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Schlagwort: Gesunde Ernährung

Schweizer Daten bleiben in Schweizer Händen

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Der Regionalwert Leistungsrechner bekommt in der Schweiz und Liechtenstein ein neues Zuhause. Die gemeinnützige RegioWert Treuhand GmbH wird als Schirmorganisation gegründet, um das Programm langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln.


Der Regionalwert Leistungsrechner (Sustainable Accounting Management Program; SAMP), ein einzigartiges Werkzeug zur Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen, steht vor einem neuen Kapitel. Mit der Gründung der RegioWert Treuhand GmbH wird erstmals eine gemeinnützige Organisation geschaffen, die das Programm für die Schweiz und Liechtenstein exklusiv verwaltet, weiterentwickelt und breit implementiert. Diese neue Struktur stellt sicher, dass die Rechte am Leistungsrechner langfristig geschützt und im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaft genutzt werden.

Der Leistungsrechner hilft nicht nur landwirtschaftlichen Betrieben, ihre Leistungen in den Bereichen Ökologie, Soziales und Wirtschaftlichkeit messbar und sichtbar zu machen. Auch Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Verarbeiter:innen über den Handel bis zu Finanzdienstleistern – können von den erhobenen Daten profitieren. Durch transparente und vergleichbare Nachhaltigkeitskennzahlen wird die Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen geschaffen und eine nachhaltige Entwicklung in der gesamten Ernährungs- und Agrarbranche gefördert.

Die Gründung der RegioWert Treuhand GmbH erfolgt unter der Führung von Isemann Holistic Guidance. Die Organisation wird im Verantwortungseigentum geführt und verfolgt das Ziel, nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Christian Hiss, der Entwickler des Leistungsrechners, äussert sich positiv zu dieser Entwicklung: „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass der Leistungsrechner nun eine solide Basis in der Schweiz und Liechtenstein erhält. Dies ist ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Transformation der gesamten Wertschöpfungskette.“

Betriebe, Unternehmen und Investoren, die Interesse an der Nutzung des Leistungsrechners haben oder mehr über die RegioWert Treuhand GmbH erfahren möchten, können mich gerne hier kontaktieren.

Mehr Informationen: www.regiowert.org


Kai Isemann

Über 15 Jahre lang habe ich in der globalen Finanzwelt forensische Analysen und Due-Diligence-Audits auf Finanztransaktionen durchgeführt. Ich leitete funktionsübergreifende Teams, um Risiken zu identifizieren, Kapitalströme zu optimieren und operationelle und ökonomische Integrität sicherzustellen.

Heute nutze ich diese analytische Schärfe und systemische Denkweise, um sozialökologische Transformationen zu begleiten. Mein Fokus liegt auf agrarökologischer Entwicklung und nachhaltigen Wertschöpfungskreisläufen – stets aus der Perspektive von Risiko, Resilienz und Wirtschaftlichkeit.

Dem Triple Bottom Line Modell folgend interessiert mich: 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Die Reihenfolge dieser Fragestellung bestimmt meine Arbeit – von der strategischen Kapitalallokation bis zur Umsetzung regenerativer Geschäftsmodelle.


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Die Kraft der kritischen Masse: Warum der gesellschaftliche Wandel näher ist, als du denkst

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Etablierte Netzwerke glauben oft, sie seien unerschütterlich. Und Menschen, die an Alternativen arbeiten, fühlen sich oft von der schieren Trägheit des Systems entmutigt. Doch wer sich mit der Dynamik des sozialen Wandels beschäftigt, weiss: Es braucht keine Mehrheit, um die Welt zu verändern. Es braucht eine entschlossene Minderheit. Und die Wissenschaft zeigt uns ziemlich genau, wo dieser Kipppunkt liegt.


Wandel beginnt bei einer kritischen Masse

Studien zur sozialen Dynamik und Netzwerktheorie legen nahe, dass gesellschaftliche Normen und politische Realitäten nicht durch langsame Mehrheitsbewegungen geändert werden, sondern durch eine kleine, aber entschlossene Gruppe, die fest an ihre Vision glaubt und sie konsequent umsetzt.

Eine vielbeachtete Untersuchung von Damon Centola, Joshua Becker, Devon Brackbill und Andrea Baronchelli (2018) in Science zeigte, dass eine kritische Masse von rund 25 % genügt, um soziale Normen zu kippen und bestehende Strukturen infrage zu stellen. Diese Zahl ist kein absoluter Wert, sondern ein Richtwert, der von den Kommunikationsdynamiken innerhalb einer Gesellschaft abhängt.

Noch beeindruckender ist die Forschung von Erica Chenoweth, die in historischen Analysen gewaltfreier Protestbewegungen nachwies, dass bereits 3,5 % der Bevölkerung genügen, um tiefgreifenden politischen Wandel herbeizuführen. Ihr Buch «Why Civil Resistance Works» zeigt, dass keine einzige Bewegung, die diese Schwelle erreichte, gescheitert ist.

Was bedeutet das für Randzonen-Netzwerke?

Wer sich als Teil eines alternativen Netzwerks sieht, als jemand, der bestehende Machtstrukturen herausfordert, sollte diese Erkenntnisse verinnerlichen. Die Lethargie ist der grösste Feind des Wandels. Es reicht nicht, sich innerlich sicher zu sein, dass man eigentlich recht hat. Was zählt, ist Handlung! Es geht darum, sich als Teil eines Prozesses zu verstehen, der sich nicht an der Gesamtbevölkerung misst, sondern an der notwendigen kritischen Masse. Die notwendige Grösse ist erreichbar. Die entscheidende Frage ist: Wer hat den Mut, die Beharrlichkeit und den Glauben, diesen Punkt zu erreichen? Wer hört auf, darauf zu warten, dass die Mehrheit irgendwann einsieht, was offensichtlich ist? Die Geschichte zeigt: Die Mehrheit folgt.

Warum etablierte Netzwerke sich nicht zu sicher fühlen sollten

Viele glauben, dass die bestehenden Strukturen stabil bleiben, solange eine Mehrheit hinter ihnen steht oder zumindest keine Alternative sichtbar ist. Doch das ist eine Illusion. Die Forschung zeigt, dass kleine, aber entschlossene Gruppen Strukturen ins Wanken bringen können, wenn sie ihre Position klug vertreten und strategisch kommunizieren.

Die grösste Gefahr für etablierte Netzwerke ist nicht der laute, offene Angriff, sondern das schleichende Kippen der Normen. Wenn 25 % der Menschen innerhalb einer Gesellschaft oder Organisation beginnen, eine neue Idee als normal anzusehen, fängt der Rest an, sich anzupassen. Und wenn 3,5 % aktiv handeln, wird Wandel nahezu unausweichlich.

Etablierte Systeme neigen dazu, sich in Sicherheit zu wiegen, weil sie auf Stabilität setzen. Doch Stabilität kann trügerisch sein. Wenn der Wandel kommt, dann nicht langsam und vorhersehbar, sondern plötzlich und unumkehrbar. Wer sich für unantastbar hält, wird oft von der Realität eingeholt.

Der Moment ist jetzt

Ich bin selbst ein Randzonen-Mensch, weiss um die Kraft, die aus der dortigen Reibung entstehen kann, wenn man sie nur zulässt. Wandel ist möglich, er ist messbar und er ist greifbar. Aber er passiert nicht von allein. Er geschieht, weil eine Gruppe sich entscheidet, dass sie die Zukunft mitgestaltet – und nicht nur darauf wartet, dass sich etwas ändert.

Es braucht nicht alle, um alles zu verändern. Und die Frage ist nicht, ob Wandel möglich ist. Die Frage ist lediglich, wer bereit ist, ihn voranzutreiben. Bist du es?


Kai Isemann

Mein analytisches Denken ist tief in der systemischen Finanzwelt verwurzelt. Gleichzeitig beschäftige ich mich intensiv mit der Neurodynamik – insbesondere mit der Frage, wie Menschen in herausfordernden Lebenssituationen (wieder) in den gesellschaftlichen Gleichklang finden.

Durch meine intrinsische Erfahrung im Analytischen weiss ich, dass langfristige Stabilität nicht nur eine Frage von Zahlen und Prozessen ist, sondern von funktionierenden sozialen und ökologischen Systemen. Ich begleite Menschen und Organisationen in Transformationsprozessen, um neue Perspektiven zu eröffnen – immer unter der Prämisse des Triple Bottom Line Modells: Ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich nachhaltig.

Mein Fokus liegt dabei auf regenerativen Wirtschaftsmodellen, die sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene eine langfristige Resilienz ermöglichen.


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Intoleranz? Unverträglichkeit? Reizdarm? Die Problematik der unnatürlichen Proteine

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Intoleranz? Unverträglichkeit? Reizdarm? Die Problematik der unnatürlichen Proteine


Die Ernährung mit Getreide steht oft im Fokus gesundheitlicher Diskussionen, insbesondere im Zusammenhang mit Unverträglichkeiten wie Glutenintoleranz oder Reizdarmsymptomen. Doch eine Studie aus dem Jahr 2023 unter der Co-Leitung von Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan von der Universität Trier bringt neue Erkenntnisse ans Licht: Urkorn, also nicht-hybrides Getreide, zeigt sich als deutlich verträglicher für den menschlichen Organismus im Vergleich zu modernen hybriden Getreidesorten.


Warum ist ein Urkorn so besonders?

Urkorn bezeichnet alte Getreidesorten wie z. B. Huron- oder Rotkorn-Weizen, die über Jahrtausende nahezu unverändert angebaut wurden. Diese Sorten unterscheiden sich grundlegend von den modernen Züchtungen, die seit dem 20. Jahrhundert durch Hybridisierung und intensive Agrartechniken optimiert wurden. Ziel dieser Züchtungen war es, höhere Erträge, bessere Backeigenschaften und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge zu erreichen.

Die Problematik der künstlichen Eiweisse

Ein zentrales Ergebnis der Studie zeigt, dass nicht die Gluten selbst das Hauptproblem bei modernen Getreiden darstellen, sondern neuartige Proteine, die durch die Hybridisierungen und genetischen Anpassungen entstanden sind. Diese künstlichen Eiweisse, die in den heutigen Getreidesorten vorkommen, sind evolutionär gesehen jung und stellen den menschlichen Organismus vor Herausforderungen, da unser Verdauungssystem nicht optimal darauf eingestellt ist.

Urkorn hingegen enthält natürliche, ursprüngliche Proteine, die unser Körper seit Jahrtausenden kennt und besser verarbeiten kann. Die Struktur des Glutens im Urkorn ist einfacher und weniger belastend für die Darmschleimhaut, weshalb Menschen mit empfindlichem Verdauungssystem oft besser darauf reagieren.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verträglichkeit

Prof. Schuppans Team untersuchte die Interaktion der Proteine mit menschlichen Zellen und stellte fest, dass die Proteine moderner Getreidesorten häufiger entzündliche Reaktionen auslösen können. Gleichzeitig zeigte sich, dass Urkorn-Getreide weniger potenziell problematische Proteine enthält und insgesamt eine geringere Immunreaktion hervorruft.

Ein weiterer Vorteil von Urkorn: Die enthaltenen Nährstoffe wie Mineralien und Spurenelemente sind in höherer Konzentration vorhanden und in einer Form, die für den Körper besser bioverfügbar ist.

Zur Studie

Zusammenfassung: Weizen ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel und seine Verarbeitungsqualität wird weitgehend von den Proteinen bestimmt. Es gibt jedoch eine beträchtliche Anzahl von Menschen mit entzündlichen Reaktionen auf Weizenproteine, nämlich Zöliakie, Weizenallergie und das Syndrom der nicht-zöliakischen Weizensensitivität. Daher sollten Proteomprofile für die Beteiligten entlang der Weizenlieferkette von grosser Bedeutung sein. Wir haben eine auf Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie basierende Proteomik angewendet, um das Mehl-Referenzproteom für fünf Weizenarten, von alten bis modernen, zu ermitteln, jeweils basierend auf 10 Sorten, die in drei verschiedenen Umgebungen angebaut wurden. Wir haben mindestens 2540 Proteine ​​in jeder Art identifiziert und eine Clusteranalyse hat die Arten anhand ihrer Proteomprofile klar getrennt. Mehr noch, >50 % der Proteine ​​unterschieden sich signifikant zwischen den Arten – viele davon sind an der Qualität der Produkte, der Kornstärkesynthese, der Regulierung von Pflanzenstress und nachgewiesenen oder potenziellen allergischen Reaktionen beim Menschen beteiligt. Insbesondere wurde festgestellt, dass die Expression mehrerer wichtiger Weizenproteine ​​hauptsächlich von genetischen und nicht von Umweltfaktoren bestimmt wird, was die Auswahl und Verfeinerung verbesserter Sorten für die Weizenversorgungskette ermöglicht, sofern Schnelltestmethoden entwickelt werden. Insbesondere Einkorn exprimierte 5,4- bzw. 7,2-mal geringere Mengen potenzieller Allergene bzw. immunogener Amylase-Trypsin-Inhibitoren als normaler Weizen, während der Gehalt potenzieller Allergene bei tetraploiden Weizenarten dazwischen lag.

PubMed (Reference proteomes of five wheat species as starting point for future design of cultivars with lower allergenic potential)

Fazit: Zurück zu den Ursprüngen

Die Erkenntnisse aus der Studie legen nahe, dass Urkorn eine gesündere und verträglichere Alternative zu modernen Getreidesorten darstellen könnte – nicht nur für Menschen mit Unverträglichkeiten, sondern auch für all jene, die auf eine naturbelassene Ernährung Wert legen.

Es ist immens wichtig, die Debatte um Gluten neu zu betrachten und die Aufmerksamkeit auf die eigentliche Problematik der künstlich eingebrachten Proteine zu lenken. Mit dem Griff zu Urkorn können Verbraucher nicht nur ihrer Gesundheit etwas Gutes tun, sondern auch einen Beitrag zur Erhaltung von biologischer Vielfalt und nachhaltiger Landwirtschaft leisten.

Ein Schritt zurück zu den Wurzeln unserer Ernährung könnte also ein grosser Schritt nach vorn für unsere Gesundheit sein.

Hier findest du mehr Informationen zu Urgetreide. Und hier kannst du Produkte aus Urgetreide bestellen.


Kai Isemann

Aus der Finanzwelt kommend, habe ich jahrelang Kapitalströme analysiert und deren Risiken bewertet. Heute leite ich einen permakulturellen Waldgarten im Zürcher Oberland – ein lebendiges System, das zeigt, wie Wirtschaftlichkeit, Ökologie und soziale Verantwortung harmonisch zusammenwirken können.

Die Prinzipien der Permakultur entsprechen 1:1 meinem Triple Bottom Line Ansatz: Zuerst kommt die ökologische Tragfähigkeit, dann das soziale Gleichgewicht, erst dann die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Dieser Perspektivenwechsel ist essenziell, um zukunftsfähige Wertschöpfungskreisläufe zu gestalten.

Ich begleite Menschen und Organisationen dabei, regenerative Geschäftsmodelle zu entwickeln – mit analytischer Präzision aus der Finanzwelt und der langfristigen Perspektive natürlicher Ökosysteme.



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Neue Wege für die Finanzierung einer enkeltauglichen Landwirtschaft

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Die Masterarbeit von André Semadeni (ETH Zürich) enthüllt vielversprechende Ansätze, um private Investitionen für die effektiv nachhaltige Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft zu gewinnen.


In der Schweiz werden nachhaltige Vorhaben landwirtschaftlicher Betriebe traditionell durch öffentliche Gelder unterstützt. Diese sind jedoch oft stark zweckgebunden und erfordern einem hohen administrativen Aufwand. Hinzu kommt, dass sich der Verteilungskampf um öffentliche Mittel in den vergangenen Jahren durch verschiedene Entwicklungen zugespitzt hat, sodass zusätzliche Gelder für die fortschreitende nachhaltige Transformation der Schweizer Landwirtschaft nur schwer zu mobilisieren sind.

In diesem Kontext entwickelt sich die Finanzierung durch private Gelder zu einer vielversprechenden Alternative, denn auch die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Allerdings gibt es bei privaten Finanzierungen spezifische Aspekte und Herausforderungen, die zu berücksichtigen sind. Nachhaltige Landwirtschaftsprojekte haben oft ein höheres wahrgenommenes Risiko im Vergleich zu herkömmlichen Investitionen, was unter anderem durch die langen Amortisationszeiten und die mangelnde Erfolgsmessung der nachhaltigen Auswirkungen entsteht. Weiter sind die oft kleinen Investitionsvolumina ein Hindernis, da Transaktionen unabhängig von ihrer Grösse fixe Kosten verursachen, wie beispielsweise die Bonitätsprüfung.

Zusammenschluss als wirksames Mittel

Eine Möglichkeit für Landwirte, diesen Herausforderungen zu begegnen, ist die Gründung juristischer Einheiten, die als Plattformen für das Pooling von Investitionen dienen. Durch das Zusammenlegen von Finanzierungsmöglichkeiten können grössere Volumina bei Finanzierungen erreicht werden, der administrative Aufwand für das Fundraising kann zentralisiert werden, und die Verteilung des Risikos auf mehrere Projekte kann zu einer höheren Stabilität und Attraktivität der Investitionen führen.

Weiter kann ein solcher Zusammenschluss auch die Sichtbarkeit bei Investor:innen erhöhen, was eine weitere zentrale Investitionsbarriere beseitigt, die in der Studie identifiziert wurde.

Ein Pionier in diesem Bereich ist die seit über zehn Jahren in Deutschland etablierte Regionalwert-Idee, die Zusammenarbeit fördert und es Privatpersonen ermöglicht, sich mit Eigenkapital an der enkeltauglichen Entwicklung in der Region zu beteiligen. Die Regionalwert AG unterstützt dabei nicht nur eine langfristig gesunde Entwicklung der Landwirtschaft, sondern fördert auch die gesamte nachhaltige regionale Entwicklung, was die positiven Effekte der nachhaltigen Transformation im Wirkungsraum noch weiter verstärkt.

Der Nachweis ist entscheidend

Um Zugang zu Fördermitteln und Investitionen für nachhaltige Vorhaben zu erhalten, sind konkrete und quantitative Nachweise über die Wirksamkeit von Projekten zentral. Dabei geht es nicht nur um den Wasserverbrauch oder die Emissionen landwirtschaftlicher Maschinen, sondern auch um den Erhalt und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit, den Erosionsschutz oder die Landschaftsästhetik. Diese Aspekte werden in der Fachsprache als Ökosystemdienstleistungen bezeichnet.

Zurzeit werden verschiedene Methoden zur Quantifizierung dieser Ökosystemdienstleistungen entwickelt. Ein sehr vielversprechender Lösungsansatz ist der Regionalwert Leistungsrechner, der seit vielen Jahren in Deutschland und darüber hinaus genutzt wird und es Landwirten ermöglicht, ihre Umweltleistungen zu erfassen.

Auch in der Schweiz bewegt sich etwas: 2025 startet das vom Bund ausgeschriebene nationale Forschungsprogramm 82. Dieses Programm soll neue Erkenntnisse zur Quantifizierung von Ökosystemdienstleistungen liefern und somit die Transparenz und Nachvollziehbarkeit nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken weiter verbessern. Die breite Implementierung des Regionalwert Leistungsrechners in der Schweiz, dem erfolgreichen dreijährigen Pilot mit Gut Rheinau folgend, kommt damit wie gerufen. 


Kai Isemann

Über 15 Jahre lang habe ich in der globalen Finanzwelt forensische Analysen und Due-Diligence-Audits auf Finanztransaktionen durchgeführt. Ich leitete funktionsübergreifende Teams, um Risiken zu identifizieren, Kapitalströme zu optimieren und operationelle und ökonomische Integrität sicherzustellen.

Heute nutze ich diese analytische Schärfe und systemische Denkweise, um sozialökologische Transformationen zu begleiten. Mein Fokus liegt auf agrarökologischer Entwicklung und nachhaltigen Wertschöpfungskreisläufen – stets aus der Perspektive von Risiko, Resilienz und Wirtschaftlichkeit.

Dem Triple Bottom Line Modell folgend interessiert mich: 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Die Reihenfolge dieser Fragestellung bestimmt meine Arbeit – von der strategischen Kapitalallokation bis zur Umsetzung regenerativer Geschäftsmodelle.


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Die Geschichte des Huron-Weizen

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Getreide begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden. Vom wilden Einkorn in Anatolien über die erste Kultivierung des Weizens im fruchtbaren Halbmond bis hin zu den Hochleistungssorten der Gegenwart – das Korn ist eine der zentralen Säulen unserer Ernährung. Doch mit dem Streben nach immer höheren Erträgen und optimierten Anbaubedingungen gingen viele alte Sorten verloren. Eine dieser beinahe vergessenen Weizensorten ist der Huron-Weizen, ein Korn mit herausragender Backqualität und einzigartigen Eigenschaften, das durch glückliche Umstände bewahrt wurde.


Die Entdeckung: Ein Zufallsfund in den Alpen

In den 1940er-Jahren wurde der Huron-Weizen in der Schweiz während der Kriegsjahre grossflächig angebaut. Die damaligen Landwirte schätzten ihn für seine exzellente Mehlqualität und sein robustes Wachstum. Doch mit der Einführung ertragreicherer Sorten, die sich besser für den mechanisierten Anbau eigneten, geriet er langsam in Vergessenheit.

Einige Jahrzehnte später machte sich ein Schweizer Agrarlehrer, Franz Karl Rödelberger, auf eine Reise ins Wallis. Er hatte von einer alten, besonders aromatischen Weizensorte gehört, die nur noch vereinzelt von Bergbauern genutzt wurde. Als er einen Landwirt nach den Samen fragte, erhielt er eine ernüchternde Antwort: „Den haben wir schon lange nicht mehr angebaut.“ Doch in einer alten Getreidescheune fand Rödelberger schliesslich einen letzten Rest der Körner.

Er brachte diese wenigen Weizenkörner zurück in den Schwarzwald und begann, sie auf einem biologisch-dynamischen Hof zu vermehren. Dort begegnete der junge Landwirt Hanspeter Saxer zum ersten Mal diesem aussergewöhnlichen Weizen – eine Begegnung, die sein weiteres Leben prägen sollte.

Was macht den Huron-Weizen so besonders?

Der Huron-Weizen unterscheidet sich in mehreren wesentlichen Punkten von modernen Hochleistungssorten:

  • Hervorragende Backqualität: Sein Mehl ist reich an Klebereiweiss und ermöglicht eine ausgezeichnete Teigelastizität – ideal für aromatische Brote mit langer Teigführung.
  • Robustes Wachstum: Die Sorte ist relativ anspruchslos und gedeiht auch in rauen Klimazonen, wo moderne Sorten oft Schwierigkeiten haben.
  • Kleine Ähren, geringer Ertrag: Die Körner sind kleiner als bei heutigen Standardsorten, wodurch der wirtschaftliche Anreiz für den grossflächigen Anbau gering ist.
  • Grannen als natürlicher Schutz: Die langen Borsten der Ähren bieten Schutz vor Vogelfrass und Krankheiten – ein Vorteil in ökologischen Anbausystemen.

Diese Eigenschaften machen den Huron-Weizen zu einer interessanten Alternative für Bäcker und Landwirte, die Wert auf Qualität statt Quantität legen. Doch genau hier liegt das Problem: In einer industrialisierten Landwirtschaft zählt vor allem der Ertrag pro Hektar.

Warum sind alte Sorten wie Huron in Vergessenheit geraten?

Die Abkehr von traditionellen Getreidesorten begann mit der Grünen Revolution in den 1960er-Jahren. Wissenschaftler entwickelten Hochleistungssorten, die mit synthetischem Dünger und Pflanzenschutzmitteln enorme Erträge lieferten. Weizensorten wurden zunehmend auf kurze Halme gezüchtet, um das Risiko von Lagerbildung (Umknicken der Pflanzen) zu minimieren.

Mit diesen Entwicklungen verloren robuste, traditionelle Sorten ihren Platz in der kommerziellen Landwirtschaft. Der Huron-Weizen, mit seinem geringeren Ertrag, wurde nach und nach von leistungsfähigeren Hybriden verdrängt. Was verloren ging, war nicht nur eine geschmacklich und ernährungsphysiologisch wertvolle Getreidesorte, sondern auch ein Stück landwirtschaftlicher Geschichte und genetischer Vielfalt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse: Warum wir alte Sorten brauchen

Moderne Forschung zeigt, dass genetische Vielfalt im Getreideanbau ein entscheidender Faktor für die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel ist. Ein Beispiel dafür ist die Sortenmischung, die in einigen Regionen wieder verstärkt genutzt wird. Durch den Anbau unterschiedlicher Weizensorten auf einem Feld kann das Risiko von Ernteausfällen durch Krankheiten oder extreme Wetterlagen verringert werden.

Ein weiteres Argument für alte Sorten wie den Huron-Weizen ist ihre nährstoffreiche Zusammensetzung. Untersuchungen zeigen, dass viele historische Getreidesorten höhere Gehalte an Mineralstoffen wie Zink, Eisen und Magnesium aufweisen als moderne Hochleistungssorten. Dies könnte ein wichtiger Faktor für die Bekämpfung von Mikronährstoffmangel sein, der weltweit Millionen Menschen betrifft.

Die Wiedergeburt des Huron-Weizens

Nachdem Hanspeter Saxer den Huron-Weizen kennengelernt hatte, nahm er sich vor, ihn weiter zu kultivieren. Er erhielt von Rödelberger eine Handvoll Ähren als Geschenk – ein symbolischer Akt, der ihn sein Leben lang begleiten sollte.

Doch die Bewahrung alter Sorten ist eine Herausforderung. Im Jahr 2016 wurde Hanspeters Hof bei einem Brand fast vollständig zerstört, inklusive eines grossen Teils seiner gesammelten Saatgutsorten. Doch anstatt aufzugeben, begann er erneut, den Huron-Weizen zu vermehren – aus einer kleinen Handvoll Samen, die den Brand überstanden hatten.

Heute setzt er sich aktiv für den Erhalt traditioneller Getreidesorten ein und arbeitet eng mit www.ursaat.ch zusammen, die den Wert alter Sorten erkennen und ihr Mehl in handwerklich hergestellten Produkten verarbeiten.

Fazit: Ein Schatz, den es zu bewahren gilt

Die Geschichte des Huron-Weizens zeigt eindrucksvoll, wie fragil das Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne in der Landwirtschaft ist. Einerseits ermöglicht die Agrarwissenschaft enorme Fortschritte in der Produktivität, andererseits droht durch die Fokussierung auf einige wenige Hochleistungssorten ein unermesslicher Verlust an biologischer Vielfalt.

Dank engagierter Landwirte wie Hanspeter Saxer werden Sorten wie der Huron-Weizen nicht nur als Relikt der Vergangenheit betrachtet, sondern als wertvolle Ressource für die Zukunft. Der Anbau alter Sorten ist nicht nur eine Frage des Ertrags, sondern auch der Kultur, der Nachhaltigkeit und des Geschmacks.

Der Erhalt genetischer Vielfalt ist eine Verantwortung, die weit über die Landwirtschaft hinausgeht – sie betrifft uns alle.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

Mit interdisziplinären Ansätzen vereine ich Ökonomie, Agrarökologie und Gesellschaft, um regenerative Lösungen für Landwirtschaft und Kapitalallokation zu entwickeln.


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Warum blühende Getreidefelder mehr als nur schön sind

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Warum blühende Getreidefelder mehr als nur schön sind


Auf eine gewisse Weise haben die monotonen, unkrautfreien Felder der konventionellen Landwirtschaft eine eigene Ästhetik, oder nicht? Die klaren Linien, die sich endlos in die Ferne erstrecken, die perfekte Symmetrie der Ähren – jemand mit einer Vorliebe für Geometrie könnte sich darin verlieren. Auch das sanfte Wogen der Halme im Wind lässt sich hier eindrucksvoll beobachten. Und die meisten Landwirte freuen sich verständlicherweise über diese sterilen Felder, da das Fehlen von Ackerbeikraut und Fauna die Arbeit erleichtert und den Anschein erweckt, als sei der Ertrag dadurch maximiert. Doch diese scheinbare Perfektion hat ihren Preis.


Dank staatlicher Förderprogramme sieht man heute wieder häufiger blühende Randstreifen mit Mohn, Kornblumen und Kamille. Aber ein wirklich biodiverses Getreidefeld sieht anders aus – hast du schon einmal vor einem gestanden, das vollständig blüht?

In den Feldern von Hanspeter Saxer wächst nicht nur Getreide. Hier finden sich Dutzende verschiedene Blumen und Kräuter, die in einer natürlichen Gemeinschaft mit seinen Weizen-, Roggen- und Kartoffelpflanzen existieren. Ein solches Feld hat seine eigene Schönheit und spielt seine eigene Musik: Bienen summen, Grillen zirpen, Vögel zwitschern, der Wind rauscht durch die Halme – eine lebendige Symphonie. Was zunächst nach einem wilden Durcheinander aussieht, folgt in Wahrheit einer ausgeklügelten, natürlichen Ordnung, die nicht nur ästhetisch, sondern auch ökologisch und agronomisch wertvoll ist.

Ackerbeikräuter als unterschätzte Verbündete der Landwirtschaft

Die permakulturelle Landwirtschaft hat längst erkannt, dass Mischkulturen nicht nur die Resilienz des Systems erhöhen, sondern auch zahlreiche ökologische und wirtschaftliche Vorteile bieten. Im Gegensatz zur konventionellen Praxis, bei der Beikräuter als Konkurrenz betrachtet werden, nutzt die regenerative Landwirtschaft deren Potenzial aktiv.

Studien zeigen, dass Ackerbeikräuter nicht nur Begleiter sind, sondern den Boden und die Pflanzen aktiv unterstützen. Hier sind einige ihrer wichtigsten Funktionen:

Stickstofffixierung durch Leguminosen

Einige Ackerbeikräuter – insbesondere Leguminosen wie Luzerne, Klee und Wicken – haben die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft zu binden und in eine für Pflanzen verfügbare Form umzuwandeln. Dies geschieht durch eine Symbiose mit Knöllchenbakterien in ihren Wurzeln. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass solche Pflanzen die Stickstoffverfügbarkeit im Boden um bis zu 40 % erhöhen können (Köpke, 2015). Dies reduziert die Abhängigkeit von künstlichen Düngemitteln und sorgt für gesunde Böden.

Erhöhung des organischen Materiegehalts und Förderung des Humusaufbaus

Jedes Jahr sterben Pflanzenreste ab und verrotten, wodurch sie zu Humus werden. Dieser Prozess ist essenziell für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung, denn Humus speichert Nährstoffe und verbessert die Bodenstruktur. Ein humusreicher Boden kann ausserdem bis zu fünfmal mehr Wasser speichern als ein humusarmer Boden (Blum, 2009). Ackerbeikräuter tragen massgeblich dazu bei, diesen Prozess zu beschleunigen.

Schutz vor Bodenerosion durch dichte Vegetationsdecken

Kahle Böden sind anfällig für Erosion durch Wind und Wasser. Gerade in Zeiten des Klimawandels wird dieser Faktor immer relevanter. Forschungen zeigen, dass eine vielfältige Pflanzendecke die Bodenerosion um bis zu 80 % verringern kann (Montgomery, 2017). Die tiefreichenden Wurzeln von Ackerbeikräutern stabilisieren die Erde, verhindern das Auswaschen von Nährstoffen und helfen, den Boden langfristig fruchtbar zu halten.

Verbesserung der Bodenstruktur und Wasserinfiltration

Verschiedene Pflanzen haben unterschiedliche Wurzelarchitekturen – einige bilden tiefe Pfahlwurzeln, andere ein feines Netz aus Haarwurzeln. Diese Vielfalt lockert den Boden auf natürliche Weise und verbessert seine Durchlässigkeit. Ein gesunder, gut durchwurzelter Boden kann mehr Wasser aufnehmen und speichern, wodurch er widerstandsfähiger gegenüber Dürreperioden wird.

Landwirtschaft im Einklang mit der Natur: Beispiele aus der Praxis

Hanspeter Saxer ist einer der Landwirte, die diesen Ansatz konsequent umsetzen. Seine Felder zeigen, dass landwirtschaftliche Produktion und Artenvielfalt kein Widerspruch sind. Statt auf künstliche Düngemittel setzt er auf die natürliche Kraft der Pflanzengemeinschaften. Sein Weizen wächst inmitten von Wildkräutern wie Wegerich, Borretsch, Klatschmohn und Kornblume – Pflanzen, die sich nicht nur positiv auf den Boden auswirken, sondern auch Bienen und anderen Bestäubern Lebensraum bieten.

Ein weiteres Beispiel für diesen Ansatz ist der Anbau von Urgetreide, das aufgrund seiner natürlichen Robustheit weniger auf intensive Eingriffe angewiesen ist. Alte Sorten wie Huron, Emmer und Einkorn sind von Natur aus widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Krankheiten und gedeihen besonders gut in biodiversen Feldern. Produkte aus diesen ursprünglichen Getreidesorten sind nicht nur nachhaltiger, sondern oft auch nährstoffreicher als moderne Hochleistungssorten.

Wer Urgetreide selbst ausprobieren möchte, kann es direkt bei ursaat.ch beziehen – einem Netzwerk, das sich der Erhaltung und Wiederverbreitung traditioneller Getreidesorten widmet.

Wie kann die Landwirtschaft von mehr Vielfalt profitieren?

Die Vorteile einer artenreichen Landwirtschaft sind wissenschaftlich gut dokumentiert. Doch die Umsetzung erfordert ein Umdenken – weg von kurzfristiger Maximierung hin zu langfristiger Bodenfruchtbarkeit und Stabilität. Massnahmen, die Landwirte ergreifen können, um Beikräuter gezielt zu nutzen, sind unter anderem:

  • Förderung von Pflanzenvielfalt: Der bewusste Anbau mehrerer Getreidesorten und das Zulassen von Begleitvegetation verbessern die Bodenfruchtbarkeit.
  • Einführung von Zwischenfrüchten: Diese Pflanzen schützen den Boden in brachliegenden Zeiten und verhindern Nährstoffverluste.
  • Gründüngungstechniken: Pflanzen wie Lupinen oder Klee werden gezielt eingearbeitet, um Nährstoffe im Boden anzureichern.

Fazit: Ein Plädoyer für lebendige Felder

Ein blühendes Getreidefeld ist nicht nur ein ästhetischer Anblick – es ist ein Zeichen für gesunde, nachhaltige Landwirtschaft. Statt auf maximalen Ertrag um jeden Preis zu setzen, ist es an der Zeit, biodiverse Anbaumethoden wieder stärker zu nutzen.

Ackerbeikräuter sind keine Unkräuter – sie sind Nährstofflieferanten, Bodenverbesserer und Lebensraum für Bestäuber. Die Wissenschaft bestätigt, dass sie eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Landwirtschaft spielen. Und wer einmal vor einem Feld gestanden hat, das nicht nur wächst, sondern auch blüht und lebt, wird sich dieser Magie kaum entziehen können.

Urgetreide, angebaut in artenreichen Feldern, kann ein Weg zurück zu einer Landwirtschaft sein, die nicht nur Nahrung produziert, sondern auch Ökosysteme schützt. Wer diese Idee unterstützen will, findet bei ursaat.ch eine exklusive Auswahl an alten Getreidesorten und Produkten daraus.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

Mit interdisziplinären Ansätzen vereine ich Ökonomie, Agrarökologie und Gesellschaft, um regenerative Lösungen für Landwirtschaft und Kapitalallokation zu entwickeln.


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Wozu sind die Grannen gut?

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Wozu sind die Grannen gut?


Grannen, jene feinen, borstenartigen Fortsätze an den Ähren vieler Getreidearten, sind seit jeher Gegenstand landwirtschaftlicher Betrachtungen. Während sie bei der Gerste oft lang und auffällig sind, treten sie beim Weizen je nach Sorte unterschiedlich in Erscheinung: Einige Sorten sind begrannt, andere nicht.


Funktion und Bedeutung der Grannen

Die genaue Rolle der Grannen ist vielfältig und hängt von mehreren Faktoren ab:

  1. Photosynthese und Ertrag: Grannen tragen zur Photosynthese bei und unterstützen somit die Nährstoffversorgung der Pflanze. Interessanterweise zeigen Metaanalysen, dass begrannte Weizensorten im Durchschnitt drei Prozent weniger Körner produzieren, diese jedoch um fünf Prozent schwerer sind. Dies könnte darauf hindeuten, dass Grannen die Kornfüllung positiv beeinflussen, obwohl der Gesamtertrag ähnlich bleibt.

  2. Wasserregulation: Grannen spielen eine Rolle bei der Wasserregulation der Pflanze, insbesondere unter Trockenstressbedingungen. Sie können helfen, die Wasserverdunstung zu reduzieren und somit die Pflanze vor Austrocknung zu schützen.

  3. Schutzmechanismus: Die borstenartigen Strukturen dienen auch als Schutz vor Fressfeinden und können die Samenausbreitung unterstützen.

Historische Perspektive

Interessanterweise besass Weizen über Jahrtausende hinweg lange Grannen. Erst in den letzten tausend Jahren verbreiteten sich zunehmend grannenlose Sorten. Wissenschaftler untersuchen daher, unter welchen Anbaubedingungen Grannen vorteilhaft sein könnten und warum.

Die Kelten glaubten gar, dass das Getreide eine heilige Pflanze ist und dass die Grannen eine Verbindung zwischen der Erde und dem Himmel herstellen. Sie betrachteten das Getreide als Geschenk der Götter und sahen in den Grannen ein Symbol für Fruchtbarkeit, Wachstum und den Kreislauf des Lebens.

Die Anpassungsfähigkeit der Gerste

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Bedeutung der Grannen findet sich bei der Gerste. Diese Getreideart verfügt über ein hohes genetisches Anpassungspotenzial und wächst in verschiedenen extremen Klimazonen, von den Trockengebieten Vorderasiens bis zu Höhenlagen in Tibet über 4.000 Metern. Die langen Grannen der Wildgerste, die noch im «Fruchtbaren Halbmond» verbreitet ist, zeigen eine rötlich-blaue Anthocyanfärbung, die die Pflanze vor starker Sonneneinstrahlung schützt.

Fazit

Die Funktion der Grannen ist komplex und variiert je nach Getreideart und Umweltbedingungen. Obwohl sie keinen klaren Ertragsvorteil bieten, spielen sie eine Rolle in der Photosynthese, Wasserregulation und dem Schutz der Pflanze.

Interessierst du dich für Urgetreide? Schau hier vorbei: www.ursaat.ch


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

Mit interdisziplinären Ansätzen vereine ich Ökonomie, Agrarökologie und Gesellschaft, um regenerative Lösungen für Landwirtschaft und Kapitalallokation zu entwickeln.


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Warum lange Halme im Getreideanbau mehr als nur Nostalgie sind

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Warum lange Halme im Getreideanbau mehr als nur Nostalgie sind


Wer im Sommer durch die Landschaft streift und reifende Getreidefelder betrachtet, dem fällt eine Veränderung auf: Die Felder sehen nicht mehr aus wie vor 50 Jahren. Besonders ältere Menschen erinnern sich daran, wie hoch das Getreide damals wuchs – deutlich über einen Meter, oft sogar bis zu zwei Meter hoch. Heute hingegen stehen die Halme oft nur noch 25 bis 30 cm über dem Boden.


Diese Entwicklung ist das Ergebnis gezielter Pflanzenzüchtung: Durch kürzere Halme kann das Getreide mehr Düngemittel aufnehmen, wächst kompakter und ist weniger anfällig für das sogenannte „Lager“ – das Umknicken der Halme unter Wind oder Regen. Zudem erleichtert die geringere Höhe die maschinelle Ernte. Auf den ersten Blick scheinen all dies klare Vorteile zu sein.

Doch die Natur hat sich beim langen Halm durchaus etwas gedacht. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die ursprüngliche Wuchshöhe des Getreides viele agronomische Vorteile bietet, die in der modernen Landwirtschaft oft übersehen werden.

Schutz vor Pilzbefall und bessere Durchlüftung

Getreide mit langen Halmen ist weniger anfällig für Pilzkrankheiten. Der Grund dafür liegt in der besseren Luftzirkulation: Je höher die Ähre sitzt, desto weiter ist sie vom feuchten Boden entfernt, auf dem sich Schimmel- und Pilzsporen leicht vermehren. Studien zeigen, dass moderne, kurzhalmige Getreidesorten häufiger von Mehltau, Rostpilzen und Fusarium-Befall betroffen sind, da die dichte Pflanzung und die geringe Höhe das Mikroklima feucht und stickig halten (Köpke & Nemecek, 2010).

Ein Beispiel für robuste, hochwachsende Sorten ist der Huron-Weizen, dessen Halme bis zu 2,5 Meter erreichen können. Diese Pflanzen stehen stabil und weisen geringere Pilzbelastungen auf – ein klarer Vorteil, insbesondere in feuchten Anbaugebieten.

Bessere Wassernutzung und Dürretoleranz

Ein weiterer Vorteil langer Halme ist ihre überlegene Wasserregulierung. Dank tiefreichender Wurzelsysteme können diese Pflanzen Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen und effizient speichern. In Zeiten zunehmender Dürreperioden ist dies ein entscheidender Faktor für stabile Erträge.

Forschungen belegen, dass langhalmige Sorten in trockenen Jahren höhere Erträge erzielen als kurzhalmige – besonders in Regionen mit unregelmässigen Niederschlägen (Blum, 2011). Während moderne Sorten bei Wassermangel frühzeitig vertrocknen, bleiben hochwachsende Getreidearten wie Huron, Emmer, Einkorn oder andere alte Weizenarten länger vital.

Förderung der Bodenfruchtbarkeit durch Stroh und Wurzeln

Ein oft übersehener Faktor ist der Beitrag langer Halme zur Bodenfruchtbarkeit. Das zusätzliche Pflanzenmaterial sorgt für eine höhere organische Masse, die nach der Ernte in den Boden eingearbeitet werden kann. Dies fördert das Bodenleben, verbessert die Wasserhaltefähigkeit und trägt zum Humusaufbau bei – essenziell für die nachhaltige Landwirtschaft.

Ein gesunder Boden mit hohem Humusgehalt kann bis zu fünfmal mehr Wasser speichern als humusarmer Boden und bindet zudem CO₂ aus der Atmosphäre (Montgomery, 2017). Langhalmige Sorten leisten somit nicht nur einen Beitrag zur besseren Bodenstruktur, sondern auch zum Klimaschutz.

Genetische Vielfalt als Versicherung für die Zukunft

Die moderne Agrarindustrie hat sich auf wenige Hochleistungssorten konzentriert, die auf Ertrag und Resistenzen gegen bestimmte Krankheiten gezüchtet wurden. Das Problem: Diese genetische Verarmung macht unser Nahrungssystem anfälliger für neue Schädlinge oder Krankheiten, gegen die diese Hochleistungssorten keine Abwehrkräfte besitzen.

Der Anbau alter, genetisch vielfältiger Getreidesorten – wie sie beispielsweise von ursaat.ch angeboten werden – erhöht die Resilienz der Landwirtschaft. Die Mischung aus genetisch unterschiedlichen Pflanzen sorgt für eine natürliche Resistenz gegen Umweltstressoren und reduziert den Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Geschmack und Nährstoffgehalt: Mehr als nur Ästhetik

Neben agronomischen Vorteilen bietet ursprüngliches Getreide oft höhere Gehalte an Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen als moderne Weizensorten. Untersuchungen zeigen, dass alte Getreidesorten wie Einkorn oder Emmer deutlich mehr Magnesium, Eisen, Zink und Antioxidantien enthalten als moderne, auf Ertrag optimierte Weizenarten (Serpen, 2008).

Zudem wird der Geschmack traditioneller Sorten oft als intensiver beschrieben. Wer einmal ein Brot aus Urweizen probiert hat, wird den Unterschied schmecken – das Aroma ist oft nussiger, erdiger und vollmundiger als das von standardisiertem Weizen.

Warum wir den langen Halm nicht vergessen sollten

Die Reduzierung der Halmlänge in der modernen Landwirtschaft wurde vor allem aus Effizienzgründen vorangetrieben. Doch die Forschung zeigt, dass der lange Halm nicht nur eine nostalgische Erinnerung an frühere Zeiten ist – er bietet handfeste ökologische, agronomische und ernährungsphysiologische Vorteile.

Für alle, die traditionelle, nährstoffreiche und nachhaltige Getreidesorten ausprobieren möchten, bietet ursaat.ch eine Auswahl an originalgetreuen Sorten – ein Stück landwirtschaftliche Geschichte für die Zukunft unserer Ernährung.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

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Moderne Getreidesorten ohne genetische Vielfalt – Ein Einheitsbrei der Lebensmittelindustrie

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Die moderne Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Durch die Fokussierung auf wenige ertragreiche Getreidesorten konnte die Produktivität erheblich gesteigert werden. Doch dieser Fortschritt hat auch eine Kehrseite: den Verlust genetischer Vielfalt.

Die Bedeutung der genetischen Vielfalt

Genetische Vielfalt ist essenziell für die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an wechselnde Umweltbedingungen. In der Vergangenheit nutzten Bauern eine breite Palette von Sorten, die an lokale Bedingungen angepasst waren. Diese Vielfalt bot Schutz vor Krankheiten, Schädlingen und Klimaschwankungen. Heute hingegen dominieren weltweit einige wenige Hochleistungssorten, die für maximale Erträge optimiert wurden – oft auf Kosten ihrer Widerstandsfähigkeit.

Die genetische Eintönigkeit moderner Sorten bedeutet, dass ein einziger Krankheitserreger oder Schädling ganze Ernten vernichten kann. Ein bekanntes historisches Beispiel ist die Grosse Hungersnot in Irland (1845–1852), die durch die Kartoffelfäule verursacht wurde. Weil fast ausschliesslich eine genetisch identische Kartoffelsorte angebaut wurde, konnte sich der Erreger ungehindert ausbreiten. Ein ähnliches Risiko besteht heute für viele unserer wichtigsten Getreidekulturen.

Die Abhängigkeit von wenigen Sorten – eine gefährliche Entwicklung

Moderne Weizen-, Mais- und Reissorten sind oft das Ergebnis intensiver Züchtung mit dem Ziel maximaler Erträge. Dies hat dazu geführt, dass die Anbaulandschaft von einigen wenigen, genetisch sehr ähnlichen Sorten dominiert wird. Beispielhaft zeigt sich dies beim Weizen: Im 20. Jahrhundert wurden durch die Grüne Revolution ertragreiche, kurzhalmige Weizensorten eingeführt, die sich weltweit durchsetzten. Diese Sorten sind jedoch stark abhängig von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden, da ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten geringer ist als die traditioneller Sorten.

Ein dramatisches Beispiel für die Folgen genetischer Verarmung ist die Geschichte der Banane: Die weltweit dominierende Sorte „Cavendish“ ist genetisch nahezu identisch. Bereits in den 1950er Jahren wurde ihre Vorgängersorte „Gros Michel“ durch eine Pilzkrankheit (Panama-Krankheit) fast vollständig ausgelöscht. Heute steht die Cavendish-Banane vor dem gleichen Schicksal, da ein neuer Pilzstamm auf dem Vormarsch ist. Ähnliche Szenarien drohen auch bei Getreide.

Wissenschaftliche Erkenntnisse: Genetische Vielfalt für die Zukunft der Landwirtschaft

Forschungsergebnisse zeigen, dass genetische Diversität nicht nur die Widerstandskraft von Pflanzen erhöht, sondern auch zur langfristigen Sicherung der Erträge beiträgt. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der „Landrassen-Weizen“, eine alte Weizensorte, die in vielen Regionen der Welt noch in kleineren Mengen angebaut wird. Studien zeigen, dass solche Sorten unter extremen Wetterbedingungen oft stabilere Erträge liefern als moderne Hochleistungssorten.

Wissenschaftler plädieren daher für eine Rückkehr zu diverseren Anbausystemen, die sowohl moderne als auch traditionelle Sorten umfassen. Die sogenannte „Mischkultur“ – also der Anbau mehrerer Sorten auf einem Feld – kann das Risiko von Ernteausfällen reduzieren. Zudem zeigen Untersuchungen, dass alte Getreidesorten oft höhere Gehalte an Mineralstoffen und Antioxidantien aufweisen, was sie auch aus ernährungsphysiologischer Sicht wertvoll macht.

Der vergessene Schatz alter Getreidesorten

In einem abgelegenen Tal im Himalaya wurde vor einigen Jahren eine uralte Gerstensorte entdeckt, die sich über Jahrhunderte kaum verändert hatte. Diese Sorte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, zeigte eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und extreme Witterungsbedingungen. Wissenschaftler entdeckten, dass sie genetische Merkmale besitzt, die modernen Gerstensorten fehlen – eine wertvolle Ressource für die zukünftige Züchtung.

Ein weiteres Beispiel ist der Einkornweizen, eine der ältesten kultivierten Getreidearten der Welt. Er wächst auch auf kargen Böden und unter trockenen Bedingungen, wo moderne Weizensorten längst versagen. Dennoch fristet er heute ein Nischendasein, obwohl er genetisch reichhaltig und ernährungsphysiologisch vorteilhaft ist.

Fazit: Ein Plädoyer für Vielfalt

Die Fokussierung auf wenige Hochleistungssorten hat die Produktivität gesteigert, doch sie birgt grosse Risiken. Der Verlust genetischer Vielfalt macht unser Ernährungssystem anfällig für Krankheiten, Schädlinge und den Klimawandel. Eine Rückbesinnung auf traditionelle Sorten und ein diversifizierter Anbau könnten dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft langfristig zu sichern.

Genetische Vielfalt ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Thema. Der Einheitsbrei der Lebensmittelindustrie mag effizient erscheinen – doch er könnte sich als tickende Zeitbombe erweisen. Die Lösung liegt in einer intelligenten Kombination aus traditionellem Wissen und moderner Wissenschaft. Siehe www.ursaat.ch.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, begleite ich seit 2012 Menschen und Organisationen in sozial-ökologischer Transformation – besonders dort, wo Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl scheinbar im Widerspruch stehen. Mein Fokus liegt auf der agrarökologischen Entwicklung und der Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungskreisläufe.

Ich arbeite strikt nach dem Triple Bottom Line Modell. 1) Ist es gut für die Umwelt? 2) Ist es gut für die Menschen? 3) Ist es wirtschaftlich tragfähig? Und zwar in dieser Reihenfolge!

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Hanspeter Saxer – Ein kerniges Leben

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Vor etwa zwei Jahren habe ich den inzwischen 70-jährigen ehemaligen Demeter-Landwirt Hanspeter Saxer kennengelernt und begleite ihn seitdem bei der langfristigen Sicherstellung seines Schatzes von über 100 Urgetreide-Sorten und seines immensen Wissens.

Seit über 40 Jahren beschäftigt sich Hanspeter mit dem Erhalt und der Vermehrung von alten Getreidesorten. Aus Ehrfurcht der Schöpfung gegenüber hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Getreidevielfalt der Erde zu erhalten. In den vergangenen Jahren hatte Hanspeter über 100 verschiedene alte Sorten gesammelt und vermehrt. Sein Sortiment zeichnet Raritäten aus längst vergangenen Zeiten aus, welche eine äusserst ursprüngliche Genstruktur aufweisen, ohne jeglichen Eingriff eines Labors. Einige Sorten sind daher auch zum Verzehr für Menschen mit hochsensibler Verdauung geeignet.

Hanspeter’s Leidenschaft für das Korn, seine Narben aus einem ebenso kernigen wie robusten Leben, sowie sein unverwechselbarer Charme, sind definitiv unterstützenswert. Und mit grosser Freude helfe ich, Hanspeter’s Erbe in eine neue Generation und ihn zu mehr innerem Frieden zu begleiten.

Die jahrelange Passion und harte Arbeit, welche Hanspeter in die Vermehrung von längst vergessenen Sorten steckte und nach wie vor steckt, blieb bis heute praktisch unverdankt. Mit Kopfschütteln und einem stillen Lächeln wurde seine Arbeit bisher gerne reflektiert. Der traditionelle Anbau der Getreidesorten sei kaum ertragreich und zu wenig wirtschaftlich, hiess es oft. Das ändert sich inzwischen aus Gründen eines offenbar erweiterten Bewusstseins in der Landwirtschaft und beim Konsumenten, und Hanspeter’s Saatgut und die Produkte daraus sind zur gefragten Ware geworden.

In der Lebensmittelindustrie werden heute hybride Getreidesorten verarbeitet und ohne Deklaration weiterverkauft. Als Konsument würde ich gerne selbst bestimmen, ob ich genmanipuliertes Getreide konsumieren möchte oder nicht. Tatsächlich wollen das die meisten Menschen, die ich kenne. Mit Hanspeter an der Hand möchte ich daher seine alten Getreidesorten weiter schützen und vermehren helfen, sodass sie allen Menschen, die ein Urkorn zu schätzen wissen, auch den Zugang dazu bekommen.

Rückblick auf ein kerniges Leben

Franz Karl Rödelberger, ein schweizer Bauer und Lehrer an der Freien Landbauschule Goldenhof, hatte vor über 40 Jahren einen entscheidenden Einfluss auf das Leben von Hanspeter Saxer. Hanspeter besuchte diese biologisch-dynamische Landwirtschaftsschule im Südschwarzwald und wurde dort von Herrn Rödelberger in die Welt der alten Sorten eingeführt.

Der Goldenhof war kein gewöhnlicher Bauernhof. Statt moderner Maschinen und Hochleistungskühe fanden sich dort ausdauernde Norweger-Pferde und genügsame Hinterwälder-Kühe. Die täglichen Arbeiten wurden ohne den Einsatz von Maschinen erledigt. Stattdessen konnte man das Muhen der Kühe, das Schnauben der Pferde und das Summen der Bienen hören. Die Menschen arbeiteten fröhlich und sangen sogar trotz der oft schweren Arbeit. 

Herr Rödelberger war bekannt dafür, ein bisschen „verrückt“ zu sein, aber genau das war es, was ihn auszeichnete. In einer Welt, die sich immer mehr um Konsum drehte und den Blick für die Zusammenhänge verlor, war er ein leuchtendes Beispiel für den Vorwärtsdrang mit der Natur. Er lehrte Hanspeter, dass es wichtig ist, die Natur zu respektieren und zu verstehen, wie die Dinge produziert werden und woher sie kommen.

Die Liebe zu den alten Sorten begann für Hanspeter vor etwa 50 Jahren, als Herr Rödelberger ins Mattertal im Wallis fuhr, um einen bestimmten, begrannten Weizen zu finden, von dem ihm berichtet wurde. Der Bauer, der diesen Weizen angebaut hatte, hatte jedoch mit der Landwirtschaft aufgehört. Herr Rödelberger fand noch ein paar Körner dieses Weizens in einem alten Getreidespeicher. Er brachte sie zurück in den Südschwarzwald und vermehrte sie.

Diese paar Weizenkörner waren von der Sorte Huron, die in den Kriegsjahren in der Schweiz angebaut wurde und eine herausragende Backqualität hat. Hanspeter war tief berührt von dieser Sorte und bat Herrn Rödelberger um ein paar Ähren, um einen Kranz als Andenken zu machen. Obwohl Herr Rödelberger zunächst ablehnte, drückte er dem Protagonisten zum Abschied drei Ähren in die Hand. Diese Ähren wurden zu einem wichtigen Symbol der Dankbarkeit und Hingabe von Hanspeter in all den folgenden Jahren. 

Seitdem sind fast 40 Jahre vergangen, und Hanspeter hält immer noch an diesem Weizen fest. Er hat ihn nicht einmal umgetauft – er bleibt sein Huron. Doch warum wird dieser Weizen nicht mehr angebaut, obwohl er eine ausgezeichnete Backqualität hat? Die Antwort ist einfach: Er hat eine kleine Ähre und kleine Körner, was zu einem geringeren Ertrag führt. In Hanspeter’s Verständnis, und hier sind wir uns sehr einig, hat jeder Mensch es selbst in der Hand, Verantwortung zu übernehmen. Und es liegt in unserer Verantwortung, die Vielfalt des Getreides und die Biodiversität zu erhalten, sie mit unserem Leben zu schützen. 

Der passionierte Folkloretänzer hat im Laufe der Jahre nicht nur den Huron-Weizen bewahrt, sondern auf seinen langen Reisen durch die Welt auch viele andere Sorten von Getreide, Kartoffeln, Bohnen, Gemüse und Blumen gesammelt. Leider war der Hof, auf dem Hanspeter lebte, 2016 bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und ein Grossteil seiner Sammlung wurde zerstört. Doch Hanspeter gab nicht auf und versuchte mehrmals, wieder auf die Beine zu kommen.

Warum tut sich Hanspeter das an? Es ist eine Frage, die er in den 40 Jahren nie beantworten konnte und auch jetzt nicht kann. Er ist fest davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um etwas zu bewirken. Es geht nicht um Geld oder Angst vor dem Verlust von Sorten. Es geht darum, Dankbarkeit für das tägliche Brot und die Schöpfung auszudrücken. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und etwas zu bewirken, egal wie klein es auch sein mag.


Kai Isemann

Ursprünglich aus der Finanzwelt kommend, bin ich seit 2012 als Unternehmer und Mentor tätig. Für Menschen, die sich ihrer Verantwortung für die ökonomische Energie bewusst sind, die sie verwalten, orchestriere ich seit mehr als einem Jahrzehnt Lösungen, wie sie diese Energie dem Reversed Triple Bottom Line Modell für eine nachhaltige Entwicklung entsprechend investieren können.

1) Ist es gut für die Umwelt?
2) Ist es gut für die direkt und indirekt Beteiligten?
3) Ist es gut für die Ökonomie unserer Wertegemeinschaft?

Und zwar in dieser Reihenfolge!


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