persönlichkeit für die aktive Mitgestaltung der strategischen Ausrichtung der Unternehmung sowie für die langfristige operative Leitung, bestenfalls mit Kenntnissen in Permakultur, Agrarökologie oder syntropischer Landwirtschaft. 

Das Pensum ist 100%, unbefristet und langfristig. Die Trägerschaft stellt ihre Mitarbeitenden dem Bedarfslohnmodell des Dezentrums folgend, an, die neben dem Lohn auch Teilhabe an Naturalien und Zugang zu Wohnraum auf dem Anwesen beinhalten. 

Als Gastgeber:in wirst du sämtliche Betriebsabläufe mit deinen professionellen und kreativen Lösungsansätzen prägen und eine unverwechselbare Atmosphäre für Mitwirkende und Tages- sowie Langzeit-Gäste schaffen. 

Die grundsätzliche Ausrichtung der Gesellschaft dient dem Gemeinwohl, also dem Wohlergehen aller Mitglieder der Gesellschaft, indem es über individuelle oder Gruppeninteressen hinausgeht. Dieser umfassende Ansatz orientiert sich an dem sicheren und gerechten Raum für die Menschheit zwischen der ökologischen Obergrenze und der gesellschaftlichen Grundlage.

Fühlst du dich angesprochen? Hast du Fragen? Melde dich bei mir. 


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

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Moderne Getreidesorten ohne genetische Vielfalt – Ein Einheitsbrei der Lebensmittelindustrie

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Wenn wir an Getreide denken, dann kommen uns schnell die gängigen Sorten wie Weizen, Reis, Mais, Gerste, Hafer, Roggen und Hirse in den Sinn. Wer sich mehr mit dem Thema auseinandersetzt, der kennt auch weniger bekannte Sorten wie Quinoa, Amaranth, Buchweizen oder Treff. Tatsächlich wird die Anzahl der Getreidesorten weltweit auf mehr als 50’000 geschätzt. Wer, wie Hanspeter Saxer als leidenschaftlicher Folkloretänzer die Welt erkunden und bereisen darf und sich mit dem Thema befasst, ist schnell fasziniert, wie vielfältig die Welt der Getreidesorten ist und wie sie in verschiedenen Kulturen und Küchen verwendet werden. Jede Sorte hat ihre eigenen Eigenschaften, Geschmacksprofile und Verwendungsmöglichkeiten. 

Leider ist die genetische Vielfalt in modernen Getreidesorten aus verschiedenen Gründen eingeschränkt. 

Ein Hauptgrund ist die intensive Züchtung und Auswahl von Sorten mit bestimmten Merkmalen wie hoher Ertrag, Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen sowie Anpassungsfähigkeit an bestimmte Anbaubedingungen. Um diese Merkmale zu optimieren, wurden im Laufe der Zeit nur wenige Sorten ausgewählt und weitergezüchtet. Dadurch wurden andere genetische Variationen und Sorten vernachlässigt oder sind sogar verloren. Diese Fokussierung auf wenige Sorten hat zu einer genetischen Verarmung geführt und die Vielfalt innerhalb der Getreidearten stark reduziert.

Ein weiterer Faktor ist die Industrialisierung der Landwirtschaft und der kommerzielle Druck auf die Landwirte, bestimmte Sorten anzubauen. Grosse Agrarunternehmen und Saatgutproduzenten konzentrieren sich oft auf die Vermarktung einer begrenzten Anzahl von Sorten, die nach den Anforderungen des Massenanbaus und der Lebensmittelindustrie ausgewählt wurden. Dadurch werden seltene oder lokal angepasste Sorten vernachlässigt und nicht mehr angebaut, was zu einem weiteren Verlust an genetischer Vielfalt führt.

Die Abhängigkeit von Hybridsorten ist ein weiterer Grund für die eingeschränkte genetische Vielfalt. Hybridsorten werden durch die Kreuzung von zwei oder mehr Elternlinien erzeugt und weisen oft eine höhere Leistung und Homogenität auf. Allerdings sind Hybridsorten nicht stabil und ihre Nachkommen zeigen oft nicht die gleichen Eigenschaften wie die Elternlinien. Dies führt dazu, dass Landwirte jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen, anstatt ihr eigenes Saatgut zu vermehren. Diese Abhängigkeit von Hybridsorten hat dazu geführt, dass viele traditionelle und lokale Sorten vernachlässigt wurden und ihre genetische Vielfalt verloren ging.

Die eingeschränkte genetische Vielfalt in modernen Getreidesorten birgt Risiken für die langfristige Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft. Durch den Verlust genetischer Variationen wird die Anfälligkeit gegenüber neuen Krankheiten und Schädlingen erhöht. Wenn eine bestimmte Krankheit oder ein Schädling eine Sorte angreift, die weit verbreitet ist und eine geringe genetische Vielfalt aufweist, kann dies zu erheblichen Ernteverlusten führen. Zudem können sich die Umweltbedingungen ändern, z. B. durch den Klimawandel (egal, ob Mensch-gemacht oder aufgrund eines natürlichen Prozesses), und neue Anpassungen und Eigenschaften werden benötigt, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Eine breitere genetische Vielfalt ermöglicht es, diese Anpassungen zu finden und eine widerstandsfähigere Landwirtschaft aufzubauen.

Aus all diesen Gründen ist es wichtig, die genetische Vielfalt in Getreidesorten zu erhalten und, wo möglich, wiederherzustellen. Die Rückkehr zu ursprünglichem Saatgut, das eine grössere genetische Vielfalt aufweist, ist ein Schritt in diese Richtung. Indem traditionelle und lokale Sorten wieder angebaut und gefördert werden, können wir die genetische Vielfalt in Getreidesorten bewahren und eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Landwirtschaft aufbauen.

Und darum kümmere ich mich mit grosser Freude um den langfristigen Erhalt von Hanspeter Saxer’s Schatz.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
3) Ist es gut für die Ökonomie unserer Wertegemeinschaft?

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Hanspeter Saxer – Ein kerniges Leben

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Vor etwa zwei Jahren habe ich den inzwischen 70-jährigen ehemaligen Demeter-Landwirt Hanspeter Saxer kennengelernt und begleite ihn seitdem bei der langfristigen Sicherstellung seines Schatzes von über 100 Urgetreide-Sorten und seines immensen Wissens.

Seit über 40 Jahren beschäftigt sich Hanspeter mit dem Erhalt und der Vermehrung von alten Getreidesorten. Aus Ehrfurcht der Schöpfung gegenüber hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Getreidevielfalt der Erde zu erhalten. In den vergangenen Jahren hatte Hanspeter über 100 verschiedene alte Sorten gesammelt und vermehrt. Sein Sortiment zeichnet Raritäten aus längst vergangenen Zeiten aus, welche eine äusserst ursprüngliche Genstruktur aufweisen, ohne jeglichen Eingriff eines Labors. Einige Sorten sind daher auch zum Verzehr für Menschen mit hochsensibler Verdauung geeignet.

Hanspeter’s Leidenschaft für das Korn, seine Narben aus einem ebenso kernigen wie robusten Leben, sowie sein unverwechselbarer Charme, sind definitiv unterstützenswert. Und mit grosser Freude helfe ich, Hanspeter’s Erbe in eine neue Generation und ihn zu mehr innerem Frieden zu begleiten.

Die jahrelange Passion und harte Arbeit, welche Hanspeter in die Vermehrung von längst vergessenen Sorten steckte und nach wie vor steckt, blieb bis heute praktisch unverdankt. Mit Kopfschütteln und einem stillen Lächeln wurde seine Arbeit bisher gerne reflektiert. Der traditionelle Anbau der Getreidesorten sei kaum ertragreich und zu wenig wirtschaftlich, hiess es oft. Das ändert sich inzwischen aus Gründen eines offenbar erweiterten Bewusstseins in der Landwirtschaft und beim Konsumenten, und Hanspeter’s Saatgut und die Produkte daraus sind zur gefragten Ware geworden.

In der Lebensmittelindustrie werden heute hybride Getreidesorten verarbeitet und ohne Deklaration weiterverkauft. Als Konsument würde ich gerne selbst bestimmen, ob ich genmanipuliertes Getreide konsumieren möchte oder nicht. Tatsächlich wollen das die meisten Menschen, die ich kenne. Mit Hanspeter an der Hand möchte ich daher seine alten Getreidesorten weiter schützen und vermehren helfen, sodass sie allen Menschen, die ein Urkorn zu schätzen wissen, auch den Zugang dazu bekommen.

Rückblick auf ein kerniges Leben

Franz Karl Rödelberger, ein schweizer Bauer und Lehrer an der Freien Landbauschule Goldenhof, hatte vor über 40 Jahren einen entscheidenden Einfluss auf das Leben von Hanspeter Saxer. Hanspeter besuchte diese biologisch-dynamische Landwirtschaftsschule im Südschwarzwald und wurde dort von Herrn Rödelberger in die Welt der alten Sorten eingeführt.

Der Goldenhof war kein gewöhnlicher Bauernhof. Statt moderner Maschinen und Hochleistungskühe fanden sich dort ausdauernde Norweger-Pferde und genügsame Hinterwälder-Kühe. Die täglichen Arbeiten wurden ohne den Einsatz von Maschinen erledigt. Stattdessen konnte man das Muhen der Kühe, das Schnauben der Pferde und das Summen der Bienen hören. Die Menschen arbeiteten fröhlich und sangen sogar trotz der oft schweren Arbeit. 

Herr Rödelberger war bekannt dafür, ein bisschen „verrückt“ zu sein, aber genau das war es, was ihn auszeichnete. In einer Welt, die sich immer mehr um Konsum drehte und den Blick für die Zusammenhänge verlor, war er ein leuchtendes Beispiel für den Vorwärtsdrang mit der Natur. Er lehrte Hanspeter, dass es wichtig ist, die Natur zu respektieren und zu verstehen, wie die Dinge produziert werden und woher sie kommen.

Die Liebe zu den alten Sorten begann für Hanspeter vor etwa 50 Jahren, als Herr Rödelberger ins Mattertal im Wallis fuhr, um einen bestimmten, begrannten Weizen zu finden, von dem ihm berichtet wurde. Der Bauer, der diesen Weizen angebaut hatte, hatte jedoch mit der Landwirtschaft aufgehört. Herr Rödelberger fand noch ein paar Körner dieses Weizens in einem alten Getreidespeicher. Er brachte sie zurück in den Südschwarzwald und vermehrte sie.

Diese paar Weizenkörner waren von der Sorte Huron, die in den Kriegsjahren in der Schweiz angebaut wurde und eine herausragende Backqualität hat. Hanspeter war tief berührt von dieser Sorte und bat Herrn Rödelberger um ein paar Ähren, um einen Kranz als Andenken zu machen. Obwohl Herr Rödelberger zunächst ablehnte, drückte er dem Protagonisten zum Abschied drei Ähren in die Hand. Diese Ähren wurden zu einem wichtigen Symbol der Dankbarkeit und Hingabe von Hanspeter in all den folgenden Jahren. 

Seitdem sind fast 40 Jahre vergangen, und Hanspeter hält immer noch an diesem Weizen fest. Er hat ihn nicht einmal umgetauft – er bleibt sein Huron. Doch warum wird dieser Weizen nicht mehr angebaut, obwohl er eine ausgezeichnete Backqualität hat? Die Antwort ist einfach: Er hat eine kleine Ähre und kleine Körner, was zu einem geringeren Ertrag führt. In Hanspeter’s Verständnis, und hier sind wir uns sehr einig, hat jeder Mensch es selbst in der Hand, Verantwortung zu übernehmen. Und es liegt in unserer Verantwortung, die Vielfalt des Getreides und die Biodiversität zu erhalten, sie mit unserem Leben zu schützen. 

Der passionierte Folkloretänzer hat im Laufe der Jahre nicht nur den Huron-Weizen bewahrt, sondern auf seinen langen Reisen durch die Welt auch viele andere Sorten von Getreide, Kartoffeln, Bohnen, Gemüse und Blumen gesammelt. Leider war der Hof, auf dem Hanspeter lebte, 2016 bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und ein Grossteil seiner Sammlung wurde zerstört. Doch Hanspeter gab nicht auf und versuchte mehrmals, wieder auf die Beine zu kommen.

Warum tut sich Hanspeter das an? Es ist eine Frage, die er in den 40 Jahren nie beantworten konnte und auch jetzt nicht kann. Er ist fest davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um etwas zu bewirken. Es geht nicht um Geld oder Angst vor dem Verlust von Sorten. Es geht darum, Dankbarkeit für das tägliche Brot und die Schöpfung auszudrücken. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und etwas zu bewirken, egal wie klein es auch sein mag.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
3) Ist es gut für die Ökonomie unserer Wertegemeinschaft?

Und zwar in dieser Reihenfolge!


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Von Kulturlandschaften

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Was bedeutet eigentlich «Landschaft»? Samtige Wiesen vor kantigen Felsen? Knorrige Weinreben in hügeliger Umgebung? Blühende Auen neben einem glitzerndem Fluss?

Im europäischen Landschaftsübereinkommen aus dem Jahr 2000 steht folgende Beschreibung:

Landschaft ist ein vom Menschen als solches wahrgenommenes Gebiet, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und Wechselwirkung von natürlichen und oder menschlichen Faktoren ist.

Diese Definition wirkt abstrakt und nüchtern – sie scheint weniger zu den samtigen Wiesen, den knorrigen Weinreben oder den blühenden Auen zu passen, sondern eher zu kargen Industriegebieten neben eintönigen Feldern. Aber: Auch das ist Landschaft.

LandWirtschaft

Seit über 10’000 Jahren gestaltet der Mensch die Landschaft. Zu einem grossen Teil tut er dies durch die Landwirtschaft. Diese tiefe Verbindung nenne ich «Kulturlandschaften». Ihre Nutzung und Pflege bildet das Fundament menschlicher Zivilisation.

Heute erkennen wir, wie eng industrielle Landwirtschaft mit Klimakrise, Artensterben, Bodenverlust sowie Wasser- und Luftverschmutzung verknüpft ist. Dazu kommen die Zersiedelung und andere Formen der Überbeanspruchung von Landschaften, die ihren Reichtum an Funktionen und damit unsere Lebensgrundlage gefährden.

Es ist Zeit, unsere Beziehung zur Landschaft neu zu denken!

Die Vision von Kulturlandschaften ist der Ausgangspunkt eines neuen, zukunftsfähigen Verhältnisses zu den ökologischen Voraussetzungen menschlicher Existenz: Böden, Wasserkreisläufe, biologische Vielfalt und Produktion werden nicht getrennt, sondern integrativ betrachtet und bewirtschaftet. Die Kulturlandschaften der Zukunft sind multifunktionale Alleskönner: produktiv, klimapositiv, biodivers, resilient und schön. Und der Mensch ist Teil davon!

Hier beginnt die Reise: Ich setze mich dafür ein, zukunftsfähige Ansätze wie Agrarökologie, Permakultur Syntropische Landwirtschaft oder Regenerative Landwirtschaft stark zu machen und so Kulturlandschaften auf dem Land und in den urbanen Räumen zu schaffen.

Vision

Ein Morgen, in dem wir Menschen uns als Teil der Natur verstehen. Aus diesem neuen Verhältnis entstehen vielfältige Beziehungen und biodiverse, produktive, ästhetische sowie resistente Landschaften. 

Mission

Die sozialökologische Transformation katalysieren und eine Welt gestalten, in der die Landwirtschaft zur Regeneration des Bodens beiträgt, die Biodiversität fördert, das Tier- und Menschenwohl verbessert, soziale Teilhabe ermöglicht und effektive Massnahmen gegen die Klimakrise ergreift. 

Es gibt gute Ansätze, mit denen wir unsere Nahrungsmittelproduktion zukunftsfähig gestalten können: Agrarökologie, Permakultur, Syntropische Landwirtschaft, Regenerative Landwirtschaft. Mein Ziel ist es, diese Praktiken zu verbinden und zu verbreiten und sie gleichermassen in das Bewusstsein von Landwirt:innen, Konsument:innen und anderen Akteuren zu rücken. Ich setze auf eine Symbiose von individuellem Handeln und dem Gesamtblick auf das Landwirtschafts- und Ernährungssystem.

Ich glaube daran, dass echte Veränderung nur möglich ist, wenn wir gemeinsam handeln und wir mit vereinter Kraft das Thema Kulturlandschaften in die Mitte unserer Gesellschaft rücken.

Magst du Teil dieser Bewegung sein? Bringe dich ein und melde dich mit deinen Impulsen, teile die Vision und lass› uns gemeinsam Kulturlandschaften in der Schweiz und darüber hinaus entfalten.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

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